
Außergewöhnlich. Am Allerkai 4 hat Lutz Peper seinen Arbeitsplatz. Direkt an der Weserschleife. Das Gewerbegebiet ist von Industrie geprägt mit Betonherstellern und Bootsbauern. Die Räume hier sind derweil gemütlich wie ein Wohnzimmer. Eine riesige Glasfront gibt einem das Gefühl, über dem Fluss zu schweben. Die Sonne scheint tief am Horizont. Und es passiert vor Ort auch etwas Außergewöhnliches. Am Tisch im Besprechungszimmer sitzen Julian Rothkehl und Leslie Bultmeier. Die beiden arbeiten für den Bremer Projektentwickler Peper & Söhne. Rothkehl absolviert ein duales Studium, Bultmeier eine Ausbildung im Büromanagement.
Daneben aber sind sie in Verantwortung – ein bisschen Chef und Chefin. Die beiden lenken den Vertrieb für Casa di Vanna in Deutschland. Wie kam das? Casa di Vanna mit Sitz in Lettland ist ein Spezialist für frei stehende Badewannen und Waschbecken. Die Verbindung entstand durch den Bremer Honorarkonsul für die Republik Lettland – Lutz Peper. Auf einem Treffen der Konsuln vor Ort sah er die ehemalige Botschafterin Lettlands für Deutschland wieder. Die erzählte von ihrer Tochter und deren Firma, der Kapital zum Wachsen fehlte. „Da habe ich spontan gesagt: Da können wir ja vielleicht helfen?“ Sein Haus beteiligte sich also vor zwei Jahren an Casa di Vanna mit 49 Prozent. Zunächst recht still. Doch Rothkehl und Bultmeier drehen jetzt die Lautstärke auf.
Ende Januar – noch rechtzeitig genug – flogen die beiden nach Riga, um die Geschäftsführung und die Firma kennenzulernen. „Wir haben den ganzen Herstellungsprozess angeschaut“, sagt Bultmeier. Schnell waren sie entschlossen, die Aufgabe zu übernehmen: „Wir brauchten nicht lange überlegen. Das ist so eine Chance, die kriegt man nicht alle Tage. Das ist nicht selbstverständlich.“ Es sei damit großes Vertrauen verbunden und eine richtige Einschätzung des Firmenchefs.
Lutz Peper ging dabei von sich selbst aus. Schon immer habe es ihm am meisten Spaß gemacht, selbst etwas zu entscheiden. Die beiden Azubis, mit denen er sich sofort verstand, habe er genauso eingeschätzt. „Dann habe ich überlegt: Wir haben da tatsächlich eine Aufgabe zu lösen – also nicht gefaket für die Ausbildung“, sagt Peper. „Wir haben einfach angefangen. Da haben wir gar nicht so groß drüber nachgedacht.“ Das Projekt Casa di Vanna Germany sei auch von der Dimension gerade richtig, um den Nachwuchs nicht zu überfordern.
Die Badewannen und Waschbecken bestünden aus Marmor und Dolomit, sagt Rothkehl, seien handgefertigt. Das sei besonders: „Die Eigenschaften machen die Produkte langlebiger und hochwertiger.“ Vorher sei das Unternehmen, in Riga mit 15 Mitarbeitern, im Baltikum, den Arabischen Emiraten, Skandinavien und Russland aktiv gewesen. Jetzt also Casa die Vanna Germany in Verantwortung der Azubis. Es gibt eine neue Website und Auftritte bei Instagram und Facebook, um die Marke bekannt zu machen. Auf der Homepage sind neben den Gründerinnen Evita Stopina und Anata Ikauniece auch Julian Rothkehl und Leslie Bultmeier zu sehen – ganz selbstverständlich.
Große Entscheidungen stimmen sie natürlich ab. „Wir haben dadurch ein Stück Sicherheit“, sagt Bultmeier. Dennoch gebe es sehr viel Eigenverantwortung bei diesem Projekt. „Wir haben das Privileg, dass wir das Ganze hier leiten dürfen“, sagt Rothkehl. Dieses Learning by doing habe ihm persönlich viel gebracht. Das Projekt wird auch von seinen Kommilitonen an der Hochschule Bremen oder in der Berufsschulklasse von Bultmeier begeistert wahrgenommen.
Jetzt geht es noch um die Suche nach geeigneten Vertriebspartnern. Vor allem Onlineplattformen seien gefragt, um die Wannen im Netz zu verkaufen. Doch es soll auch Showrooms geben, damit Kunden das Produkt direkt sehen können. Das sei wichtig, um einen Eindruck zu bekommen und die Ware auch anfassen zu können. Für das nächste Jahr hoffen die beiden, dass Messen wieder stattfinden können. Die spielten für die Branche eine Rolle, sagt Rothkehl, um sich als Newcomer vorzustellen.
Lutz Peper, Julian Rothkehl und Leslie Bultmeier können sich gut vorstellen, dass es mit der Zusammenarbeit auch nach der Ausbildung weitergeht und die beiden Führungsrollen übernehmen. Und so wiederholt sich vielleicht eine Geschichte. Malte Wilkens, der heute mit Sohn Christoph Peper die Geschäfte führt, war früher Azubi bei Lutz Peper. Er hält die Anteile an Casa di Vanna zusammen mit dem Seniorchef.
Aus dem Tagesgeschäft hat sich Lutz Peper verabschiedet. Details interessierten ihn nach 50 Jahren im Beruf nicht mehr so sehr. „Aber das Machen – dazu habe ich schon noch Lust.“ Von seiner Idee, dass Azubis Verantwortung übernehmen und Macher werden, ist er überzeugt. Der Jugend könne man vertrauen. In seiner Alterskohorte werde das teils negativer gesehen, doch Peper mag die Früher-war-alles-besser-Mentalität nicht: „Die Welt ist anders, aber nicht schlechter.“
Trennung von den Lloyd-Garagen
Peper & Söhne hielt am Projekt selbst nach dem Verkauf des Industrieparks in der Neustadt fest: Umgehend mietete das Bremer Familienunternehmen die Lloyd-Garagen zurück. „Das war uns eine Herzensangelegenheit, dass wir als autobegeisterte Familie die Geschicke der Garagen in der Hand behalten“, erklärte Christoph Peper damals den Schritt. Nun hat sich Peper & Söhne doch von der Immobilie getrennt. Unlängst war sie am Markt zu haben. Die Miete sollte laut Lutz Peper deutlich steigen. Am Ende hätten dann doch kaufmännische Gründe dagegen gesprochen, die Lloyd-Garagen zu halten. Den Lloyd-Industriepark hatten Peper & Söhne auf dem ehemaligen Gelände der Lloyd Motorenwerke, einer Tochterfirma des Bremer Autobauers Borgward, gegründet.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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