
Immer wenn eine Ariane 5-Rakete in Französisch-Guayana abhebt, spielt ein schwarzer Locher auf der Fensterbank eines Bremer Bürogebäudes eine wichtige Rolle, zumindest eine Nebenrolle. Denn dieser Locher sorgt dafür, dass das Fenster des Konferenzraumes geöffnet bleibt, in dem die Ingenieure und Techniker von Ariane-Group den Start der Rakete von Bremen aus betreuen.
Zehn bis zwölf Menschen sitzen dann über Stunden in diesem unscheinbaren Raum und arbeiten konzentriert – und dafür brauchen sie die frische Luft. Es mutet abstrus an: In der Hansestadt analysieren Ingenieure Messwerte und Parameter von einer Rakete, die sich am anderen Ende der Welt in den Himmel schrauben soll.
„In Bremen sitzen aber die Experten für die Oberstufe“, sagt Sören Scholz, Leiter des Ariane-Programms und bei jedem Start am Weltraumbahnhof in Kourou vor Ort. Sie könnten am besten beurteilen, wie sich die Oberstufe unter welchen Bedingungen verhält, da sie auch diejenigen sind, die sie gebaut haben und damit am besten kennen.
Mitarbeiter in Bremen müssen entscheiden
Die 7600 Kilometer Luftlinie spielen dabei keine große Rolle – wenn die Bremer ihren Einsatz beginnen, steht die Rakete eh schon alleine auf ihrem Startplatz. Kein Mensch darf sich ihr dann noch nähern. Vier Stunden vor dem Start kommen die verschiedenen Experten für die Oberstufe in dem unscheinbaren Konferenzraum zusammen.
Qualitätskontrolle, Elektronik, Mechanik – Vertreter verschiedener Abteilungen überwachen dann die Phase des Countdowns, den Start und die erste Zeit im Weltraum. „Wir sehen nicht, was passiert, aber wenn der Startverantwortliche in Kourou eine Frage hat, können wir ihm weiterhelfen“, sagt Nils Ruhe, Produktionskoordinator der Ariane 5 in Bremen.
Das kann etwa dann der Fall sein, wenn die Messwerte für den Druck der Oberstufentanks nicht so sind, wie sie eigentlich sein sollten. Dann müssen die Mitarbeiter in Bremen entscheiden, wie schwerwiegend die Abweichung von der Norm ist, oder ob es sich nur um einen Messfehler handelt, der etwa durch äußere Umstände wie Wind und Wetter verursacht wurde.
Aufgeregt sind die Mitarbeiter immer
„Dabei greifen wir auch auf die Erfahrungen der vorherigen Starts zurück“, sagt Ingenieur Maayan Windmuller. Die schlummert in den aufgeklappten Laptops, mit denen die Bremer die zuvor gesammelten Daten schnell aufrufen können. Und auch wenn dieser Erfahrungsschatz relativ groß ist – aufgeregt sind die Mitarbeiter immer.
„Die Leute arbeiten sehr konzentriert und je näher der Start rückt, desto angespannter werden sie“, sagt Ruhe. Verständlich, findet Jens Lassmann, Standortleiter von Ariane-Group in Bremen: „Es ist natürlich spannend, wenn man ein Produkt vom Bau bis zum Start begleiten kann.“ Bei Ruhe geht es sogar so weit, dass er nervös wird, wenn er einmal nicht dabei sein kann.
„Wenn ich zu Hause bin und Urlaub habe, schickt mich meine Frau meist ins Büro.“ Mit ihm sei eh nichts anderes anzufangen, sage sie dann. Vielen Kollegen ginge es da ähnlich. Auch ein bisschen Aberglaube ist dabei: „Wenn der Start um einen Tag verschoben werden musste, nehme ich am nächsten Tag immer einen anderen Weg zur Arbeit“, sagt Ruhe.
Per Video-Schalte verbunden
„Die Leute in Kourou und an den europäischen Standorten verstehen sich als ein Team und unterstützen sich gegenseitig“, sagt Scholz. Denn neben den Ingenieuren in Bremen, sitzen auch an diversen französischen Standorten Teams zusammen, etwa dort, wo die Booster und die Hauptstufe der Ariane 5-Rakete gebaut wurden.
Sie machen genau das, was die Bremer machen – nur eben für den von ihnen gebauten Teil der Rakete. Sie sind alle per Video-Schalte verbunden, hinzu kommen zwei Telefon-Standleitungen in das Kontrollzentrum in Kourou. Das war’s dann aber auch schon mit der technischen Ausstattung des Raumes, in dem sich die Bremer Eingreifgruppe während der Starts positioniert.
Keine riesigen Leinwände, keine Computerterminals, nichts, das blinkt oder leuchtet. „Dieser Raum ist wirklich nicht so spektakulär, wie man ihn sich vielleicht vorstellt“, sagt Lassmann. Und häufig eingreifen müssten die Experten auch nicht. Dennoch sei die Erleichterung jedes Mal riesig, wenn ein Start geglückt sei. „Wir klopfen uns auf die Schulter oder umarmen uns, wenn alles geklappt hat“, sagt Ruhe. Genauso, wie es auch die Kollegen in Frankreich und im Kontrollzentrum machten.
Den Start kann man im Intenet verfolgen - hier geht es zur Seite von Arianespace.
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