
Die Zwillingshäfen sind einer der wichtigen Motoren der bremischen Wirtschaft. Ihre Umschlagsentwicklung ist einer der maßgeblichen Indikatoren dafür, wie gut oder wie weniger gut es der Wirtschaft geht – nicht nur in Bremen. Denn über die Häfen werden Güter umgeschlagen, die aus vielen Teilen Deutschlands kommen.
Doch der Hafen-Motor, insbesondere in Bremerhaven, läuft seit geraumer Zeit nicht mehr ganz rund – im Vergleich zu den Konkurrenzhäfen Rotterdam in den Niederlanden und Antwerpen in Belgien, zumindest was den Containerumschlag angeht. Die gleiche Entwicklung wie in der Seestadt gilt auch für Hamburg. Um im Bild zu bleiben: Die Motoren der beiden größten deutschen Seehäfen haben zwar nicht an Leistung verloren, aber Rotterdam und Antwerpen haben seit ein paar Jahren modernere Antriebe mit mehr PS. Mit anderen Worten: Bremerhaven und Hamburg sind nicht schlecht, aber die Konkurrenz ist besser.
Die Containerterminals in Bremerhaven und Hamburg verlieren Jahr für Jahr Marktanteile an Rotterdam und Antwerpen. Bremerhaven hatte 2012 noch einen Marktanteil von 17,2 Prozent im Vergleich zu Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Wilhelmshaven. Im vergangenen Jahr waren es noch knapp zwölf Prozent; Rotterdam hat 2019 so viele Standardcontainer umgeschlagen wie Hamburg, die bremischen Häfen und Wilhelmshaven zusammen.
An den Hinterlandanbindungen kann es nicht liegen. Sie werden allseits gelobt. Vielmehr ist der wasserseitige Zugang das Problem – ein Problem, an dessen Lösung schon seit fast 20 Jahren gearbeitet wird: Es räche sich nun, dass es bislang versäumt wurde, die Außenweser an die großen Containerschiffe anzupassen, die heute im Fernostverkehr unterwegs sind, so Oliver Oestreich, Vorsitzender des Vereins Bremer Spediteure. Auch Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) sieht die noch ausstehende Anpassung der Fahrrinne der Außenweser als einen der Hauptgründe für die Entwicklung im Containerumschlag: Ohne eine leistungsfähige seeseitige Erreichbarkeit könne Bremerhaven auf Dauer im Wettbewerb nicht bestehen. Sie setzt darauf, dass der Bund schnellstmöglich verbindlich die Weichen dafür stellt, um den Reedereien eine noch bessere Erreichbarkeit zu bieten.
Dass Infrastrukturprojekte auch zügig umgesetzt werden können, das machen seit Jahren Rotterdam und auch Antwerpen vor. Aber selbst die Vertiefung der Außenweser wird Bremerhaven nicht automatisch auf Augenhöhe mit diesen Häfen bringen.
Es gibt noch andere Stellschrauben, an denen gedreht werden sollte. Denn entlang der sogenannten Nordrange gibt es inzwischen erhebliche Überkapazitäten, was die Möglichkeiten des Containerumschlags angeht. Und das erzeugt einen großen Preisdruck, zumal die Terminals im Wesentlichen nur noch drei starken Reederei-Allianzen gegenüberstehen, die eine enorme Marktmacht haben, meint auch der Verein Bremer Spediteure. Vor diesem Hintergrund sollten nach dessen Meinung die deutschen Häfen in ihrer Gesamtheit prüfen, an welchen Stellen die Hafenanlaufkosten reduziert werden könnten.
Letztlich wird an den Terminals in Rotterdam und Antwerpen auch effektiver gearbeitet. Denn mit zusätzlichen Umschlagskapazitäten ging ein vergleichsweise höherer Automatisierungsgrad einher, stellt die Häfensenatorin fest. Das setzt die deutschen Terminalbetreiber Eurogate und HHLA enorm unter Druck; Rotterdam und Antwerpen sind dadurch im Vorteil bei der Preisgestaltung. Beide Gesellschaften verhandeln seit Monaten über eine enge Zusammenarbeit. Nach Einschätzung der Häfensenatorin sind beide Gesellschaften für weitere Optimierungen motiviert.
Man darf gespannt sein, wie Eurogate und HHLA diese Herausforderung angehen werden. Ein Zusammenschluss wird dafür allein nicht ausreichen. Beide Unternehmen müssen beweglicher und innovativer agieren. Denn das hat offenbar in der Vergangenheit nicht so funktioniert, sonst hätten beide Terminalbetreiber schon viel eher damit begonnen, auf die Entwicklungen in Rotterdam und Antwerpen zu reagieren. Die deutschen Seehäfen benötigen auf jeden Fall weitere PS, um im Wettbewerb aufholen zu können.
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