
Mit 103 Anlagen und einer Gesamtleistung von 865 Megawatt (MW) soll in der Ostsee vor der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst einer der ganz großen Offshore-Windparks entstehen.
Allerdings stehen hinter dem Vorhaben, das vom Bremer Windparkentwickler WPD projektiert wird, inzwischen ein paar Fragezeichen – trotz jahrelanger Planung. Gefährdet ist das Projekt vor allem durch die neuen Ausschreibungsregeln, die das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) künftig vorsieht.
Außerdem finden zur Planung für den Windpark, der etwa 15 Kilometer vor der Küste liegen soll, an diesem Mittwoch im Stralsunder Ozeaneum Anhörungen statt. Wie eine Sprecherin des Energieministeriums in Schwerin mitteilte, seien eine Reihe von Einwänden von umliegenden Gemeinden und dem Tourismusverband gegen die Pläne erhoben worden.
Windräder sollen in die Nähe des Windparks Baltic 1
Die bis zu 175 Meter hohen Windräder sollen in der Nähe des schon bestehenden Windparks Baltic 1 gebaut werden. Der erste kommerzielle Windpark in der Ostsee ist seit dem Frühjahr 2011 am Netz und besteht aus 21 Anlagen. Der geplante neue Windpark wäre demnach fünf Mal so groß.
Kritik kommt von Umweltverbänden. Vor allem wegen der Nähe zum viel befahrenen Seegebiet Kadetrinne, das viele Öltanker durchfahren, habe man „große Bedenken“, sagte Elke Körner vom BUND. Zudem verliefen Wanderrouten von Schweinswalen durch das Baugebiet. Der Lebensraum der Tiere werde so weiter zerschnitten und die Beutesuche erschwert.
Ob diese Einwände Erfolg haben, ist allerdings fraglich. Denn vonseiten des Energieministeriums heißt es zum bisherigen Verfahren, man habe die Raumplanung im Küstenbereich zweieinhalb Jahre intensiv und mit breiter Beteiligung diskutiert.
Vorranggebiet für Windenergieanlagen
Alle Seiten hätten ihre Einwände vorbringen können. Das Projekt liege vollständig in einem sogenannten Vorranggebiet für Windenergieanlagen und werde vom Ministerium unterstützt.
Der geplante „Gennaker“-Windpark ist in erster Linie durch das neue EEG gefährdet, das unter anderem die sogenannte Stichtagsregelung vorsieht: Denn nach der Anfang Juli vom Bundestag beschlossenen jüngsten EEG-Novelle müssen die geplanten Projekte bereits bis zum 1. August eine Planfeststellung, eine Genehmigung oder eine Erörterung erreicht haben, um an den 2017 und 2018 vorgesehenen Ausschreibungen teilnehmen zu können. Bleibt es bei diesem Stichtag, wäre das Gennaker-Projekt außen vor.
Dabei hätte es die allerbesten Chancen, einen Zuschlag zu bekommen, wie es in Expertenkreisen heißt. Denn die Zuschläge bei den Ausschreibungen, bei denen es jeweils um eine Gesamtmenge von 1.550 Megawatt geht, bekommen diejenigen Windparks, deren Strom am günstigsten ist. Der Vorteil bei Gennaker gegenüber anderen Windparks liegt in seiner Küstennähe, die weniger Bau- und Installationskosten verursachen würde.
Verschiebung des Stichtags
Aus Sicht von WPD wäre es hilfreich, wenn der Stichtag vom 1. August auf den 31. Dezember dieses Jahres verschoben würde. Und das mache allein deshalb schon Sinn, weil das neue EEG am 1. Januar 2017 in Kraft trete. „Da derzeit noch einige Änderungen zum EEG beschlossen werden, arbeiten wir daran, dass eine Änderung noch erfolgt“, sagte ein Sprecher.
In diesen Tagen beschäftigt sich der Bundestag noch einmal mit den Feinheiten des EEG. WPD hofft, dass in ihrem Sinne entschieden wird. Aus Sicht des Unternehmens würde es dadurch mehr Wettbewerb geben, was dem Grundgedanken des novellierten EEG entspreche.
Ein zentrales Motiv der Novelle ist die Senkung der Stromkosten für den Verbraucher und die langfristige Verringerung der EEG-Umlage. Im Bereich der Fotovoltaik und Windenergie Onshore erwartet der Markt Preise von sechs bis sieben Cent je Kilowattstunde (kWh).
Offshore-Strom kann ganzjährig eingespeist werden
Verschiedene Experten gehen davon aus, dass der Offshore-Bereich voraussichtlich auch in dieser Größenordnung liegen kann. Zudem gibt es den energiewirtschaftlichen Vorteil, dass Offshore-Strom nahezu ganzjährig eingespeist wird. Bisher lag die Anfangsvergütung bei Offshore je nach Wahl des Modells bei 19,4 Cent/kWh für die ersten acht Jahre.
Dass Ausschreibungen tatsächlich zu geringeren Kosten führen, zeigen Beispiele aus dem Ausland: In Dänemark erhielt Vattenfall jüngst den Zuschlag mit 4,9 Cent/kWh. Wobei in Dänemark anders als in Deutschland das Umspannwerk gestellt wird – übertragen auf deutsche Bedingungen läge der Preis bei etwa sechs Cent/kWh.
In den Niederlanden wurde in dieser Woche das Ausschreibungsergebnis für die Windparks Borssele 3 und 4 verkündet: Dabei hat ein Konsortium aus Shell, VanOord, Eneco und Mitsubishi für 5,45 Cent/kWh den Zuschlag bekommen.
Mehr Anbieter, mehr Wettbewerb
Solche Preise wären auch in Deutschland annähernd zu erreichen, so der WPD-Sprecher: Allerdings müsse der Wettbewerb stimmen. Insofern sei es nur logisch, wenn für die weit fortgeschrittenen Offshore-Vorhaben der Stichtag auf Ende des Jahres verschoben würde.
Um aufzuzeigen, welche Folgen es hätte, wenn der Windpark Gennaker nicht an den Ausschreibungen teilnehmen dürfte, hat WPD das Bremer Marktforschungsinstitut Windresearch mit einer entsprechenden Simulation für die beiden Auktionen der Jahre 2017 und 2018 beauftragt.
Danach wären 1,5 Milliarden Euro höhere Kosten die Folge, falls das Projekt nicht bei den Auktionen berücksichtigt wird. „Kosten über 20 Jahre, die dem Stromzahler nur schwer zu erklären sind“, heißt es dazu von WPD.
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