Früheres Arbeiterviertel Bremen-Walle: Die schönsten Ecken eines unterschätzten Stadtteils

Was sieht man in Walle von fast überall? Richtig: den Fernmeldeturm. Hier eine Impression aus der Grenzstraße mit ihren zwar kleinen, dafür aber hübsch anzusehenden bunten Reihenhäusern.

Hier der Blick aus der Sankt-Magnus-Straße Ecke Wartburgplatz. Der Fernmeldeturm wurde 1986 an der Waller Heerstraße im Ortsteil Westend errichtet. Er hat eine Gesamthöhe von 235,70 Metern, wird gern als "Waller Spargel" bezeichnet und kann durchaus als eine Art neuzeitliches Waller Wahrzeichen bezeichnet werden. Wie toll die Sicht vom Turm aus ist, zeigt diese Fotostrecke.

Am Steffensweg rückt der Fernmeldeturm aber in die zweite Reihe - hier am Drei-Türme-Punkt an der Einmündung der Sankt-Magnus-Straße dominieren die Türme der katholischen (links) St. Marien- und der evangelischen Wilhadi-Kirchengemeinde (rechts).

Wir bleiben im Steffensweg und damit in der namensgebenden Straße des mit 12 Quadratkilometern kleinsten der insgesamt sieben Waller Ortsteile, der aber zugleich mit gut 29.000 Einwohnern eine besonders hohe Bevölkerungsdichte aufweist. Der Steffensweg erstreckt sich von der Hansestraße bis zum Waller Ring - das Foto zeigt den Abschnitt zwischen Grenzstraße und Elisabethstraße.

Hier der Blick in Richtung Hansestraße. Man könnte sagen, der Steffensweg sei - insbesondere nach dem Verlust der vielen Geschäfte, die es einst hier gab - nicht mehr schön.

Aber der Fahrradweg entlang des Steffensweg im Bereich zwischen der Einmündung der Grenzstraße und der Sankt-Magnus-Straße ist vor allem im Frühjahr und Sommer vielleicht einer der schönsten der Stadt - ist er doch eine wahre Fahrrad-Allee.

So richtig grün ist es auch parallel zum Steffensweg - im Waller Grünzug. Der erstreckt sich ab Höhe Elisabethstraße bis zur Hansestraße und liegt zwischen den Ortsteilen Steffensweg und Westend.

Im Waller Grün gibt es heimelige Plätze wie hier in Höhe der Grenzstraße rund um die Bronzeplastik "Jüngling mit Richtkranz", die der Bremer Bildhauer Paul Halbhuber 1958 aus Bronze gestaltete. Im Hintergrund ist ein leichter "Abhang" zu sehen, der direkt ans Außengelände des Kindergartens der Immanuel-Kirchengemeinde reicht. Im Winter, sofern Schnee liegt, wird er zum Waller "Rodelberg". (Mehr über die Skulpturen in Bremen erfahren Sie hier .)

Wer die Statue rechts liegen lässt und geradeaus spaziert, kommt in diese ebenfalls heimelige Straße mit Reihenhäusern - die Twistringer Straße.

Wer endgültig nachvollziehen möchte, warum der Stadtteil Walle mit einem Grünflächen-Anteil von 24 Prozent der grünste Stadtteil im Bremer Westen ist, kann dies auch im mehr als sechs Hektar großen Waller Park im Ortsteil Walle, einem einstigen Rittergut.

Am Ufer eines Sees im Waller Park kann man mal die Seele baumeln lassen.

Gleich nebenan lockt ein großer Spielplatz mit vielen Spielgeräten für Kinder.

An den Waller Park schließt sich fast nahtlos der Waller Friedhof an. Er ist im Stil eines Landschaftsparks gestaltet und besticht durch seinen alten Baumbestand. Der knapp 29 Hektar große Friedhof ist ein Ort der Ruhe und Besinnung - kaum zu glauben, dass nicht weit entfernt mit der Werftstraße und der Gröpelinger Heerstraße zwei Hauptverkehrsachsen verlaufen.

Der Waller Friedhof wurde nach dem Entwurf des Aachener Gartenarchitekten Carl Jancke gestaltet und am 1. Mai 1875 eröffnet - ebenso wie der Riensberger Friedhof in Schwachhausen. Eine Bildergalerie über bekannte Persönlichkeiten, die auf dem Riensberger Friedhof beerdigt sind, finden Sie hier.

Zurück ins städtische Leben: An der Waller Heerstraße/Alter Winterweg befindet sich ein Freizeitbereich, der es in sich hat: Das Westbad und die Eissporthalle "Paradice".

Im "Paradice" kann man die Spiele des Eishockeyteams "Weserstars" verfolgen und selbst die Kufen schwingen. Und das in zwei Hallen auf jeweils rund 1800 Quadratmetern Fläche.

