
Der Rückgang von bundesweit etwa 20 Prozent bei den Auto-Neuzulassungen im vergangenen Jahr trifft die gesamte Branche: vom Hersteller über die Zulieferer bis hin zu den Autohäusern. Und die Probleme verschärfen sich durch die weltweit aktuellen Lieferengpässe für Halbleiterkomponenten, die einige Hersteller wie das Bremer Daimler-Werk dazu zwingen, die Produktion runterzufahren und in Kurzarbeit zu gehen. „Die Nachfrage hat sich ja zum Jahresende deutlich erholt, aber bei Lieferzeiten von einem Dreivierteljahr und mehr bei einigen Modellen und bei vielen Herstellern, nimmt der Kunde schnell Abstand und fährt sein Auto erst einmal weiter“, sagt Hans Jörg Koßmann, Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Bremen.
Für die Branche insgesamt sei das vergangene Jahr „grottig gewesen“, so Koßmann. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass der Rückgang bei Neuzulassungen in Bremen mit 16,5 Prozent unterhalb des Bundesdurchschnitts liege. „So oder so fehlt eine große Summe im Portemonnaie.“ Das könne dazu führen, dass das eine oder andere Autohaus mittelfristig in Schwierigkeiten gerate – gerade diejenigen, die schon vor dem Corona-Jahr Probleme hatten. Man könne davon ausgehen, dass 2021 von den Zahlen her zwar besser sein werde, aber er glaubt wegen der vielfältigen Lieferschwierigkeiten nicht an große Nachholeffekte in den nächsten Monaten, so der Obermeister, der auch geschäftsführender Gesellschafter des Autohauses Kossmann ist.
Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes wurden im vergangenen Jahr in Bremen 17.607 Neuwagen zugelassen. In Niedersachsen waren es 73.049, was einem Rückgang von 19,57 Prozent entspricht und im Bundesdurchschnitt liegt. In beiden Ländern bestätigen sich die bundesweiten Zahlen, dass der Rückgang ausschließlich auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zurückzuführen ist: In Bremen wurden statt 18.806 im Jahr 2019 im vergangenen Jahr nur 12.836 neue Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren zugelassen, in Niedersachsen waren es 228.129 statt 350.237. In Prozent ausgedrückt ist das ein Unterschied von 31,7 Prozent in Bremen und 34,8 Prozent in Niedersachsen.
Umgekehrtes Bild bei reinen Elektro-Fahrzeugen. Die haben prozentual kräftig zugelegt: in Bremen um 58,28 Prozent, in Niedersachsen um 76,5 Prozent. Dass der Anteil dieser Antriebsart an der Gesamtzahl aller Autos aber weiterhin im unteren einstelligen Prozentbereich liegt, verdeutlichen auch die absoluten Neuzulassungszahlen: 911 waren es in Bremen 2020 und 380 im Vorjahr. In Niedersachsen wurden 27.027 E-Autos zugelassen, 2019 waren es 6347.
„Die Frage, ob der Kunde sich ein teil- oder reinelektrisch angetriebenes Auto oder eines mit Verbrennungsmotor kauft, hat schon vor Corona den einen oder anderen verunsichert, mit der Folge, dass er dann eine Kaufentscheidung aufgeschoben hat“, so Koßmann. „Diese Verunsicherung wird auch erst einmal bleiben.“ Hauptursache für den Rückgang sei aber der Corona-Effekt. „Viele halten sich bei Investitionen eher zurück und halten ihr Geld zusammen.“
Dass die Produktion bei Daimler wegen der Engpässe bei Halbleitern zurückgefahren werden muss, wie das Unternehmen bestätigte, ärgert Michael Peters. „Wir sind super ins Jahr gestartet“, so der Betriebsratschef des Bremer Werks. „Wir wollten geplant Sonderschichten fahren, um die in den letzten Wochen stark zugenommene Nachfrage nach neuen Autos möglichst zeitnah befriedigen zu können. Und dann nun diese Situation.“
Für Koßmann ist das genauso ärgerlich: „Das bedeutet noch längere Lieferfristen.“ Es sei nicht nachzuvollziehen, dass die Autohersteller das nun bremse. Da müsse der Einkauf geschlafen haben.
Nach Ansicht von Peters haben die Hersteller offensichtlich mit einer längeren Nachfrage-Delle gerechnet. „Die Nachfragekurve verläuft aber nicht wie ein U, sondern wie ein V.“ Er geht davon aus, dass die Produktion dennoch bald wieder hochgefahren kann. „Dann müssen wir sehen, wie wir durch vertretbare Sonderschichten bei den Stückzahlen wieder schnell auf Vorkrisen-Niveau kommen.“ Von der Modellpalette her seien der Konzern und der Bremer Standort gut aufgestellt. Im April komme auch die neue C-Klasse.
Was die Situation der Zulieferer der Autoindustrie angeht, habe die Unterauslastung der vergangenen Monate massiv am Eigenkapital gezehrt, so Volker Stahmann von der IG Metall Bremen. Hinzu komme, dass einige Zulieferer den kostenintensiven Transformationsprozess weg vom Verbrenner und hin zu alternativen Antrieben gehen und gleichzeitig weiterhin Ersatzteile für Verbrenner vorhalten müssten. So etwas finanziere nicht jede Bank. „Deshalb fordern wir als Gewerkschaft auf Bundesebene, dass ein Transformationsfonds eingerichtet wird, um diesen Unternehmen eine bessere Eigenkapitalsicherung und Innovationsfähigkeit zu ermöglichen.“
Aufstockung für Mitarbeiter im Kfz-Gewerbe
Für rund 700 Beschäftigte hat die IG Metall Bremen mit der Tarifgemeinschaft stadtbremisches Kfz-Gewerbe tarifliche Regelungen zur Kurzarbeit auch für 2021 vereinbart. Wichtigstes Ziel dabei sei, Beschäftigung zu sichern und finanzielle Einbußen bei Kurzarbeit zu minimieren, so die Gewerkschaft. In vielen Kfz-Betrieben sei in den vergangenen Wochen aufgrund des aktuellen Lockdown Kurzarbeit eingeführt worden. Damit würden die Beschäftigten nach den gesetzlichen Regelungen auf 60 beziehungsweise 67 Prozent ihres Nettoeinkommens zurückfallen. Der Manteltarifvertrag hatte bereits Vereinbarungen zur Sicherung der Nettoeinkünfte der Beschäftigten bei Kurzarbeit für 2020 geregelt. Bei Kurzarbeit gibt der Arbeitgeber einen Zuschuss zum Kurzarbeitergeld. Dieser gleicht den Nettogehaltsrückgang der Beschäftigten aus: auf 90 Prozent.
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