
Am Dienstag hat erstmals ein Manager von Oaktree zu den Vorgängen in den Jahren 2010 und 2011 Stellung genommen. Der Deutschland-Chef des Unternehmens sagte als Zeuge im Beluga-Prozess vor dem Bremer Landgericht aus. „Es war keine gute Investition“, erklärte Hermann Dambach. Gerechnet hatte er nach eigener Darstellung mit einer Rendite von mindestens 20 Prozent pro Jahr, im Idealfall mit 30 Prozent. Tatsächlich seien Oaktree hohe Verluste entstanden – durch kriminelles Handeln. Dambach: „Es war breit angelegter Betrug.“
Die Amerikaner waren im Laufe des Jahres 2010 bei Beluga eingestiegen. Das Unternehmen des Reeders Niels Stolberg steckte in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und brauchte dringend Kapital. Oaktree war über einen Vermittler an die Bremer geraten und investierte nach und nach fast 200 Millionen Euro. Mindestens 60 Millionen Euro davon sind dem Hedgefonds nach Aussage von Dambach verloren gegangen. Gerettet werden konnten 15 Schiffe, die freilich weiter finanziert werden mussten. Im Frühjahr 2011 musste Beluga Insolvenz anmelden. Oaktree hatte zuvor Stolberg bereits aus dem Haus gewiesen und ihn später wegen Untreue und Betrugs angezeigt.
"Wir haben erkannt, dass man sich in dieser Firma auf niemanden verlassen kann"
Das erste Mal stutzig wurde Oaktree, als die Reederei trotz eines Überbrückungskredits und den Tranchen der eigentlichen Finanzierung schnell wieder Kapitalbedarf anmeldete. „Wir konnten uns das nicht erklären und haben deshalb noch einmal die Wirtschaftsprüfer ins Haus geholt“, sagte Dambach. Entscheidend seien dann die Hinweise eines Mitarbeiters der Reederei gewesen. Hinweise zum Beispiel darauf, dass Beluga gegenüber den Banken Eigenkapital vorgespiegelt hatte, um an Darlehen zu kommen. „Ich habe die Bremer Landesbank, die Commerzbank und die Nord/LB sofort darüber informiert“, berichtete Dambach, „es gab aber keine Reaktion darauf, keine Nachfrage, kein Anruf, nichts.“
Als Oaktree die Tragweite der Unregelmäßigkeiten bei Beluga klar wurde, zum Beispiel, dass die Auftragslage viel schlechter war, als dargestellt, gab es nach Darstellung des Oaktree-Managers am 1. März 2011 ein letztes Treffen mit Niels Stolberg. „Wir haben ihn mit allem konfrontiert.“ Stolberg habe daraufhin nur die eine Frage gestellt: „What shall I do?“ Es sei klar gewesen, sich von ihm zu trennen. „Wenn jemand täuscht, fälscht und manipuliert, muss man ihm diese Möglichkeit nehmen", so Dambach. Ungewöhnlich sei gewesen, in welcher Breite die Unregelmäßigkeiten angelegt waren und wie viele Mitarbeiter daran beteiligt waren. „Wir haben erkannt, dass man sich in dieser Firma auf niemanden verlassen kann.“
Betrüger erhielten Boni für Abschluss
Dambach versicherte mehrmals, dass Oaktree nicht geahnt hat, dass hinter Beluga zumindest in den letzten Jahren Betrug steckte. Die Geschäfte der Reederei seien in mehreren Stufen von Fachleuten geprüft worden, bevor im Oktober 2010 die Verträge unterschrieben wurden. „Für uns war das eine aussichtsreiche Investition“, erklärte der Zeuge. Beluga habe als Weltmarktführer mit seinen Schwergutfrachtern in einem Markt agiert, der von der Schifffahrtskrise nicht so stark betroffen gewesen sei wie zum Beispiel das Containergeschäft. Dambach: „Das Unternehmen war innovativ, hatte gute Ziele und bot Konsolidierungsmöglichkeiten.“ Oaktree beteiligte sich sowohl an den eigenständigen Schiffsgesellschaften, die Beluga betreute, als auch an der Reederei selbst. Ziel sei gewesen, nach sieben Jahren wieder auszusteigen und die Anteile zu verkaufen. „Unser Interesse war nicht, die Firma zu übernehmen.“
Für Aufregung sorgte die Darstellung von Dambach, dass es für das Management von Beluga nach Abschluss des Geschäfts mit Oaktree Bonuszahlungen gab. Mit solchen Transaktionen sei zum einen gegen die vertraglichen Vereinbarungen mit dem Investor verstoßen worden. Zum anderen stehe in der E-Mail ausdrücklich, dass sie Oaktree verheimlicht werden sollten. Dambach ließ vor Gericht den Eindruck entstehen, dass sich die Betrüger ihren Betrug entlohnt haben und widersprach nicht, als seine Äußerungen auch so interpretiert wurden.
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