
Bremen ist nicht Kalifornien, die Schlachte ist nicht Venice Beach. Besonders nicht an diesem Donnerstagvormittag, es regnet. Während E-Scooter-Verleiher für ihre Werbung gerne Bilder von glücklichen Menschen in schöner Landschaft und Sonnenschein nutzen, holt das Bremer Wetter die Kunden schnell zurück in die Realität.
Es ist der erste Tag, an dem Bremer die Roller des Anbieter Voi ausleihen können. Am Morgen waren sie plötzlich da – neben der Bahnhaltestelle im Viertel, an der Kreuzung in Schwachhausen, am Hauptbahnhof. Mehrere hundert Roller hat das schwedische Unternehmen aufgestellt, um mit seinem Angebot in der Hansestadt zu starten.
Wer nun die elektrischen Gefährte ausprobieren möchte, der muss erst einmal nicht viel machen, außer sich die App aufs Handy herunterzuladen und sich mit einer Mailadresse anzumelden. Dann sehen Nutzer auf ihrem Bildschirm eine Bremen-Karte mit kleinen Punkten und roten Flächen. Die Punkte zeigen an, wo überall in der Stadt die Roller stehen. Die rot eingefärbten Areale sind die Bereiche, in denen die Roller nicht abgestellt werden dürfen. Das ist eine Auflage, die die Stadt Bremen Voi und anderen Roller-Anbietern macht. Sie umfasst etwa die Fußgängerzone in der Innenstadt, aber auch den Bürgerpark. Voi geht offenbar noch weiter: So endet die Parkzone westlich beispielsweise hinter dem Stephaniviertel – alles was danach kommt, also auch die Überseestadt, ist Sperrgebiet. Hier darf man zwar fahren, seinen Roller aber nicht abstellen. Wer es doch versucht, der bekommt eine Meldung auf dem Handydisplay.
Schon am ersten Tag sorgt diese Einschränkung für Unmut. Auf Twitter schreibt ein User: „Der Radius in dem man sich bewegen kann, ist zu klein. Ich muss schon von Findorff bis in die Neustadt kommen können, damit der #Escooter eine Alternative zu den Öffentlichen darstellt.“
Eine Leserin des WESER-KURIER kritisiert, genau das, was die Stadt mit ihren strengen Vorgaben an die E-Roller-Verleiher vermeiden wollte: blockierte Wege. „Vier Roller so gestellt, dass kein direktes Überqueren der Straße für Rollatoren, Rollis und Kinderwagen mehr möglich ist.“ So etwas soll eigentlich dadurch verhindert werden, dass Nutzer nach Ende der Fahrt ihren Roller fotografieren und das Bild an Voi schicken müssen. Stellt das Unternehmen fest, dass ein Scooter falsch abgestellt wurde, muss ein Mitarbeiter das korrigieren.
Nutzer, die sich einen Roller ausleihen wollen, müssen lediglich den QR-Code in der Mitte des Lenkers mit ihrer Voi-App einscannen und die Ausleihe bestätigen – dann kann es losgehen. Um den Elektromotor zu aktivieren, müssen sie erst einmal manuell Schwung holen, wie beim klassischen Tretroller. Danach kann über den Go-Schalter am Lenker die Geschwindigkeit reguliert werden. Zwei Bremsen gibt es auch, dazu vorne und hinten Licht, genauso wie bei einem Fahrrad.
Die Beschleunigung ist im ersten Augenblick beeindruckend, man gewöhnt sich jedoch schnell an sie. Maximal 20 Kilometer pro Stunden schaffen die roten Roller, je nach Untergrund. Und hier zeigt sich auch ein großes Manko. Während asphaltierte Straßen Ideal für die Zweiräder sind, wird es auf anderen Belägen schon schwieriger. Bei einer Fahrt über das Viertel-Kopfsteinpflaster wird man jedenfalls ordentlich durchgeschüttelt, noch mehr als auf dem Fahrrad. Oft bleibt aber keine andere Möglichkeit. Die Roller dürfen nur auf Radwegen fahren. Fehlen die, müssen Nutzer auf die Straße – Bürgersteige und Fußgängerzonen sind tabu.
Ganz so günstig sind die Fahrten auch nicht. Pro Ausleihe wird auf jeden Fall ein Euro fällig. Jede Minute kostet 18 Cent. Wer also eine Viertelstunde unterwegs ist, zahlt 3,70 Euro. Bezahlt werden kann per Paypal, Kreditkarte oder mit der normalen Bankkarte. Die Daten müssen in der App hinterlegt werden.
Voi bietet aber auch die Möglichkeit, seinen Fahrpreis mit Freiminuten zu drücken, sogenannten Credits. Ein Voi-Credit entspricht einem Euro. Sammeln kann sie, wer Freunde und Bekannte dazu einlädt, die Roller zu nutzen, oder ein Quiz auf der Website absolviert. Auch wer dreimal innerhalb der ersten sieben Tage einen Roller leiht, bekommt Guthaben.
Ob sich die Roller durchsetzen werden, ist noch nicht abzusehen. Bei Regen ist die Fahrt beispielsweise keine große Freude – das dürften allerdings auch viele über das Fahrrad sagen. Beim schwedischen Unternehmen ist man jedenfalls vorbereitet: Bei hoher Nachfrage könne man bis zu 500 Roller in der Stadt aufstellen, heißt es.
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