
Bremen sackt im Städtevergleich ab: Die Stadt hat sich im Ranking der deutschen Industriestädte gemessen am Umsatz um drei Plätze vom fünften auf den achten Rang verschlechtert.
Die gute Nachricht: Die bremische Industrie läuft nach wie vor auf hohen Touren – zu der Erkenntnis kommt zumindest Handelskammer-Präses Christoph Weiss. Allerdings ist es aus seiner Sicht bedenklich, dass sich die Industrie in anderen Städten besser entwickelt.
Die Industrieunternehmen in Bremen erzielten 2014 Umsätze von 22,1 Milliarden Euro – 2012 waren es 23,6 Milliarden Euro. Das sei kein dramatischer Einbruch, aber diese Entwicklung sollte umgekehrt werden und für die Politik Ansporn sein, um an den richtigen Stellschrauben zu drehen, sagt Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven. Das müsse auch ganz im Sinne von Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) sein, der sich bekanntlich „eine wachsende Stadt“ wünscht. „Das kann aber nur erreicht werden, wenn auch die Wirtschaft wächst.“
Alle zwei Jahre erhebt die Handelskammer dieses Ranking. Grundlage dafür sind die Regionaldaten des Statischen Bundesamtes. Auf Platz eins ist demnach weiterhin Hamburg mit 79 Milliarden Euro (2012: 88,4 Milliarden Euro). Überholt wurde die Stadt Bremen unter anderem von Berlin (2014: 24,2 Milliarden Euro; 2012: 23,3 Milliarden Euro).
Bremen punktet durch Luft- und Raumfahrt
Eines werde deutlich, kommentiert Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) den Städtevergleich: „Bremen ist mit den starken Bereichen wie Automotiv, Luft- und Raumfahrt, Lebensmittel und Stahl einer der ganz starken Industriestandorte in Deutschland.“ Die Frage, an welcher Stelle Bremen stehe, sei angesichts der doch eher dünnen Datenlage nicht wirklich bedeutend. „Jedenfalls ist dies sicherlich keine rationale oder belastbare Grundlage für eine ernsthafte wirtschaftspolitische Debatte.“ Und es wäre deutlich zu kurz gesprungen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung auf das Thema Industrie verkürzt würde. Im Dienstleistungsbereich, gerade im Tourismus, gebe es deutliche Zuwächse.
Die Sprecherin des Statistischen Landesamtes, Barbara Rösel, verweist auf den Unterschied zwischen Umsatz und Bruttowertschöpfung. „Aus dem Umsatz geht nicht hervor, was am Ende an Gewinn bei den Unternehmen hängen bleibt“, sagt sie. Auch Jan Wedemeier, der beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut unter anderem im Bereich Regional- und Stadtökonomie forscht, macht auf diesen Unterschied aufmerksam.
Dennoch hält er es grundsätzlich nicht für falsch, die Industrieumsätze heranzuziehen, um Standorte miteinander zu vergleichen. „Und in Bremen gibt es tatsächlich einen Bedeutungsverlust der Industrie“, sagt er. Würde man diesen an der Bruttowertschöpfung festmachen, falle die prozentuale Abweichung zwischen 2012 und 2014 zwar nicht ganz so extrem aus. Erhebungen des HWWI hätten aber ebenfalls ergeben, dass Bremen als Industriestandort von anderen Städten abgehängt werde.
Stadt sollte mehr investieren
Sicherlich gebe es aussagekräftigere Kennzahlen als den Umsatz, räumt auch Fonger ein. Allerdings decke sich die daraus erkennbare Entwicklung mit dem Index, den die Kammer unter Einbeziehung von 22 Standortindikatoren entwickelt und mit Bundeszahlen verglichen hat. Dabei werde deutlich, dass Bremen zu wenig investiere – etwa in die Infrastruktur.Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jörg Kastendiek, sieht das genauso: Trotz der hohen Bedeutung der Industrie für die finanzielle und wirtschaftliche Zukunft Bremens und Bremerhavens, zeigt der Senat seiner Ansicht nach keinen Willen für eine aktive Politik zur Verbesserung der Standortbedingungen. Die Fraktionsvorsitzende der FDP, Lencke Steiner, forderte ebenfalls neue Impulse in der Industriepolitik. „Ein erster Schritt dazu wäre, dass Bürgermeister Sieling einen ,Masterplan Wirtschaft’ vorlegt, in dessen Zentrum der konsequente Abbau von Arbeitsmarktbürokratie und die Beseitigung von Wachstumshemmnissen stehen“, sagt Steiner. „Die Entwicklung des Industriestandorts Bremen ist Chefsache.“
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.