Das Westbad ist ein Zusammenschluss des Hallenbades und des Freibades, des Waller See-Bades. Was uns zu einem echten Bade-See führt, denn den gibt's in Walle auch. Der Waller Feldmarksee liegt im Ortsteil Hohweg und bietet Erholung und Erfrischung. Walles Pendant zum Uni-See sozusagen.

Wir spazieren vom Waller Park kommend die Waller Heerstraße Richtung Innenstadt und gelangen kurz hinter der Kreuzung mit dem Waller Ring zu diesem Gebäudekomplex. Ob das Walle Center ein schöner Ort ist, darüber mögen sich die Geister scheiden. Alteingesessene machen auch das am 6. Oktober 1999 eröffnete Einkaufs-Center mitverantwortlich für das Verschwinden vieler kleinerer Geschäfte im Stadtteil. Doch wie auch immer - Center mit vielen Geschäften unter einem Dach und kostenlosen Parkplätzen haben sich als beliebte Einkaufs-Adressen etabliert.

Direkt gegenüber vom Walle Center gibt es dann aber wieder einen grünen Ort zum Verschnaufen. Spielplätze als kleine Oasen inmitten der Hektik des Alltags - in Walle gibt es davon viele.

Vom Walle Center aus sind es nur ein paar Gehminuten in den Ortsteil Osterfeuerberg und zu diesem imposanten Gebäude - der früheren Schule an der Schleswiger Straße. 1901 errichtet, steht das Gebäude seit 1984 unter Denkmalschutz.

Seit 1999 befinden sich eine Musikschule und das Kulturhaus Walle "Brodelpott" in dem Gebäude. Das Kulturhaus versteht sich als soziokulturelles Zentrum im Stadtteil. Hier finden unter anderem Ausstellungen statt, es gibt eine Kleinkunst-Bühne, eine Bibliothek, ein Café und das Geschichtskontor sowie Workshop-Angebote.

Die Schleswiger Straße hat aber nicht nur das ehemalige eindrucksvolle Schulgebäude zu bieten, sondern auch hübsch anzusehende Reihenhausfassaden.

Gleich um die Ecke, an der Theodorstraße, liegt ein weiteres eindrucksvolles Gebäude, das unter Bierkennern als feine Adresse gilt. Hier residiert die Freie Brau Union Bremen.

Eröffnet 2015, hat sich die Freie Brau Union Bremen mit dem Braugasthaus und Braugarten in der Craftbeer-Szene einen Namen gemacht.

Die Handwerksbrauerei knüpft an eine Tradition am Standort an. Dort befand sich die 1907 gegründete Union Brauerei Bremen, die 1965 von der Haake-Beck AG übernommen und 1968 geschlossen wurde. Für weitere Informationen über die Union Brauerei und die Bremer Craft-Beer-Szene empfehlen wir unsere Multimedia-Reportage .

Interessante Architektur findet sich auch an dieser Stelle im Ortsteil Westend, wo sich Vegesacker Straße und Bremerhavener Straße begegnen.

Die Vegesacker Straße ist heute die Waller Gastro-Meile. Seit Jahrzehnten gibt es dort ein italienisches Eiscafé, außerdem Restaurants und Bars.

Die Vegesacker Straße bildet auch das Zentrum, wenn gefeiert wird in Walle. Das Stadtteilfest bietet viel Kultur und Spaß für alle Altersgruppen. Organisiert vom Kulturhaus "Brodelpott" findet das Fest 2018 am 9. und 10. Juni statt.

Aus dem Westend führt uns der Weg Richtung Westen und über die Nordstraße hinweg in die Heimatstraße - nach der ein traditionsreiches Viertel benannt ist: das Heimatviertel oder auch "Waller Wied" (Wied = Weide). Die Siedlung entstand mit zunächst einstöckigen Reihenhäusern im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Architekten Eduard Gildemeister und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. In den 1950er Jahren wurde sie mit zweigeschossigen Häusern wieder aufgebaut. Bedingt durch die Nähe zum Hafen entwickelte sich das Viertel zu einem "Klein St. Pauli". Auch wenn davon heute nichts mehr zu spüren ist, lohnt sich ein Spaziergang durchs "Waller Wied" allemal, um ein bisschen Waller Historie zu schnuppern.

Das Heimatviertel wird von grünen Wällen vor der verkehrsreichen Nordstraße "geschützt". Jedes Jahr im Frühling verwandeln sich diese Wälle in ein florales Kunstwerk - die "Waller Welle". Es entstand 1976 - damals wurden im Zuge des Programms "Kunst im öffentlichen Raum" nach einem Plan des amerikanischen Künstlers Gary Rieveschl an den Böschungshängen 16.000 Narzissenzwiebeln gepflanzt. Im April 1977 leuchtete die "Waller Welle" dann auf einer Länge von rund 400 Metern mit insgesamt 24 blühenden Bögen erstmals.

