
Der Klimawandel schreitet so weit voran, dass Handelsschiffe auch langsam im Winter die Nordostpassage durch das Eismeer vorbei am Nordpol passieren können. Statt den längeren Weg durch den Suezkanal zu nehmen, sparen die Frachter dadurch 3000 Seemeilen (umgerechnet knapp 5600 Kilometer). Das ist sogar einem Tanker im Februar 2018 ohne Eisbrecher gelungen. Dafür brauchte er eine Woche weniger als über die bisherige Route. Noch müssen diese Schiffe die sogenannte Eisklasse haben. Sie müssen also auf Eisfahrten ausgerichtet sein.
Dass die Zahl der Schiffe zunimmt, die ohne Hilfe von Schleppern oder Eisbrechern diese Passage problemlos überwinden, wollen Island und das Land Bremen mit seiner Hafentochter Bremenports als Chance wahrnehmen – und im Nordosten des Inselstaates einen neuen Hafen bauen. Am Donnerstag unterzeichneten Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe und Vertreter der isländischen Seite in Islands Hauptstadt Reykjavík dazu eine Absichtserklärung. Mit dabei war auch Bremens Häfensenator Martin Günthner (SPD).
Die Planung für den Tiefwasserhafen am Finnafjord in der Gemeinde Langanesbyggð soll nun die gemeinsame Entwicklungsgesellschaft übernehmen. Dazu kommt ein Industriegelände für die Versorgung des Hafens und für gewerbliche Aktivitäten. Außerdem geht es um den Ausbau der Hafeninfrastruktur und Industrieansiedlungen, einschließlich der Strom- und Wasserversorgung sowie einer Straßenanbindung.
Bei einer ganzjährigen Befahrbarkeit der Nordostpassage zwischen Asien und den USA würden sich die Fahrzeiten um mehr als zwei Wochen reduzieren. Laut Bremenports bietet sich der Finnafjord als Basishub für einen Universalhafen an, von dem aus die Weiterverteilung der Güter in die jeweiligen Zielregionen erfolgen könnte. Schon jetzt gebe es bereits dringenden Bedarf für einen Seenotrettungshafen. Geplant ist zudem eine Anlage, um Wasserstoff herzustellen.
Bremenports-Sprecher Holger Bruns nannte für die Planung eine Zeit von vier bis fünf Jahren. Danach gehe es darum, einen Investor zu finden, der bereit ist, den Hafen zu bauen und später zu betreiben. Denn alle am Projekt beteiligten Parteien sagen jetzt bereits, dass sie selbst kein Geld für den Bau in die Hand nehmen wollen. Bruns sagte: „Und ohne die Planung, die ja wie bei uns in Deutschland Rechtssicherheit für den Bau bringen soll, findet man niemanden, der bereit ist, einen Hafen zu bauen und zu betreiben.“
Bisher hat Bremenports 500.000 Euro in das Projekt investiert. Dies spiegelt sich laut Bruns auch in den Anteilen bei der Entwicklungsgesellschaft wider. So ist Bremen mit 66 Prozent beteiligt. Weitere 26 Prozent hält das isländische Planungsunternehmen EFLA, die isländischen Gemeinden Langanesbyggð und Thórshöfn halten acht Prozent. Die restlichen Anteile sollen an einen strategischen Investor gehen.
Die beteiligten Parteien sind sich laut Bruns klar darüber, dass es mehr als 40 Jahre dauern könnte, bis die gesamten Hafenanlagen stehen. Am Finnafjord können sechs Kilometer Kaje entstehen plus Hinterland mit insgesamt 1200 Hektar für Containerflächen und Industrie. Das Wasser ist knapp 20 Meter tief, in den zwei Gemeinden wohnen etwa 500 Menschen, die vor allem von der Fischwirtschaft leben. „Die Verbindungen zwischen Island und Bremerhaven bezüglich der Fischindustrie haben wohl auch eine Rolle gespielt bei den ersten Kontakten“, erläutert Bruns. Die erste Idee zu diesem Projekt stammt aus dem Jahr 2007.
Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe sagte: „Für die isländischen Partner und für uns ist es unverzichtbar, dass die Hafenplanung in allen Phasen des Projektes an strengen ökologischen Kriterien ausgerichtet wird.“ Bremens Häfensenator Günthner ergänzte: "Es ist eine Auszeichnung, dass Bremenports sich auf Bitten Islands federführend an diesem Projekt beteiligen kann.“ Elias Peturson, Bürgermeister von Langanesbyggð, sagte: "Als neues Tor zur Welt wird der Hafen unsere Bevölkerung stärken und zusätzliche Potenziale im Norden und Osten Islands schaffen." Und Bremen wird hier vielleicht in Zukunft den Schlüssel dafür haben.
Der Meereis-Experte vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Christian Haas, prognostiziert, dass sich die Zeiten, in denen die Schiffe ohne Eisbrecher fahren können, ausweiten werden: "Alle sind sich einig, dass die Arktis in den nächsten 30 bis 50 Jahren eisfrei sein wird." Als eisfrei bezeichnen Forscher die Arktis, wenn die Eisbedeckung im Sommer unter eine Million Quadratkilometer sinkt.
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