
Um die Gründerstimmung in Deutschland steht es schlecht. Das sagt Andreas Lutz, der Vorstand des Verbands der Gründer und Selbstständigen. Er spricht von einem drastischen Rückgang bei den Existenzgründungen, für den die „gründer- und selbstständigenfeindliche Politik der letzten Jahre“ verantwortlich sei.
In Bremen sank die Zahl der Existenzgründungen im Vorjahresvergleich sogar beinahe viermal so stark wie im Durchschnitt der Bundesländer. Während Bremen nach Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung für 2015 mit 3430 Neugründungen ein Minus von 7,8 Prozent verzeichnete, fiel die Zahl bundesweit um zwei Prozent. In keinem anderen Land war der Wert annähernd so negativ. Nach Bremen kommt Nordrhein-Westfalen mit einem Minus von 4,5 Prozent.
Doch die Talfahrt konnte insgesamt und in Bremen gebremst werden, sagt Piet de Boer, zuständig für den Bereich Existenzgründung bei der Handelskammer Bremen. Dennoch: „Das Niveau bleibt vergleichsweise niedrig.“ Die Zahl der Neugründungen sinke, weil die gute Konjunktur für eine entspannte Situation auf dem Arbeitsmarkt sorge und es weniger Not-Gründungen aus der Erwerbslosigkeit heraus gebe.
Vermittlungsvorrang bremst die Selbstständigkeit
Lutz kritisiert dieses Argument. Er sieht die Ursache für den Negativtrend anderswo. „Politiker verweisen auf die gute Konjunktur. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Hauptgrund für den Rückgang ist die restriktive Vergabe des Gründungszuschusses seit Anfang 2012.“ 80 Prozent weniger Gründungen werden deshalb laut Lutz gefördert. „Für viele ist die Selbstständigkeit der richtige Weg, sie werden von den Arbeitsagenturen aber entmutigt und in abhängige Beschäftigung gedrängt.“
Das hält Min von Cramer, ebenfalls im Verband der Selbstständigen und seit 15 Jahren Beraterin in Bremen, für problematisch. Durch den sogenannten Vermittlungsvorrang bekomme den Zuschuss heute zunächst derjenige, der auf dem Arbeitsmarkt nicht zu vermitteln sei und das auch beweisen könne. „Das fördert nicht die Qualität der Gründungen. Jemand mit großem Potenzial, der langfristig 100 Mitarbeiter haben könnte, wird so vielleicht gebremst.“
Für einen Standort sei es wichtig, innovativ zu bleiben. „Das zeichnet Deutschland weltweit aus. Je mehr Anreize es für Gründer gibt, desto besser. Jede Gesellschaft braucht sie. Alles andere wäre Stillstand.“ Erst vor Kurzem hatten drei Bremer Gründer der Wirtschaftsförderung gegenüber dem WESER-KURIER vorgeworfen, zu wenig risikobereit zu sein. Bremen habe kein Verständnis für Gründer.
Gründungsstimmung in Bremen gut
In Bremen könnten die kurzen Wege von Vorteil sein, sagt von Cramer, es gebe gute Angebote für Gründer – jedoch auch weniger Fördermittel. „Sie sind zurückgegangen. Wenn die Töpfe leerer sind, dann können nur noch wenige profitieren.“ Lutz sagt, dass bundesweit die Förderung von Beratung und die Vergabe von Mikrokrediten eingeschränkt oder ganz abgeschafft wurde. Die Bundestrends griffen auch in Bremen. „Dabei wäre es in besonderem Maße auf innovative junge Unternehmen angewiesen, die Arbeitsplätze schaffen.“
Eine Kürzung finanzieller Mittel in diesem Bereich habe es hier nicht gegeben, sagt dagegen eine Sprecherin des Wirtschaftsressorts. Es gebe ein breites Angebot, um Existenzgründungswillige bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit erfolgreich zu unterstützen. „Die Gründungsstimmung im Land Bremen ist gut. Die Zahl der Gründungen lag in den letzten zwei Jahren höher als die der Marktaustritte.“ Auch in der Start-up-Branche tut sich nach Angaben der WFB Wirtschaftsförderung Bremen etwas.
Keine Erhebung wichtiger Daten
„Was wir bemerken, ist eine deutlich wahrnehmbar positive Entwicklung in diesem Bereich“, sagt Kai Stührenberg, Leiter im Bereich Innovation. Wie viele Start-ups es überhaupt gebe, darüber existierten jedoch keine Zahlen. Weil es keine spezielle Meldepflicht für sie gebe, werden sie nicht zentral erhoben. Wie viel Kapital in Start-ups fließt, ist unbekannt. „Das lässt sich nicht erheben.“ Es seien oft private Investoren beteiligt.
Im jüngsten Start-up-Barometer der Unternehmensberatung Ernst & Young liegt Bremen mit Niedersachsen auf den hinteren Plätzen: Die Studie zeigt nach Bundesländern aufgeschlüsselt, wie viele Unternehmen im ersten Quartal 2016 Risikokapital erhalten haben. Niedersachsen und Bremen kommen zusammen auf drei Unternehmen, Hamburg auf 21, Berlin auf 112.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
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