
Die Seestadt hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen strukturellen wirtschaftlichen Wandel vollzogen. Bremerhaven musste sich nach der Werftenkrise neu erfinden – das zeigt sich an vielen Stellen. Ein Beispiel: Wo einst jahrelang ein schmuckloses Parkareal eine Großfläche direkt am Deich in exponierter Lage beanspruchte, wurde 2009 das Klimahaus eröffnet. Realisiert werden solche Veränderungen in der Regel mithilfe von öffentlichen Mitteln, deren Verwendung von Wirtschaftsförderungsgesellschaften koordiniert werden – so auch in Bremerhaven. Was sich alles verändert hat, das zeigt ab diesem Sonnabend eine Fotoausstellung, die Aufnahmen von früher und heute gegenüberstellt – aus der Vogelperspektive.
Für strukturelle Veränderungen ist in der Seestadt die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) verantwortlich – und das seit 20 Jahren. Der Geburtstag der BIS ist der Anlass für die Ausstellung, die um 11 Uhr im Deutschen Schifffahrtsmuseum eröffnet wird. „Die Fotos, die Wolfhard Scheer über Jahrzehnte gemacht hat und zur Verfügung stellt, zeigen eindrucksvoll, wo sich Bremerhaven verändert und entwickelt hat“, so BIS-Geschäftsführer Nils Schnorrenberger.
Wie sich der Bereich der Havenwelten durch das Auswanderer- und Klimahaus, den Zoo samt Erweiterung, das Schifffahrtsmuseum und auch die Wohnbebauung zu einem Besuchermagnet verändert hat, sei ein hervorragendes Beispiel für eine positive Stadtentwicklung, so Schnorrenberger. Aber auch an vielen anderen Stellen habe es keinen Stillstand gegeben.
Dazu zählt der BIS-Geschäftsführer unter anderem den Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen, gleiches gelte für den Bereich Kreuzfahrt oder den Containerumschlag. „Auch die Lebensmittelwirtschaft hat sich entgegen anders lautenden Prognosen positiv in Bremerhaven entwickelt. Wir haben sogar mehr Arbeitsplätze als noch vor 20 Jahren.“ Schnorrenberger geht davon aus, dass es in diesem Segment weiterhin eine stabile Entwicklung gibt. Auch in der Offshore-Industrie habe es über Jahre Erfolge gegeben. Schnorrenberger ist überzeugt davon, dass dieser Bereich künftig wieder eine tragende Rolle in Bremerhaven spielen wird. Dafür werde allein schon die Energiewende sorgen. Deshalb hat er auch noch nicht den Offshore Terminal Bremerhaven (OTB) abgeschrieben – auch wenn der rot-grüne-rote Senat dieses Vorhaben in dieser Legislaturperiode auf Eis gelegt hat.
Was sich in Bremerhaven entwickelt habe, sei nicht allein auf die BIS zurückzuführen, so Schnorrenberger. Daran seien viele Akteure beteiligt. Aber die BIS sorge dafür, dass Projekte überhaupt in Gang gesetzt würden, und sie sei kompetenter Ansprechpartner für diejenigen, die sich in Bremerhaven engagieren wollen. „Es gibt Aufgaben, die auch nur von öffentlicher Hand gesteuert werden können. Etwa, wenn es um die Erschließung von Gewerbeflächen geht.“ Das sei für private Investoren als Rendite-Modell auch nicht interessant. Es sei bei der Entwicklung großer Infrastrukturareale auch von Vorteil, dass die öffentliche Seite einen guten Zugang zum notwendigen Planungsrecht habe.
Den Weg für die BIS hat 1998 der Bremerhavener Magistrat geebnet. Vorher gab es elf Gesellschaften, die sich um Förderungsaktivitäten kümmerten. Außerdem wurde durch deren Bündelung in eine Gesellschaft Bremerhaven komplett allein verantwortlich für die Wirtschaftsförderung. Bis dahin war auf diesem Feld mit der Entwicklungsgesellschaft Bremerhaven eine reine Landesgesellschaft aktiv. Und laut der Beratungsgesellschaft McKinsey ist diese Gesellschaft bei der Anwerbung neuer Unternehmen nicht gerade erfolgreich gewesen.
Aus Sicht von Claudia Schilling (SPD), Häfen- und Wissenschaftssenatorin, hat die BIS einen großen Anteil an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Bremerhaven. „Besonders die wirtschaftsstrukturellen Veränderungen im Hafenbereich, die Bremerhaven zu einem der wichtigsten Häfen in Europa gemacht haben, fallen einem visuell sofort auf.“ Doch auch die Entwicklung Bremerhavens zu einem bedeutenden Wissenschaftsstandort durch die Ansiedlung vieler Institute werde deutlich. Kurzum: Bremerhaven sei auf einem sehr guten Weg. „Ich freue mich, dass die großartige Entwicklung der Seestadt jetzt in einer Ausstellung für jedermann sichtbar präsentiert wird.“
Ob es künftig weiter große strukturelle Veränderungen in der Seestadt geben wird? BIS-Geschäftsführer Schnorrenberger geht davon aus: Allein die Entwicklung des Gewerbegebiets Lune Delta, das sich durch eine Verknüpfung von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten auszeichnen soll, stehe dafür. Das 150 Hektar große als CO2-neutrales geplante Gewerbegebiet im Süden Bremerhavens biete ein enormes Potenzial für Green Economy. Auch das Zukunftsthema grüner Wasserstoff als Energieträger werde in dieses Projekt integriert.
Neben der Weiterentwicklung gehe es künftig vor allem auch um den Erhalt. „Wir müssen das Erreichte auch bewahren“, so Schnorrenberger. „Wir müssen unsere Einrichtungen pflegen und in sie investieren, um nicht Jahre später vor einem Sanierungsberg zu stehen.“
Dass er immer noch von der Realisierung des OTB überzeugt ist, hat einfache Gründe: „Ziel ist die Energiewende. Das bedeutet weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien.“ Und das sei nur über einen größeren Ausbau von Offshore-Windenergie möglich. Technisch und von der Kostenseite her habe die Offshore-Industrie gezeigt, dass es funktioniere. „Über das Ziel Energiewende hat man sich schnell verständigt, aber vergessen, den Weg dorthin zu definieren.“ Allein der Mehrbedarf der vielen Elektroautos, die kommen sollen, sei nur durch einen umfangreicheren Zubau von Offshore-Windenergie zu decken. Diese Erkenntnis werde sich irgendwann durchsetzen, und „deshalb glaube ich an die Sinnhaftigkeit des OTB“.
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