
Als Albert Darboven vor zwei Jahren seinen 80. Geburtstag feierte, schlug er einen Pflock ein. "Eine Legislaturperiode geht noch", verkündete der vitale Unternehmenslenker und wischte damit alle Spekulationen vom Tisch, dass er seinen Chefsessel beim Kaffeeröster Darboven räumen könnte. Wenn er seine Ankündigung wahr macht, wird er die Firma 60 Jahre lang geführt haben. Sein Problem: Ein Versuch, den einzigen Sohn Arthur Ernesto Darboven zum Nachfolger aufzubauen, ist vor zehn Jahren gescheitert. Nun lotet Albert Darboven einen anderen Weg aus – eine Erwachsenen-Adoption. Darbovens Wunschkandidat ist Andreas Jacobs, der der einstigen Bremer Kaffee-Dynastie Jacobs entstammt.
Dagegen wehrt sich aber der Rest der Familie Darboven. Denn am Wochenende hatten Albert Darbovens Sohn Arthur sowie die beiden Söhne und die Witwe des ehemaligen Mitgesellschafters Herbert Darboven in einem offenen Brief die geplante Adoption öffentlich gemacht. Sie warnten Darboven vor diesem Schritt und boten an, selbst das Familienunternehmen in fünfter Generation fortzuführen. Witwe, Sohn und Neffen halten nach eigenen Angaben zusammen 42,5 Prozent der Anteile an der Firma Darboven, die bekannt ist für die Marken Idee Kaffee, Mövenpick, Eilles, Alberto. Laut Spiegel Online schreiben die jüngeren Darbovens: "Es ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar, dass Albert Darboven, unser Vater beziehungsweise Onkel, die Führung des Familienunternehmens an Dr. Andreas Jacobs übertragen will." Jacobs habe keine enge Bindung an ihr Haus.
Das sieht Albert Darboven anders. Der Hamburger Kaffee-Unternehmer reagierte am Montag auf das Schreiben seiner Verwandtschaft. Er sieht die geplante Adoption des Unternehmers Andreas Jacobs zwar als rein familiäre Angelegenheit, brachte aber seine enge Bindung an Jacobs explizit zum Ausdruck. "Albert und Edda Darboven verbindet mit Herrn Dr. Jacobs eine langjährige tiefe Freundschaft", heißt es in einer Mitteilung vom Montag. "Meine Frau und ich wünschen uns, Herrn Dr. Jacobs auch ganz offiziell in unsere Familie aufzunehmen", sagte Darboven. "Aber das ist eine rein familiäre Angelegenheit, die nur uns drei betrifft."
Gleichzeitig bekennt sich der 82-Jährige zur persönlichen Verantwortung für sein Lebenswerk und alle Mitarbeiter, Partner und Kunden der Unternehmensgruppe. "Die Wahrung und langfristige Absicherung meines Lebenswerkes sind meine oberste Pflicht als Unternehmer", erklärte er und führt weiter aus: "Es ist kein Geheimnis, dass wir Herrn Dr. Jacobs nicht nur privat verbunden sind, sondern ihn auch als einen herausragenden Unternehmer schätzen, der unser volles Vertrauen genießt."
Albert Darboven nehme seine vielfältigen Aufgaben und Verantwortungen weiterhin mit hoher Tatkraft und Freude wahr. Das Unternehmen sei profitabel mit einem Gewinn nach Steuern von zuletzt 15,8 Millionen Euro. Entscheidungen über die Zukunft des Familienunternehmens und der Albert und Edda Darboven Stiftung würden unabhängig von der geplanten Adoption langfristig mit gebotener Umsicht und Ruhe vorbereitet.
Was Albert Darboven und Andreas Jacobs unter anderem privat miteinander verbindet, ist die Liebe zum Galoppsport. Dieses Hobby pflegte bereits Andreas Großvater Walther Jacobs. Der kaufte Ende der Fünfziger Jahre den Fährhof in Sottrum, wo mit Acatenango einer der erfolgreichsten deutschen Galopper herkam – benannt nach einem Kaffeeanbaugebiet im Süden Guatemalas. Darboven gründete 1970 in Hamburg das Gestüt Idee. Seitdem lieferten sich die Pferde von Jacobs und Darboven so manches Rennen auf den Bahnen zwischen Hamburg und Iffezheim. Andreas Jacobs war beim Bremer Rennverein erst zehn Jahre Präsident und bis jetzt immer noch Vorstandsmitglied, wohnt aber in Hamburg. Beim Hamburger Renn-Club ist Darboven stellvertretender Vorsitzende.
Innerhalb der Jacobs Familien-Holding in Zürich kaufte Andreas Jacobs in der Vergangenheit "Firmen, die durch Pleiten, Pech und Pannen in Schieflage geraten waren", um sie saniert wieder zu verkaufen – so auch die Deutsche See in Bremerhaven. Die Jacobs-Holding zog in den Siebziger Jahren von Bremen in die Schweiz.
Geld kam 1990 hinzu nach dem milliardenschweren Verkauf von Jacobs-Suchard an den US-Konzern Philip Morris. Heute hält die Holding die Mehrheit an Barry Callebaut, dem weltweit größten Unternehmen für Schokoladenprodukte. Vielleicht muss sich Andreas Jacobs, der 2017 erster Schaffer beim Bremer Schaffermahl war, bald wieder mehr um Kaffee kümmern.
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