Unser Weg führt uns weiter nach Westen vom Heimatviertel mit historischem Hintergrund in Walles neuesten Ortsteil Überseestadt. Hier kann man ein reizvolles Hafenambiente genießen - zum Beispiel am Speicher XI.

In dem rund 400 Meter langen historischen Speichergebäude befinden sich heute das Hafenmuseum Bremen und die Speicherbühne, ein "experimenteller Ort für Theater, Musik und Performances" (Eigenwerbung).

Außerdem, am Kopf des Speicher XI, ein Restaurant mit Sommerterrasse.

Rund um den Speicher XI finden jährlich auch mehrere Feste und Märkte statt - dieses Bild zeigt eine Impression vom Herbstmarkt.

Unweit des Speicher XI kann man am Waller Stieg auch im Gebäude der ehemaligen Feuerwache speisen. Dort residiert ein Restaurant mit italienischer Küche.

Vor der Feuerwache lässt sich prima mit Blick auf das Becken des Holzhafens entspannen. Rechts zu sehen ist die Roland Mühle.

Mit der Roland Mühle wäre es beinahe vorbei gewesen. Am 6. Februar 1979 vernichtete eine Mehrstaub-Explosion das alte Mühlengebäude, 14 Menschen starben. Es war die schwerste Detonation, die Bremen nach dem Zweiten Weltkrieg erleben musste. Die Eigentümer entschieden sich, die Mühle wieder aufzubauen. Fotos von der Mühlen-Explosion sehen Sie hier.

Den Reiz des seit 2009 entwickelten Ortsteils Überseestadt macht aber auch der Kontrast von alter und neuer Bebauung aus. Hier an der Europahafenpromenade sehen wir den 67 Meter hohen Landmark Tower. Bilder vom Richtfest des Wohnhochhauses sehen Sie hier.

Wir gehen auf dem Boulevard in die entgegengesetzte Richtung und kommen wieder an historischer Bausubstanz vorbei - dem Schuppen Eins, einem einstigen unter Denkmalschutz stehenden Umschlagsschuppen für Stückgut. Heute firmiert der Schuppen als "Zentrum für Automobilkultur und Mobilität" - verschiedene Dienstleister rund um das Thema Automobil haben sich dort angesiedelt. Außerdem Restaurants und Büros.

Im Europahafen befindet sich die Marina Europahafen, eine moderne Yachtanlage.

Der Flaneur kommt auf seinem weiteren Weg vorbei an moderner Städtebau-Architektur.

Interessante Details gibt es allemal zu sehen.

Die große Terrasse am Kopf des Hafenbeckens am Ludwig-Franzius-Platz ist ein wunderbarer Ort zum - wie man heute so sagt - Chillen. Auf diesem Foto ist gerade nicht viel los ...

Das sieht aber ganz anders aus, wenn im Hafenrevier gefeiert wird. Zum Beispiel beim Übersee-Törn. Der findet allerdings 2018 erstmals seit acht Jahren nicht statt. Die Veranstalter haben eine "Kreativpause" angekündigt.

Auf diesem Foto war es vor wenigen Klicks bereits zusehen - das Pendant zum Landmark Tower und zweite Hochhaus in der Überseestadt.

Und so sieht er aus der Nähe aus, der Weser Tower. 82 Meter hoch ist das Bürogebäude. Die begrünten Freitreppen zur Weserpromenade hin sind bei schönem Wetter nicht nur für die im Tower Beschäftigten ein beliebter Ort für eine Pause. In unmittelbarer Nähe befinden sich Restaurants und das Varieté-Theater GOP.

Ein paar Minuten Fußweg sind es nur, und schon ist man von Walles jüngstem Ortsteil Überseestadt in den traditionellen Ortsteil Utbremen gelangt. Dort gibt es ein kleines Reihenhaus-Quartier mit "kosmischem" Charme - den Sternenhof.

Den um einen Wendehammer angeordneten Sternenhof erreicht man, wenn man aus der Lloydstraße kommend die Hans-Böckler-Straße überquert und der Straße Auf dem Kamp folgt.

Die Hausfassaden zieren hübsche Darstellungen von Sternenbildern.

Gleich hinter dem Sternenhof gibt es dieses ausgedehnte Spiel- und Freizeitareal.

Hier können Kinder ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen. Gleich neben dem Areal befindet sich auch noch ein umzäunter Bolzplatz.

Der Spielplatz liegt am Utbremer Grünzug, der Verlängerung des Waller Grünzuges. Das Utbremer Grün wiederum geht fast nahtlos in die Wallanlagen über. Aus Walle können Spaziergänger und Radfahrer also wunderbar im Grünen bis in die Innenstadt gelangen. Sie möchten wissen, wie grün die anderen Bremer Stadtteile sind? Dann sehen Sie sich diese Fotogalerie an.

Zum Schluss der Blick von oben auf Walle - zumindest auf einen Teil. Links zu sehen ist die Waller Heerstraße.