
Hamburg. Es gibt drei Möglichkeiten für die Schifffahrt, die ab 1. Januar geltenden schärferen Umweltauflagen der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) zu erfüllen: Weiter mit Schweröl in Kombination mit einer Abgasreinigungsanlage (Scrubber) zu fahren, schwefelärmeres Marine-Gasöl einzusetzen oder das Schiff verwendet als Treibstoff verflüssigtes Erdgas – Liquified Natural Gas (LNG). Laut dem Verband Deutscher Reeder (VDR) wird der überwiegende Teil der deutschen Handelsflotte den schwefelärmeren Brennstoff nutzen – auch wenn der in der Vergangenheit schon fast doppelt so teuer wie Schweröl war.
Nach dem Beschluss der IMO – eine Unterorganisation der Vereinten Nationen – dürfen weltweit nur noch Brennstoffe mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,5 Prozent verwendet werden. Es sei denn, das Schiff ist mit besagtem Scrubber unterwegs. Der aktuelle Standard sind Brennstoffe mit einer Schwefelobergrenze von 3,5 Prozent.
Zu 81 Prozent setzen die befragten Unternehmen der VDR-Umfrage nach künftig auf Marinediesel mit 0,5 Prozent Schwefelanteil. Elf Prozent tanken demnach weiter das bisher meist genutzte Schweröl. Zu sechs Prozent werden sonstige Brennstoffe, wie sie etwa für die Emissionskontrollgebiete in Nord- und Ostsee schon seit Anfang 2015 Vorschrift sind, genutzt – diese haben mit 0,1 Prozent einen noch geringeren Schwefelanteil. Zwei Prozent der Schiffe in der deutschen Flotte werden der Umfrage nach mit LNG betrieben. LNG gilt als die derzeit umweltfreundlichste Antriebsart.
Weltweit liegt die Anzahl der Schiffe mit LNG bei etwa 140 Schiffen, bei insgesamt etwa 55 000 Handelsschiffen. Es werden aber mehr: So lässt die französische Reederei CMA CGM Group, die ihren deutschen Hauptsitz in Bremen hat, neun LNG-Containerschiffe bauen mit Stellkapazitäten von 23 000 Standardcontainern.
„Die deutsche Seeschifffahrt hat sich gewissenhaft auf die enorme Umstellung vorbereitet“, sagte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR. Diese markiere eine Zeitenwende in der Schifffahrt, sie läute das Ende des Schweröls ein. „Wir unterstützen das, wir setzen das um – und wir leisten damit einen beeindruckenden Beitrag zu nachhaltigem Umweltschutz.“
Als größte anstehende Herausforderung bei der Umstellung sehen die Befragten demnach technische Probleme im künftigen Betrieb und außerdem die Kosten des neuen Brennstoffs. Der einmalige Investitionsaufwand für die Unternehmen vor der Umstellung betrug der Umfrage zufolge im Durchschnitt etwa 7,5 Millionen Euro pro Reederei. „Wenn man sich vergegenwärtigt, dass mehr als zwei Drittel der Reedereien in Deutschland mittelständisch geprägt sind und weniger als zehn Schiffe bereedern, wird deutlich, wie groß der finanzielle Kraftakt war, den der Einzelne im Blick auf die Umstellung zu leisten hatte“, sagte Nagel.
Zudem würden die auf die Unternehmen nun zukommenden jährlichen Mehrkosten zur bisher wohl aufwendigsten Regelung, der sich die Schifffahrt je gestellt hat. „Besondere Sorgen bereitet den Unternehmen, dass sie im laufenden Betrieb künftig erhebliche Mehrkosten zu tragen haben und, wo möglich, ihr Ausgleich durch Dritte, insbesondere Kunden, nicht wie beabsichtigt funktionieren wird“, ergänzte Nagel. „Für uns ist enorm wichtig, dass dies eine weltweite Vorschrift ist, alle müssen sie umsetzen“, so das VDR-Präsidiumsmitglied. Für den Verband ist das eine Bestätigung dafür, dass die IMO ein handlungsfähiges Gremium sei, um die Schifffahrt weltweit wirksam zu regulieren. Deshalb sollte der IMO auch in Sachen Klimaschutz die entscheidende Rolle zukommen. „Regionale Sonderwege, etwa in der EU, sind hingegen zu vermeiden“, sagte Nagel. „Sie verzerren den Wettbewerb und haben keinen ausreichenden Effekt auf das Klima.“
Im Blick auf die neue Schwefel-Regelung fordert der VDR wirksame Kontrollen durch die jeweiligen Hafenstaaten. Nagel: „Wir setzen auf weltweite Kontrollen der neuen Regelung, damit keiner sich einen unerlaubten Wettbewerbsvorteil verschafft.“ Der VDR ist sich aber auch sicher, „dass die Flaggenstaaten und auch die Kunden der Reedereien ein großes Interesse haben, dass die neuen Regeln auch eingehalten werden.“
Überdies bewegt deutsche Reedereien die Frage der Verfügbarkeit. „Viele befürchten, dass die neuen Brennstoffe Probleme im Betrieb verursachen werden, möglicherweise auch mit finanziellen Folgen“, sagte Nagel: „Wir rufen deshalb alle Beteiligten auf, sich mit größtmöglichem Engagement und Flexibilität auf die Umstellung vorzubereiten, damit dies eine Erfolgsgeschichte wird.“
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