
Vom Start-up zum Hidden Champion und weltweit gefragten Unternehmen für Video-Großbild-Projektionen: Die Macher von Urbanscreen sind Pioniere der sogenannten Lumentektur, also die Mischung aus Architektur und Licht. Ihre Geschäftsidee: Hausfassaden durch überdimensionale Videoprojektionen, vergleichbar einer Theaterinszenierung, zum Leben erwecken.
Seinen Ursprung hat Urbanscreen im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus. Gründer Thorsten Bauer, Sozialwissenschaftler, Musiker und mit 33 Jahren damals Jungunternehmer, war dort für die Programmredaktion einer Medienwand im Steintorviertel zuständig. Er fand Gefallen an der Videokunst, entwickelte eigene Ideen und fand schnell Mitstreiter. Mit Till Botterweck, Architekt und Bühnenbildner, und Manuel Engels, Diplom-Kaufmann, gründete er Urbanscreen.
Angefangen hat Urbanscreen 2008. Mittlerweile hat die Firma etwa zehn feste freie Mitarbeiter – und die Anfangshürden eines Start-ups sind übersprungen. Man befinde sich, sagt Engels, in der „Mauserungsphase“. Damit meint er, dass zum künstlerischen Anspruch als roter Faden ein zweites Standbein hinzugekommen ist: Produktserien. „Brot und Buttergeschäft“, nennt Engels das.
Was Engels, Bauer und Botterweck mit diesem täglichen Broterwerb meinen, demonstrieren sie anhand einer Vitrine, die in ihrem Büro in der Alten Schnapsfabrik steht. Botterweck zeigt, wie die Mechanik einer Uhr auf verschiedene Plattformen projiziert wird. Diese Technik soll vor allem für Unternehmen interessant sein, die hochwertige Produkte verkaufen: Uhren, Autos oder andere Luxusartikel.
„Nach der Idee und der konzeptionellen Verfeinerung geht’s ans maßstabsgetreue Nachbauen der Modelle“, beschreibt Botterweck die Arbeit. Die Alte Schnapsfabrik dient aber nicht nur als Denkzelle, sondern ermöglicht auch fachliche Kooperationen bei Großprojekten. Urbanscreen kann bei Bedarf auf kurzem Wege im Kreativpool der Schnapsfabrik mit unterschiedlichen Experten der Kommunikations- und Kreativbranche zusammenarbeiten.
Aufträge hat die Firma mittlerweile nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt: vom Filmfestival im südkoreanischen Busan bis zur bis zur Hotelgruppe Four Seasons in Beirut.
Die aufwendigen Konzepte verschlingen schnell hohe sechsstellige Summen, zumal die Installationen mehrere Monate oder Jahre lang laufen. So wie Urbanscreen Ideen umsetzt, machen das in Deutschland nur wenige andere Unternehmer. In der Regel, sagt Engels, arbeiten bis zu zehn Leute circa drei bis sechs Monate an einem Auftrag. „Kleine und mittlere Projekte haben ein Auftragsvolumen zwischen 50 000 und 100 000 Euro“, sagt er. Da sei noch deutlich Luft nach oben, erklärt der Kaufmann. Ein privater Investor, der die eigene Handschrift und Arbeit schätze und genügend Luft zur künstlerischen Weiterentwicklung lasse, sei daher durchaus willkommen.
Kunden gewinnt Urbanscreen über soziale Netzwerke, Videoportale und die Website. Auch spektakuläre Installationen mit Wiedererkennungswert wie beispielsweise das Lichtfestival Vivid mit einer Projektion über 400 Meter auf das berühmte Opernhaus in Sydney und der anschließenden Berichterstattung helfen den Bremern, auf sich aufmerksam zu machen. Aber auch der regionale Markt solle künftig nicht vernachlässigt werden. In der Logistik oder beispielsweise für Unternehmen wie Airbus könne man sich prägnante Geschäftsideen gut vorstellen.
Anlässlich des 160. Geburtstags des Bremer Energieversorgers SWB im Vorjahr konnten Kinder während der Breminale zu Stift, Papier und Pinsel greifen und ihre Zukunftsvisionen zeichnen. 23 der 80 Kunstwerke wurden dann durch Urbanscreen auf Block 14 des SWB-Kraftwerks in Hastedt projiziert. Auch die Kunsthalle Hamburg wurde von den Videobild-Magiern schon in Szene gesetzt. Darauf folgten viele Anfragen, die das Start-up auch vor ganz neue Probleme stellt. Lernprozesse nennt Engels das. Es ging darum, welcher Auftraggeber valide genug sei oder wie man bei Auslandskunden die Steuern klärt.
Die Bremer Wirtschaftsförderer zeichneten die Videomacher schon 2012 als kreatives Leuchtturmprojekt aus – für „Buntes Gold“, eine Projektion, die am Haus Schütting, dem Sitz der Handelskammer Bremen, auf dem Marktplatz zu sehen war. Für die Bremer BLG Logistics Group entwarf Urbanscreen die Videoinstallation „World in a Box“. Noch bis November läuft im Gasometer in Oberhausen eine Dauerinstallation. Engels, Bauer und Botterweck haben dafür 21 Projektoren in Betrieb, ein Hausmeister vor Ort sorgt für den reibungslosen technischen Einsatz.
Und woran arbeiten die städtischen Oberflächengestalter ganz aktuell? Einer Großwerft aus Deutschland dienen
45 000 Tonnen Stahl als Projektionsfläche, für ein Freizeitprojekt am Hamburger Spielbudenplatz zählt eine Investorengruppe um Corny Littmann, Chef des Schmidt Theaters, zu den Auftraggebern für eine Hamburger Medienfassade am Eingang zur Reeperbahn, und eine Bank bekommt eine circa 1,20 mal 1,20 Meter große Werbetafel zur Dauerbespielung.
Darüber hinaus lernen die Videomacher immer wieder neue Ecken auf der Welt kennen. In der kurdischen Hauptstadt Erbil wurde kürzlich für einen Millionär ein Wasserfall-Video entwickelt, das per Knopfdruck an der Villenfassade erscheint. Für lichtintensive Projekte wie im koreanischen Busan arbeitet Urbanscreen wenn möglich immer gerne mit regionalen Anbietern zusammen, mit Spezialisten und Herstellern von Lichttechnik, dem Bremer Unternehmen A+O Technology. Das Motto: internationale Videokunst und Installation made in Bremen.
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