
Bremen. Das Ausbildungsjahr hat längst begonnen, doch in Bremer Firmen sind noch Hunderte Stellen unbesetzt. Damit das nicht so bleibt, hatte die Agentur für Arbeit zum „Lehrstellen-Endspurt“ aufgerufen. Wir haben den 22-jährigen Christian Sperling aus Bremen-Hemelingen begleitet.
Plötzlich ist die Aufregung wieder da: Eine Steuerkanzlei in der Bremer Innenstadt sucht einen Azubi. Sofort. Eigentlich hatte Christian Sperling die Hoffnung für dieses Jahr schon aufgegeben. Doch jetzt sieht alles ganz anders aus: Nach drei Jahren erfolgloser Suche könnte der 22-Jährige doch noch einen Ausbildungsplatz zum Steuerfachangestellten ergattern.
Vor drei Jahren hat Sperling seinen Abschluss an der Höheren Handelsschule Bremen gemacht. Seitdem sucht der junge Mann aus Hemelingen einen Ausbildungsplatz - am liebsten als Steuerfachangestellter oder Kaufmann. Über 300 Bewerbungen hat er geschrieben, dutzende Vorstellungsgespräche absolviert, doch jedes Mal gab es eine Absage.
Knackpunkt Abschlusszeugnis
Im Rechnungswesen hat Sperling eine 1 - doch in Mathe, Deutsch und Englisch prangt eine hässliche 4 auf seinem Abschlusszeugnis. Der 22-Jährige vermutet, dass das ein Grund ist, warum er noch keine Lehrstelle gefunden hat.
„Die Leute verstehen halt nicht, dass ich in Buchführung gut bin, aber in Mathe schlecht“, sagt er. Dabei hat das einen einfachen Grund: Sperling hat von der Hauptschule an die Höhere Handelsschule gewechselt und musste in Mathe ordentlich aufholen. Das hat er nicht ganz geschafft. Die Fächer, die für alle Handelsschüler neu waren, hat er dagegen gut gemeistert.
Dass es tatsächlich die Abschlussnoten sind, die ihn bisher immer aus der engeren Auswahl gekegelt haben, kann Sperling aber nur vermuten – nachgefragt hat er noch nie. „Da mangelt es mir an Selbstbewusstsein“, gibt der junge Mann ganz offen zu. Jede Absage nagt am Ego, da traut er sich nicht, noch einmal nachzufragen.
Doch irgendwie schafft Sperling es immer wieder, sich neu zu motivieren. Heute Morgen hat er sich seine Bewerbungsmappe unter den Arm geklemmt und ist zur Agentur für Arbeit gefahren. Die Berufsberater hatten alle jungen Menschen, die bisher leer ausgegangen sind, zum „Lehrstellen-Endspurt“ aufgerufen. Mit dabei sind auch die Bremer Handelskammer, Handwerkskammer und weitere Kooperationspartner.
Traumberuf Steuerberater
Im Büro von Berufsberater Dieter Tönjes erhält Christian Sperling die gute Nachricht von der freien Stelle in einer Steuerkanzlei. Dort eine Ausbildung machen, später dann als Steuerberater arbeiten – das wäre sein Traum. Doch die Sache hat einen Haken: Die Steuerkanzlei will nur Bewerber, die mindestens eine 3 in den Hauptfächern haben.
Berufsberater Tönjes macht dem Bewerber Mut: „Das Ausbildungsjahr hat schon begonnen, die können auch nicht mehr allzu wählerisch sein.“ Er verspricht, den Arbeitgeber gleich einmal anzurufen und von Sperlings Notenproblem zu erzählen. „Vielleicht will er sie trotzdem kennenlernen, dann fahren sie heute Nachmittag am besten gleich mal hin“, sagt Tönjes.
Im Computer findet der Berufsberater noch acht weitere Stellen, die zu Sperlings Profil passen, alle im kaufmännischen Bereich. Das ist sehr gut. „Ich bin selbst erstaunt, dass noch so viel dabei ist“, sagt Tönjes und lächelt Sperling an. Langsam scheint der Funke überzuspringen. Sperling lächelt jetzt ebenfalls. Er hat wieder Hoffnung.
Einen Tag später sieht es sogar noch besser aus: Christian Sperling hat seine Bewerbung zu der Steuerkanzlei geschickt. Sein Berater Dieter Tönjes hatte vorher mit dem Arbeitgeber geklärt, dass die Noten kein Problem darstellen.
Wie die Agentur für Arbeit mitteilte, nahmen insgesamt 181 Jugendliche am diesjährigen "Lehrstellen-Endspurt" teil. Allen sei ein Ausbildungsangebot oder ein Angebot zur Einstiegsqualifizierung gemacht worden.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.