
Die Ökobilanz herkömmlich produzierter und gehandelter Kleidung ist verheerend. Laut Greenpeace landen allein in Deutschland jedes Jahr 75 Prozent von 5,8 Millionen Tonnen Kleidung auf der Müllkippe. Von allen weltweit produzierten Kleidungsstücken werden lediglich 30 Prozent zum regulären Preis verkauft. Weitere 30 Prozent landen im Ausverkauf, die restlichen 40 werden weggeworfen – ohne dass sie je ein Mensch getragen hat. Das Luxus-Modelabel Burberry zum Beispiel hat im Jahr 2017 unverkaufte Ware im Wert von 28 Millionen US-Dollar verbrannt.
Erschreckende Zahlen, die auch Friederike und Florian Pfeffer beschäftigten, bevor sie vor etwa vier Jahren ihre Online-Plattform woollaa.com gegründet haben. „Wir wollen die Art und Weise wie Mode entworfen, produziert und verkauft wird auf eine neue Basis stellen“, sagt Friederike Pfeffer. Ein ehrgeiziges Ziel für ein kleines Designbüro mit Basis in der Alten Schnapsfabrik in der Bremer Neustadt.
Und so hat das Ehepaar Pfeffer 2016 auch erstmal mit einer kleinen, aber recht speziellen Produktionsweise losgelegt. „Wir haben zwei industrielle Strickmaschinen an das Internet angeschlossen. Eine in Paderborn, die andere in der Nähe von Amsterdam“, erklärt Florian Pfeffer die Grundidee der Unternehmung, die analoge mit digitaler Technik verbindet und zu einer nachhaltigeren, transparenten und trotzdem wirtschaftlichen Kleidungsproduktion führen soll.
Die Kunden von Woollaa können auf der Homepage der Firma bestimmte Editionen von Schals, Babydecken und Kissen als ihr ganz persönliches Einzelstück mit Farben, Mustern und Beschriftungen selber gestalten. Per Mausklick geht die Bestellung zu Woollaa, dort wird ein digitales File erstellt, dass dann direkt auf eine der Strickmaschinen geschickt wird. Jedes Pixel in dem File entspricht einer Masche.
„Die Maschine weiß bei Breite, Muster, Länge und Farben genau, was sie machen muss“, erklärt Florian Pfeffer, der auch Landesvorstandssprecher der Bremer Grünen ist. Das fertige Kleidungsstück oder Accessoire kommt dann wie aus einem 3-D-Drucker aus der Strickmaschine. Nach fünf bis sieben Tagen bekommen die Kunden ihr Produkt „Made in Germany“ zugeschickt.
„Jedes Stück ist ein Unikat. Und wir produzieren nur Dinge, die auch wirklich jemand haben will“, erklärt Florian Pfeffer die Produktion auf Nachfrage, neudeutsch on demand. „Wir glauben, dass persönliche Dinge einen besonderen individuellen Wert haben und deshalb länger genutzt werden, also nachhaltiger sind und Klima und Umwelt weniger belasten." Etwa 1000 Einzelstücke hat das Unternehmen bisher verkauft.
Für die verschiedenen Editionen arbeitet Woollaa auch mit internationalen Designern zusammen. Bei der Edition „Cityknit“ zum Beispiel können sich die Kunden Ausschnitte eines Stadtplanes als Muster für einen Schal erstellen. Bei den Babydecken bietet es sich an, den Namen des Kindes und das Geburtsdatum mit aufzunehmen. Eine besondere Edition ist ein viereinhalb Kilometer langer virtueller Schal, aus dem sich die Kunden ein Stück reservieren und dann stricken lassen können.
Das Muster basiert auf dem Gen-Code des berühmten Schafes Dolly, dem ersten geklonten Säugetier überhaupt. Friederike und Florian Pfeffer kommen eigentlich aus dem Grafikdesign und haben viel mit interaktiven, benutzerfreundlichen Lösungen gearbeitet. „Wir wollten immer mal selber ein konkretes Produkt herstellen. Dann haben wir einen Film über eine Strickmaschine gesehen, die gehackt wurde. Darüber kam uns die Idee, so eine Maschine mit einer Online-Lösung zu kombinieren“, berichtet Friederike Pfeffer.
Folgte der bisherige Ansatz bei Woollaa dem Modell Business to Consumer (B2C), also im direkten Kontakt mit dem Endkunden, soll der nächste Schritt Business to Business (B2B) sein, also mit Geschäftskunden wie Designern und Modelabeln. „Die können mit unseren Online-Modulen dann ihre eigene Strickmode digitalisieren und nach den Bedürfnissen ihrer Kunden modifizieren“, erklärt Florian Pfeffer.
In einem Video erklären die Woollaa-Macher die Idee, mit der sie jüngst auch für den Preis der Kultur- und Kreativpiloten nominiert wurden: Man sieht Thijs aus den Niederlanden und Verena aus München. Er ist Gründer der Strickerei Knitwear Lab, sie Designerin bei ihrem eigenen Modelabel AA Gold. Thijs hat damit zu kämpfen, dass immer mehr lokale Modeproduzenten in Billiglohnländer abwandern, kleine Modelabel wiederum finden keine Hersteller für ihre Serien.
„Wir wollen in einer Shared Factory die Nachfrage der Kunden von Modelabeln wie AA Gold direkt mit Produktionsstätten wie dem Knitwear Lab verbinden“, erklärt Florian Pfeffer. So soll nur das produziert werden, was bereits verkauft ist. Der Vorteil: Modelabel könnten so Abfälle, Lagerkosten und ihr Risiko stark reduzieren.
„In der Shared Factory können die Designer ihre Entwürfe digitalisieren, Farben, Muster und Schnitte anpassen und es online stellen“, erklärt Friederike Pfeffer. Kauft ein Kunde ein Stück, wird es mit ähnlichen Produkten anderer Designer gemeinsam auf eine passende Strickmaschine in räumlicher Nähe geladen. „Unsere Produktion auf Nachfrage macht natürlich nur Sinn, wenn man lokal produziert, da wo auch gekauft wird“, betont Florian Pfeffer, der auch weiß, dass es für Kunden und Modeproduzenten immer wichtiger wird, transparent zu sein und die Lieferketten von Kleidung offen zu legen. Damit die nicht ungetragen auf der Müllhalde landet.
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