
Bremen. Dass der SV Werder Bremen die Namensrechte des Weserstadions verkauft hat, ist auf sehr geteilte Meinungen gestoßen. Letztlich war das Hauptargument aus Werdersicht, einen Partner zu finden, der langfristig Geld einbringt. Das ist gelungen: Drei Millionen Euro jährlich zahlt die Wohninvest Holding GmbH für die Namensrechte am Weserstadion. Der Vertrag für „Wohninvest Weserstadion“ gilt für zehn Jahre. Doch was für ein Unternehmen ist eigentlich die Wohninvest Holding GmbH?
Zunächst einmal eines, das eine beeindruckende Entwicklung hinter sich hat: Im Gründungsjahr 2005 lag der Umsatz des Immobilienunternehmens bei gerade einmal 300 000 Euro. Dass sich Wohninvest heute die drei Millionen Euro jährlich leisten kann, die das Unternehmen an die Bremer Weser-Stadion GmbH überweist, die zu je 50 Prozent in Besitz Werder Bremens und der Stadt ist, darauf lässt der Umsatz schließen, den das Unternehmen in diesem Jahr erwartet: Nach Angaben von Wohninvest soll der bei 300 Millionen Euro liegen. Der Jahresumsatz hat sich damit innerhalb von 14 Jahren vertausendfacht.
Offenbar hat das Unternehmen immer auf die richtigen Immobilien gesetzt, und das in einer Branche, die vornehmlich von alteingesessenen Unternehmen, Großkonzernen und international tätigen Investmentfonds geprägt ist.
Hinter der Wohninvest Holding GmbH, die ihren Sitz in Fellbach in der Nähe von Stuttgart hat, steht Harald Panzer. Der heute 55-jährige Gründer und geschäftsführende Gesellschafter hatte nach eigenen Angaben schon vor 2005 mit der Immobilienbranche zu tun. Unabhängig davon, wirkt er wie der klassische Selfmademan, der sich auf sein Bauchgefühl verlassen kann. Ein Gefühl, das offensichtlich dafür gesorgt hat, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu treffen. In der Branche bedeutet das, Immobilien zu entwickeln im Neu- und Altbestand und sie anschließend gewinnbringend zu vermieten oder zu veräußern. Wohninvest hat sich dabei in erster Linie auf Büro -und Gewerbeimmobilien spezialisiert. „Das ist zu 90 Prozent unser Geschäft“, sagt Panzer, der 2005 mit zehn Mitarbeitern startete. Heute liegt die Zahl der Beschäftigten bei 80. Dazu kämen noch etwa 100 weitere Mitarbeiter, „die in Firmen tätig sind, an denen die Wohninvest-Gruppe beteiligt ist.“
Laut Wohninvest umfasst das aktuelle Immobilienportfolio 65 Objekte mit einem geschätzten Marktwert von 550 Millionen Euro. Die Gesamtfläche dieser Objekte soll bei 250 000 Quadratmeter liegen.
Das Unternehmen ist ganz auf weiteres Wachstum ausgelegt – deshalb auch das Engagement an der Weser: Stuttgart sei zwar ein gutes Pflaster, aber ob das ewig so sei, wisse man nicht, sagt Panzer. „Wir wollen deshalb stärker in Norddeutschland aktiv werden. Und mit Werder Bremen haben wir einen Partner gefunden, der uns außerhalb von Stuttgart bekannter machen wird.“ Das ganze Engagement sei langfristig angelegt und beruhe auf einer freundschaftlichen und partnerschaftlichen Ebene. Das sei für ihn die Basis, um überhaupt arbeiten zu können. Und natürlich habe er nichts dagegen, wenn mittelfristig die 30 Millionen Euro wieder dazu verdient würden. Er kann sich gut vorstellen, dass Wohninvest künftig auch mit Partnern aus Bremen Projekte umsetzt und wünscht sich, dass das Unternehmen als Alternative zu hier ansässigen Anbietern wahrgenommen wird.
Was die Kritik am neuen Stadionnamen angeht, sagt Panzer: Für ihn sei von vornherein klar gewesen, dass der Name Weserstadion auf jeden Fall erhalten bleiben müsse. „Diesen traditionsreichen Namen wollten wir nicht antasten, insofern haben wir uns nur für den kleinen Vornamen entschieden.“
Zum Börsengang, der im vergangenen Jahr geplant werden sollte, aber inzwischen nicht weiter verfolgt wird, sagt Panzer: Das sei im Moment kein Thema, aber für die Zukunft nicht gänzlich auszuschließen. Zur extra für den geplanten Börsengang eingestellten Verstärkung sagt Panzer: „In der Fußballsprache würde ich mal sagen, dass wir einen Spieler geholt haben, der die erwartete Performance nicht erfüllt hat.“ Das bezieht sich auf Bernd Fickler, eine Personalie die Anfang 2018 für Aufsehen sorgte. Denn gegen den ehemaligen Chef der Waiblinger Kreissparkasse liefen damals Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Untreue, die fünf Monate später gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt wurden. Fickler beendete laut Pressemitteilung nach 16 Monaten auf eigenem Wunsch seine Tätigkeit bei Wohninvest.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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