
Mittwoch um halb zwei vor dem Airbus-Werk in Bremen am Flughafen. Gerade beginnt in Amsterdam die Hauptversammlung, die den Franzosen Guillaume Faury zum neuen Konzernchef kürt.
Faury ist zwar schon seit Jahren bei Airbus, doch in Bremen werden einige Mitarbeiter wohl noch etwas Zeit brauchen, bis ihnen der Name genauso flüssig über die Lippen geht wie zuvor der von Tom Enders. Ein junger Airbus-Kollege hat auf dem Weg in den Feierabend folgenden Wunsch an den neuen Chef:
„Er soll dafür sorgen, dass es bei Airbus auch weiterhin eine Übernahmegarantie für die Auszubildenden gibt.“ Ein anderer Bremer Mitarbeiter wäre froh, wenn es mit dem Unternehmen so weiterlaufen würde wie bisher: „Denn eigentlich läuft momentan ganz gut.“ Ein weiterer Airbus-Beschäftigter hat keinen Wunsch an Faury, schickt aber dem scheidenden Konzernchef noch den flapsigen Wunsch hinterher: „Er soll seine Rente ordentlich verfeiern.“
Zuvor hatten französische Medien berichtet, dass der 60-Jährige Enders hochgerechnet auf ein Versorgungspaket von knapp 37 Millionen Euro rechnen kann – sollte er ein Alter von 80 Jahren erreichen.
Bremens Airbus-Betriebsrat Jens Brüggemann weiß sehr genau, was er von dem neuen Mann an der Spitze des Luft- und Raumfahrtkonzerns erwartet: „Faury möge das Bremer Werk als Luft- und Raumfahrtstandort weiter stärken – und dass er dabei das große Engagement der Bremer Airbus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu schätzen weiß.“
Die Hauptversammlung in Amsterdam wählte den Franzosen Faury mit 99,99 Prozent der Stimmen in den Verwaltungsrat. Damit wurde die vom Unternehmen letztes Jahr genannte Bedingung für die Leitung des Unternehmens durch Faury erfüllt.
Er wurde für eine Amtszeit von drei Jahren ins Board of Directors gewählt. Der 51-jährige galt zuvor als Kronprinz für den Gesamtkonzern und war bisher Chef der Verkehrsflugzeugsparte. Davor verantwortete er bei Airbus die Helikopter-Sparte. Faury nannte seinen neuen Job ein „Privileg“. „Menschen überall auf der Welt zu verbinden, macht die Welt zu einem besserer Ort.“ Damit ist er nun der Chef von weltweit 130 000 Mitarbeitern.
Enders hatte bereits Ende 2017 angekündigt, dass er nach dem Ablauf seines Vertrags keine neue Amtszeit anstrebt. „Das war's jetzt für mich - meine Mission ist erfüllt“, sagte der Deutsche zum Abschied. „Wir haben den richtigen Mann gefunden, um Airbus in die 2020er zu führen“, fügte er mit Blick auf seinen Nachfolger Faury hinzu. Zuletzt hatte der Konzern mit dem Ende des Luftgiganten A380 für Schlagzeilen gesorgt. Im Februar kündigte Enders an, dass Airbus die Produktion des Riesenvogels 2021 einstellen wird.
Enders hinterlässt seinem Nachfolgern auch die seit 2016 laufenden Korruptionsermittlungen, in deren Folge dem Konzern möglicherweise Milliardenstrafen in Europa und den USA drohen. Dabei soll es um offenbar rechtswidrige Zahlungen gehen, mit denen der Absatz von Zivilflugzeugen und Hubschraubern gefördert werden sollte. So ermitteln die britische Antikorruptionsbehörde, die Finanzstaatsanwaltschaft in Frankreich und auch die US-Behörden ermitteln.
Deutschland und Frankreich sind die größten Aktionäre des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns. Traditionell wird zwischen den beiden Ländern ein Gleichgewicht bei den Spitzenjobs des Konzerns gewahrt. Um diese deutsch-französische Balance in der Unternehmensgruppe zu wahren, soll im kommenden Jahr der neue Verwaltungsratsvorsitzende bei Airbus der frühere Telekom-Chef René Obermann werden.
Der 56-Jährige sitzt bereits in dem Board of Directors und soll 2020 an dessen Spitze gewählt werden, kündigte der aktuelle Vorsitzende, der Franzose Denis Ranque, in Amsterdam an. Momentan arbeitet Obermann als Finanzmanager in Diensten der Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus.
Die IG-Metall hatte zuvor darauf gepocht, dass mit dem Chefwechsel die Interessen der deutschen Beschäftigten bei dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern nicht aus dem Blick geraten. Um die deutsch-französische Balance in der Unternehmensgruppe zu wahren, hatte Gewerkschaftsvorstand Jürgen Kerner vorgeschlagen, Obermann zum designierten Chef des Gremiums zu machen.
Airbus hat mit diesen wichtigen Personalentscheidungen praktisch das gesamte vom Korruptionsvorwurf potenziell belastete Management ausgetauscht. Das Unternehmen hofft, einer Anklage zu entgehen und mit einer möglicherweise milliardenschweren Buße davonzukommen.
Aktionäre verklagen Boeing
Nach den Flugzeugabstürzen in Indonesien und Äthiopien haben Aktionäre den US-Luftfahrtriesen Boeing wegen angeblicher Vertuschung von Sicherheitsmängeln verklagt. Der Konzern habe Anlegern entscheidende Fakten hinsichtlich der Unglücksflieger der Baureihe 737 Max verheimlicht, teilte die US-Großkanzlei Hagens Berman am Mittwoch mit. Boeings Börsenwert war nach dem jüngsten Absturz am 10. März zeitweise massiv eingebrochen.
Laut der Klageschrift wird Boeing etwa vorgeworfen, verschwiegen zu haben, dass wichtige Sicherheitsfunktionen der Flugzeuge als kostenpflichtige Zusatzoptionen angeboten wurden, die die meisten Fluggesellschaften gar nicht gekauft hätten. Zudem habe Boeing nicht offengelegt, wesentliche Teile der 737-Max-Sicherheitsprüfung selbst von der US-Luftfahrtaufsicht FAA übernommen zu haben.Dies sei ein klarer Interessenkonflikt gewesen, denn Boeing habe die neuen Modelle im Wettkampf mit dem Erzrivalen Airbus rasch auf den Markt bringen wollen. „Tödliche Risiken“ seien absichtlich vor den Aktionären vertuscht worden, so Anwalt Reed Kathrein. „Boeing hat Profit und Wachstumsstreben der Flugsicherheit übergeordnet.“
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