
Um den richtigen Weihnachtsbaum zu finden, dafür hat jede Familie eine eigene Philosophie – auch wann der beste Zeitpunkt dafür ist. In diesem Jahr hat der Run auf Weihnachtsbäume früher als sonst begonnen. So schildert es der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. Sören Prüser vom gleichnamigen Hof in Hellwege kann das bestätigen: „Dieses Jahr konnten wir einen frühen Ansturm beobachten. Einige waren verunsichert, ob unsere Verkaufsstände wegen des Lockdowns weiterhin geöffnet bleiben. Sie hatten Angst, dass sie keinen Baum mehr bekommen.“
Prüser kann alle beruhigen: Der Verkauf geht weiter. Momentan steht er jeden Morgen um sieben Uhr auf. Sobald es hell ist, geht es in die Schonungen, wo die Bäume frisch gesägt werden. Die meist gestellte Frage an den Verkaufsständen ist schließlich: „Ist der Baum auch frisch?“ Zwischen Ganderkesee und Hamburg hat die Familie zusammen mit dem Hof in Hellwege 30 Verkaufsstände, den Großteil davon in Bremen. Jeder Stand werde täglich frisch beliefert. Auf einen Stand ist Prüser aber besonders stolz: „Das ist der in Schwachhausen an der Georg-Gröning-Straße/ Ecke Schwachhauser Ring.
Das war der Erste, den wir in Bremen hatten und der geht noch auf meinen Opa zurück. Diesen Stand haben wir also schon seit mehr als 50 Jahren.“ Die Verkäufer haben auch Instruktionen bekommen, wie sie mit ausreichendem Abstand die Bäume verkaufen und auch in die Wohnung des Käufers tragen – wenn es gewünscht ist. Prüser hat seit Jahren Stammverkäufer. In diesem Jahr habe er einige Anfragen erhalten, ob er noch jemanden brauchen könne.
Ein anderes Standbein ist für Prüser, dass Kunden in Hellwege und Breddorf den Baum selbst schlagen können. Hier muss die Familie in diesem Jahr allerdings auf so manche Weihnachtsfeier von Firmen verzichten. „Die Betriebe haben das abgesagt oder verschoben.“ Ansonsten kommen Firmen durchaus mit 50 oder 100 Mitarbeitern zur Feier in die Schonung. Für Privatleute wurde das Selberschlagen aber ähnlich gut angenommen wie in den vergangenen Jahren – dieses Mal mussten sie aber ohne Glühwein und Bratwurst auskommen. Sägetipps gibt es wie sonst auch, erst recht vor dem Erstversuch, damit es auch zum Erfolgserlebnis kommt. Prüser beruhigt dabei: „Bisher hat jeder, der einen Baum selbst schlagen wollte, unsere Schonungen auch mit einem Baum verlassen.“
Dass das beliebt ist, beobachtet ebenso Hanno Dehlwes in Lilienthal auf seinem Orthhof: „Da kommen viele Familien mit Kindern. Ich habe das ja auch ganz gern, wenn die nächste Generation weiß, wo ein solcher Baum denn herkommt.“ Deshalb kann Dehlwes dem Online-Baum aus dem Internet nicht so recht etwas abgewinnen: „Einige können sich ja nicht räumlich vorstellen, wie der Baum im Wohnzimmer aussehen wird.“ Laut einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom können sich derweil elf Prozent vorstellen, eine Tanne im Internet zu bestellen.
Nur das Selberschlagen allein gehe nicht, wie Dehlwes erläutert: „Man muss systematisch durch die Anpflanzungen gehen, um Licht und Luft für andere Bäume zu schaffen.“ Beim Selberschlagen neige mancher dazu, dort zu fällen, wo bereits Licht und Luft hinkommt. Dort gebe es eben die beste Sicht von allen Seiten auf den Wunschbaum. Dehlwes merkt, dass es den Menschen immer wichtiger wird, dass der Baum aus der Region kommt – auch wenn statistisch gesehen ein Drittel aller Weihnachtsbäume in Deutschland aus dem Sauerland kommt.
Die Preise hat Dehlwes in diesem Jahr nicht verändert, was auch mit der Konkurrenz zu tun habe. Was er in den vergangenen Tagen noch feststellen konnte: „In diesem Jahr kommen mehr junge Familien, die sich einen Baum suchen. Da scheint das Motto zu sein: Wenn wir dieses Weihnachten nirgends hinfahren und zu Hause bleiben, wollen wir es uns wenigstens dort mit einem Baum schön machen.“ Auf der anderen Seite musste der 60-Jährige genauso Absagen von Weihnachtsfeiern hinnehmen, die sonst bei ihm auf dem Orthhof stattgefunden hätten. Und Firmen stornierten Bäume – zum Teil, als sie schon geschlagen waren. Sören Prüser in Hellwege verzeichnete auch bei fertig dekorierten Bäumen für Unternehmen einige Anfragen weniger – vor allem von Hotels und Restaurants.
Wenn der Verkauf so weitergeht wie bisher, werden bis Weihnachten mehr Bäume verkauft als 2019. So sagt es die Sprecherin des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger, Saskia Blümel. Man habe davon ja auch wochenlang etwas, wie Erzeuger Hanno Dehlwes sagt: „Bei uns bleibt der Baum bis Ende Januar stehen. Wenn es nach meiner Frau geht, könnte der sogar bis Mariä Lichtmess am 2. Februar bleiben.“
Aber alles hat seine Zeit – auch das Selberfällen: Dafür ist bei Dehlwes und bei Prüser am Sonntag letzter Tag.v
Verkauf bei Baumärkten
Auch wenn die Baumärkte ab diesem Mittwoch geschlossen haben, wollen sie den Verkauf von Weihnachtsbäumen in Bremen und Niedersachsen weitestgehend aufrecht erhalten. Wie ein Sprecher der Hagebau-Kette dem WESER-KURIER sagte, soll das überall dort sein, wo es baulich und organisatorisch möglich ist. Hornbach wartet noch auf die neue Verordnung aus Bremen. Danach setze man alles daran, unter Einhaltung der Auflagen den Baumverkauf fortzuführen. Toom wird ebenso unter Einhaltung der Bestimmungen mit dem Verkauf weitermachen genauso wie der Verkauf vor dem Baumarkt Viohl. Bauhaus wird die Kunden im Netz auf bauhaus.info informieren, wie und wo es weiter Bäume gibt.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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haben die weisheit auch nicht mit löffeln gefre...en.
können genauso gut ein deckchen, bestickt mit ...