
Welche Sorgen haben Gründer? Warum gehen sie den Schritt in die Selbstständigkeit? In einer Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Auftrag der Commerzbank dazu Jungunternehmer interviewt, die in den vergangenen sechs Jahren einen Betrieb übernahmen oder gründeten.
Insgesamt führten die Verfasser der Studie rund 3000 Gespräche – 50 davon größtenteils in Bremen sowie Delmenhorst und Oldenburg. Ein Ergebnis ist, dass die Gründer hier meist männlich sind (76 Prozent), oft einen Hochschul-Abschluss haben (50 Prozent). Soweit, so durchschnittlich im Bundesvergleich.
Auffällig ist jedoch vor allem ein Wert: In Bremen sehen Gründer die Bürokratie, Regulierungen und gesetzliche Vorgaben stärker als Problem, wenn es um die Weiterentwicklung ihres Unternehmens geht. Während bundesweit nur 14 Prozent diesen Punkt als „größten Hemmschuh“ nannten, sind es in Bremen gleich mehr als doppelt so viele (36 Prozent). Kai Stührenberg, Sprecher des Wirtschaftsressorts, kann das Ergebnis nicht recht nachvollziehen. Denn genau deshalb gebe es das Starthaus als zentralen Anlaufpunkt für Gründer. „Sicher ist noch nicht alles optimal, aber das Ziel ist, einen Ort zu haben, an dem alle Fragen geklärt werden.“
Petra Oetken vom Starthaus kann sich den Befund ebenfalls nicht genau erklären. Die Erfahrung zeige, dass es nach der Gründung vor allem um den Auf- und Ausbau des Unternehmens gehe – und weniger um bürokratische Erfordernisse. Auflagen, etwa in der Gastronomie, seien bundesweit einzuhalten. Daran könne der Unterschied nicht liegen. Als sogenannte Starthelfer unterstützen Oetken und ihre Kollegen Firmengründer und junge Selbstständige ungefähr bis in das fünfte Jahr ihres Unternehmens. „Die Initiative versucht, die Schritte für Gründer zu vereinfachen“, sagt Oetken über das Bremer Angebot.
Der Leiter des Geschäftsbereiches Einzelhandel, Existenzgründung und Unternehmensförderung der Handelskammer Bremen, Karsten Nowak, vermutet, dass die Bewertung für Bremen ein „Bild aus der Vergangenheit“ widerspiegelt. Bevor das Starthaus vor knapp zwei Jahren entstand, beklagten Gründer, das Bremer Gründerhilfenetzwerk sei zu unübersichtlich. Das Starthaus entwickle sich nun immer weiter und sei bald am neuen Standort. „Ich bin zuversichtlich, dass das Thema dann vom Tisch sein müsste“, sagte Nowak zur Bewertung im Gründungsmonitor der Commerzbank. Ab Mitte Dezember zieht das Starthaus in das neue Gebäude am Domshof.
Für Menke Harbers, der das Unternehmerkundengeschäft der Commerzbank Bremen leitet, ist der Umzug ein Gewinn. Das Starthaus liegt nämlich künftig nur ein paar hundert Meter entfernt. Die jungen Unternehmer seien eine sehr interessante Zielgruppe für die Commerzbank. In diesem Jahr hat die Niederlassung bisher einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag für Gründer und Nachfolger bereitgestellt. Oft versuchen die Gründer es aber zunächst allein, wie die Umfrage aus dem Sommer zeigt.
Bei 42 Prozent von ihnen liegt das Startkapital zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Zunächst verwenden dabei besonders viele Bremer eigene Ersparnisse (80 Prozent). Überhaupt spielen Business Angel oder Risikokapital insgesamt eine auffällig geringe Rolle – sogar die Unterstützung von Freunden und Familie ist in dieser Phase wichtiger. Der gerade veröffentlichte Start-up-Monitor hatte ebenfalls gezeigt, dass Gründer schwer an das Kapital der Investoren kommen, obwohl sie es sich wünschen.
Die Zahlen liefern noch eine interessante Botschaft: 42 Prozent der Gründer in Bremen und der Region wollen etwas bewegen und aktiv gestalten. Auf Bundesebene sind es dagegen 29 Prozent. Auffällig ist auch, dass zwar das Ziel, sein eigener Chef sein zu können, jeweils die größte Motivation war. In Bremen spielt aber noch etwas anderes eine vergleichsweise große Rolle: Gleich 32 Prozent nennen als Antrieb, dass sie Arbeitsplätze schaffen wollen.
Als zweites großes Problem wiederum sieht immerhin ein Viertel der Gründer, Personal zu finden. Bundesweit nennen dieses Hindernis und den Fachkräftemangel sogar 31 Prozent. In der Bewertung des Standorts schneidet Bremen allerdings dennoch etwas schlechter ab als im Schnitt: Zwar empfinden 58 Prozent die Bedingungen als gründerfreundlich (gut 36 Prozent, sehr gut 22 Prozent). Allerdings geben auch 38 Prozent die Note befriedigend oder mangelhaft. 31 Prozent sind es in Deutschland.
Sicher könne auch die Handelskammer noch stärker dafür sorgen, dass etablierte Unternehmen und Gründer sich vernetzen und gegenseitig unterstützen, sagt Karsten Nowak. „Wir kriegen hier sonst keine innovativen Ideen, die am Standort bleiben.“ Im Gründungsmonitor der Bankengruppe KfW rutschte Bremen zuletzt deutlich ab.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.