
Manchmal verschickt man eben doch noch einen Brief. Haben SMS und E-Mail das papierne Schreiben mit Umschlag und Marke in vielen Bereichen der zwischenmenschlichen Kommunikation längst abgelöst, gibt es Situationen, in denen der klassische Brief die bessere Wahl ist. Vor allem dann, wenn es um etwas geht. Um Olympia zum Beispiel.
Ein solcher Brief ging in diesen Tagen im Büro des Hamburger Bürgermeisters ein. Er kam aus Bremen. Bürgermeister Jens Böhrnsen hat darin seinen Hamburger Amtskollegen und SPD-Genossen Olaf Scholz dazu beglückwünscht, dass es Hamburg ist, das sich für die Olympischen Spiele 2024 bewerben soll. Vor zwei Wochen hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) für die Alstermetropole votiert und gegen Berlin, die Bundeshauptstadt. Seitdem wird in Hamburg noch ein bisschen konzentrierter an der Bewerbung für Olympia gearbeitet. Denn im Herbst muss die Mappe fertig sein, die man zunächst den eigenen Bürgern und dann dem Internationalen Olympischen Komitee vorlegen will.
Seitdem sind beim Hamburger Bürgermeister mehrere Briefe eingegangen. Sie kommen von Spitzenvertretern aus dem gesamten Norden. Jörg Schmoll, stellvertretender Sprecher des Hamburger Senats, hat einige von ihnen gesehen: Briefe aus Lübeck, Kiel, Rostock – und eben aus Bremen. Die Spitzenvertreter all dieser Städte wollen der Hansestadt an der Elbe sozusagen schriftlich auf die Schulter klopfen und sich zugleich für eine Teilhabe an möglichen Sportspielen in Hamburg positionieren. „Bremen“, so Jens Böhrnsen in seiner Grußadresse, die dem WESER-KURIER vorliegt, „möchte dabei sein, möchte helfen, die Spiele zu einem norddeutschen Ereignis zu machen.“ Das ist nur verständlich, denn das Milliardengeschäft Olympia in Hamburg verspräche fette Einnahmen auch für Bremen, sofern Gäste in Unterkünfte oder zur Zerstreuung an die Weser gelotst werden könnten.
Da ist es sinnvoll, sich früh zu positionieren und zu zeigen, dass man auch etwas vom Kuchen abhaben möchte. Bereits im Vorfeld des DOSB-Entscheids hatte Bremen entsprechende Signale ausgesendet. Der Böhrnsen-Brief ist nun der nächste Schritt der Bemühungen. Zumal er mehr enthält als einen Glückwunsch „von Hansestadt zu Hansestadt“, wie der Bürgermeister es formuliert. Er beinhaltet eine Ideensammlung für die Möglichkeiten und Chancen von Spielen mit Bremer Beteiligung.
Laut Senatssprecher Hermann Kleen fungierten UN-Sonderberater Willi Lemke, Landessportbund-Präsident Andreas Vroom, Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger, ÖVB-Arena-Chef Peter Rengel, Werder-Marketing-Chef Oliver Rau sowie der Wissenschaftler Hans-Jürgen Schulke als Stichwortgeber. „Es galt zu formulieren, warum wir für Olympia sind“, sagt Kleen. Der nächste Schritt soll nach Ostern folgen. Dann wolle man mit diesen Personen erörtern, wie der Prozess gestaltet werden kann. „Wir wollen im Gespräch sein in Hamburg“, sagt Kleen. „Und wenn dort darüber nachgedacht wird, wo man die olympischen Fußballspiele austragen kann, dann soll man an Bremen denken.“
Die Kompetenz im Fußball, aber auch im Volleyball, sind zwei der Pfunde, die Bremen in seiner Sammlung anführt. Dazu die bekannten Vorzüge: kurze Wege, kulturelle Angebote, gute Infrastruktur und die Chance, mit Olympia in Hamburg und Bremen den gesamten Nord-Raum prägen zu können. Kammer-Chef Fonger unterstützt das Vorgehen, fordert aber noch mehr: „Nach unserer Vorstellung sollte nach der Bremen-Wahl eine Task Force gebildet werden, in der sich Politik, Verwaltung und Wirtschaft die Frage stellen, was Bremen zu Olympia beitragen kann und wie es mit Hamburg kommunizieren will“, sagt Fonger.
An der Alster tritt man indes auf die Bremse. Natürlich freue man sich über die Unterstützungsangebote, sagt Senatssprecher Schmoll. Die Frage des Austragungsorts für Fußball- oder Volleyballspiele stehe aber noch nicht auf der Agenda. Zunächst suche man einen Segelstandort. Die infrage kommenden Städte würden bereist, dann sehe man weiter.
In Bremen will man dennoch nicht warten. „Es muss weitergehen“, sagt Böhrnsens Sprecher Kleen. Und man wolle weiter für sich werben. Am Freitag, 10. April, ist Hamburgs Olaf Scholz bei der Bremer SPD zu Gast. Dann wolle man reden. Über die Bürgerschaftswahl. Und über Olympia.
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