
Entspricht die nächste Generation der rein mit LNG betriebenen Aida-Schiffe ihren Vorstellungen, was Reedereien in Sachen Umweltschutz leisten können?
Dietmar Oeliger: Es wäre übertrieben, LNG-Kreuzfahrtschiffe als umweltfreundlich zu bezeichnen, denn immerhin ist LNG ein fossiler Kraftstoff, bei dessen Gewinnung, beim Transport und der Kühlung sowie beim Verbrennen im Schiffsmotor erhebliche Mengen an Klimagasen freigesetzt werden. Aber zumindest in Sachen Luftschadstoffe, namentlich Rußpartikel, Stickoxide und Schwefeldioxid, wären die neuen Aida-Schiffe eine deutliche Verbesserung.
Die „Aida Prima“, die „Europa 2“ von Hapag-Lloyd und die Tui Cruises Schiffe 3-5 nehmen im Nabu-Kreuzfahrt-Ranking die vordersten Plätze ein. Trotzdem bezeichnet der Nabu diese Reedereien bezüglich ihrer Umweltschutz-Aktivitäten nicht als Vorzeigeunternehmen. Was müssten diese Unternehmen ihrer Meinung nach bei diesen Schiffen leisten beziehungsweise umsetzen, um das zu korrigieren?
Bei Aida klaffen Anspruch und Wirklichkeit bisher leider besonders weit auseinander. Die Aida Prima wurde als das umweltfreundlichste Schiff der Welt beworben, mit Partikelfilter und Stickoxidkatalysator. Auch wurde behauptet, dass es nicht mehr mit dem besonders giftigen Schweröl betrieben werden soll. Die Realität sieht anders aus: Auch fast ein Jahr nach der Schiffstaufe ist das Abgassystem immer noch nicht im Einsatz, und das Schiff soll sehr wohl mit Schweröl fahren. Auch die Nachrüstung aller Aida-Schiffe bis Ende 2016 hatte das Rostocker Unternehmen versprochen. Bis heute wurde kein einziges Schiff mit einem wirksamen Abgassystem ausgestattet. Es wäre also wünschenswert, wenn Aida nicht nur Umweltschutz ankündigen, sondern auch umsetzen würde.
Alle Schiffe, auch die, die in ihrem Ranking komplett durchgefallen sind, erfüllen die gesetzlichen Mindeststandards. Sind diese Standards aus Ihrer Sicht generell zu niedrig? Wer ist für die Festlegung dieser Standards verantwortlich?
Die gesetzlichen Standards sind extrem schwach. Diese werden von der Weltschifffahrtsorganisation IMO festgelegt. Die Prozesse dort sind extrem zäh, und der Langsamste entscheidet über das Tempo. Ein Beispiel: Während Lkw- und Pkw-Kraftstoffe in Europa nur 0,001 Prozent Schwefel enthalten dürfen, fahren Schiffe mit bis zu 3,5 Prozent Schwefel, also dem 3500-fachen Gehalt. Rußpartikelfilter und Katalysatoren sind weitestgehend Fehlanzeige.
Der Kreuzfahrtverband CLIA argumentiert unter anderem damit, dass Kreuzfahrtschiffe nur etwa 0,52 Prozent der zivilen Schifffahrt ausmachen. Wie viel Wert hat diese Argumentation aus Ihrer Sicht?
Die Angaben von CLIA mögen, was die absolute Zahl der Schiffe betrifft, stimmen, aber das entbindet die Kreuzfahrtindustrie nicht, ihrer Verantwortung nachzukommen. Die Emissionen sind auch deutlich höher, da Kreuzfahrtschiffe aufgrund des Hotelbetriebes mehr Energie benötigen und die Motoren Tag und Nacht laufen. Es macht auch einen Unterschied, ob ein Schiff Container oder Menschen transportiert. Erst vor wenigen Wochen hat ein französischer TV-Sender extrem hohe Konzentrationen an Krebs erregenden Partikeln an Deck eines großen europäischen Kreuzfahrtschiffes gemessen. Dies zeigt, dass die Kreuzfahrtreeder zuallererst handeln und Beispiel sein müssen für den Rest der Branche.
Haben Sie den Eindruck, dass Kreuzfahrt-Gäste überhaupt Interesse am Thema Umweltschutz haben und sich das im Buchungsverhalten bemerkbar macht?
Das Interesse an Umweltschutz steigt, aber beeinflusst noch nicht ausreichend das Buchungsverhalten. Dies auch deshalb, weil der Kunde bisher kaum die Wahl hat zwischen einem umweltfreundlichen und einem besonders schmutzigen Schiff. Dies werden die ersten LNG-Schiffe hoffentlich ändern.
Wenn Sie eine Kreuzfahrt machen müssten, auf welchem Schiff würden Sie mitfahren?
Diese Frage stellt sich für mich aus mehreren Gründen eigentlich nicht. Vor allem da ich Individualreisen bevorzuge. Aber wenn ich wirklich gezwungen würde, wäre es wahrscheinlich eines der kleineren Schiffe, die mit Segelunterstützung unterwegs sind.
Die Fragen stellte Peter Hanuschke.
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