
Es war eine Entscheidung, die der Haake-Beck-Fan im vergangenen Jahr nicht verstand: AB Inbev braut kein Maibock mehr. Auch die Produktion der vier Spezial-Beck's-Biere wie das Pale Ale hatte der weltweit größte Brauereikonzern eingestellt. Doch nun haben die Verantwortlichen die Entscheidung vom letzten Jahr revidiert. Der Brauprozess ist laut Fried-Heye Allers, Sprecher von AB Inbev Deutschland, in vollem Gange. Ab 10. Februar soll das Haake-Beck Maibock abgefüllt werden, ab 15. Februar kommt es in den Handel.
Das Umdenken begründet Allers so: „Gerade jetzt in der aktuellen Krise zeigt es sich, dass die besondere Verwurzelung unseres Unternehmens in unserer Region eine überaus große Bedeutung hat.“ Die Bindung der Haake-Beck-Biere zur Region habe das Unternehmen überzeugt, die Tradition des Maibocks aufrechterhalten zu wollen. Auf der anderen Seite war die Kritik im vergangenen Jahr groß. Das zeigten damals auch die Reaktionen im Internet auf den Bericht des WESER-KURIER.
Gleichzeitig gab es andere, die in diese Lücke hineinstießen. 2020 produzierte die Bremer Union-Brauerei zum ersten Mal ein helles Maibock. Das haben sie dieses Jahr auch wieder getan. Bereits Anfang Februar sollen die Flaschen in den Handel kommen – auch in einem Zweiliter-Biersiphon, das man sich derzeit jeden Freitagnachmittag im Union-Brauhaus in Walle wieder befüllen lassen kann.
Bei Hemelinger ist man noch schneller: Die erste Charge vom Maibock hat den Handel erreicht. Es wird in der steinigen Stubbi-Flasche, landläufig auch „Bauarbeiter-Buddel“ genannt, abgefüllt. Die Marke ist Teil von Getränke Ahlers in Achim, zu denen auch die Getränkemarkt-Kette „Hol ab“ gehört. Ahlers hatte die Marke einst AB Inbev abgekauft und lässt das Bier im Lohnbrau-Verfahren, also als Auftragsarbeit, in Braunschweig bei Wolters herstellen.
In Südniedersachsen bei Einbecker, der Mutter aller Bockbiere, soll das Frühlingsbier in den nächsten Tagen in den Handel kommen. Doch bis Mai sind es noch über drei Monate, dennoch kommen die Biere schon jetzt in den Handel. Ulrich Meiser, Sprecher der Einbecker-Brauerei, sagt: „Seit einigen Jahren gibt es die Tendenz, dass der Handel diese Saisonartikel immer eher haben möchte – es ist vielleicht ein wenig wie mit den Weihnachtskeksen, die es inzwischen auch Monate vor dem Fest zu kaufen gibt.“ So fahren seit Montag die ersten Lkw das Mai-Ur-Bock in die Zentralläger der großen Handelsketten.
Auf der anderen Seite kann die Bierbranche jeden zusätzlichen Impuls gebrauchen, der ihr im Einzelhandel Umsatz beschert. Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) spricht bereits von Absatzverlusten und Umsatzrückgängen in historischer Dimension für das abgelaufene Jahr.
So belaufen sich laut einer DBB-Umfrage die Einbrüche in einzelnen Fällen auf bis zu 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019. Der Ausgleich dieser Verluste könne Jahre dauern. DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele erläutert: „Je größer das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft einer Brauerei, desto verheerender die Verluste.“ Im Mittel haben die vom DBB befragten Brauereien mit Bier und Biermischgetränken im vergangenen Jahr 23 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr.
Angesichts solcher Zahlen kann Einbecker laut Sprecher Ulrich Meiser froh sein, dass die Brauerei für 2020 beim Gesamtgeschäft ein Minus von drei Prozent verzeichnete. „Es gibt beim Bockbier Liebhaber, die genau dieses Bier und nichts anderes haben wollen“, begründet er. „Es ist ein Frühlingsbier, und in diesem Jahr ist der Frühling mit Hoffnung verbunden.“
Bei Einbecker nehme die Nachfrage nach Maibock auch in den USA zu. Durch den weltweiten Craftsbeer-Trend seien auch mehr Menschen gewohnt, Biere mit etwas mehr Alkohol zu trinken, so Meiser.
Weitere Impulse kann die Branche durch neue Kreationen setzen. Bei Einbecker ist es ein Mixgetränk aus alkoholfreiem Bier und weißem Traubensaft. Bei AB Inbev kommt neben der Rückkehr des Maibocks ab Februar auch ein ungefiltertes, naturtrübes Beck's auf den Markt. Es sei inspiriert vom 1873, dessen Produktion im vergangenen Jahr eingestellt wurde. Auch die Alexander von Humboldt soll stilisiert erscheinen. Damit hisst AB Inbev also die alten grünen Segel, um positiven Zeiten entgegen zu schippern. Am 25. Februar wird der Konzern seine Geschäftszahlen veröffentlichen.
Das erste Bockbier kam aus Einbeck
Ein Bockbier hat mindestens einen Alkoholgehalt von sechs Prozent (Pils hat knapp fünf Prozent). Laut Deutschem Brauer-Bund hat es seinen Ursprung 1351 in Einbeck. Es wurde das „Ainpböcksche Bier“ genannt, woraus später das Wort Bockbier entstand. Mit Verleihung der Stadtrechte in Einbeck erhielt jeder Bürger das Recht zum Bierbrauen. Im 14. Jahrhundert waren das laut Einbecker Homepage 700 Bürger. Der Rat der Stadt kaufte ihnen die Überproduktion ab und verkaufte die weiter. Es ging weiter an die Hansestädte und bis nach Amsterdam. Der höhere Alkoholgehalt machte das Bockbier für die Transportwege haltbarer. Zu den bekanntesten Bockbier-Trinkern gehörte Martin Luther.
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