Bremen. Die Teilinsolvenz der Beluga-Gruppe hat Folgen für Bremen: Das Beluga College kämpft um seine Existenz. Die Zusammenarbeit der Bremer Philharmoniker mit zwei Grundschulen in Osterholz Tenever und Walle, die Beluga bisher finanzierte, wird eingestellt.
Seit anderthalb Jahren arbeiten die Bremer Philharmoniker mit den Grundschulen am Ellenerbrokweg und Am Pulverberg zusammen. Die Schüler probieren Geige und Cello selbst aus, geben zusammen mit den Musikern Vorstellungen und lernen in "Streicherklassen" mit Musikpädagogen, Streichinstrumente zu spielen. Bisher haben die Philharmoniker die Instrumente gekauft, bezahlt hat Beluga. Genau das ist jetzt aber nicht mehr der Fall. Die Kosten der gekauften Instrumente belaufen sich zusammen mit den Gehältern der Musikpädagogen auf mehrere Zehntausend Euro - eine Summe, die die beiden Grundschulen aus eigener Kraft nicht aufbringen können.
"Viele unserer Schüler hier haben einen Migrationshintergrund", sagt der Schulleiter der Grundschule am Ellenerbrokweg, Harald Bloch. "Ihre Eltern können so einen Musikunterricht einfach nicht bezahlen." Seine Kollegin, Schulleiterin Ulrike Deister-Haag von der Grundschule Am Pulverberg ergänzt: "Jetzt werden die Schüler wieder eingeteilt in Kinder, die sich ein Instrument leisten können, und Kinder, die es eben nicht können. Für die ist die Chance jetzt weg." Das Musikprojekt läuft in Kürze aus, beide Schulleiter verbindet aber die Hoffnung, neue Sponsoren für den Musikunterricht auftreiben zu können.
Die Schüler des von der Schließung bedrohten Beluga College - eine berufliche Oberstufe, an der Schüler neben dem Abitur auch Branchenkenntnisse erwerben - wollen mit einem offenen Brief ein Zeichen setzen und für den Erhalt ihrer Schule kämpfen. Gestern brachte eine Schüler-Delegation den Brief, adressiert an Niels Stolberg, Geschäftsführer Roger Illife und Insolvenzverwalter Edgar Grönda, zur Beluga-Zentrale auf dem Teerhof, wo er von einem Unternehmenssprecher entgegengenommen wurde. "Im Brief steht, dass wir Verständnis für die Situation des Unternehmens haben", sagt Schülersprecher Philip Kuck. "Wir wollen aber verdeutlichen, wie wichtig uns unsere Schule ist, weil wir so praxisnah arbeiten können. Und was für ein Verlust die Schließung für Bremen insgesamt wäre." Unterschrieben haben den Brief alle 42 Schüler.
Laut Bildungsressort würden den Schülern "vergleichbare Angebote im Schulsystem" gemacht, sollte das College nach der Beluga-Insolvenz nicht weiterbestehen. Zwar gebe es in Bremen keine Schulen mit nautischer Ausrichtung, dafür aber kaufmännische Schulen, sagte eine Sprecherin.
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