
Carsten Meyer-Heder: Wir sind stolz drauf, weil wir uns kontinuierlich hochgearbeitet haben. Am Ende ist aber nicht entscheidend, ob man Erster, Zweiter oder Dritter ist. Was hilft, ist im Ranking oben dabei zu sein, weil viele Firmen es sich ansehen.
Nein. Nicht wirklich. Die Größe wird im Ranking deutlich. Und das ist am Ende gut fürs Geschäft und die Wahrnehmung in Deutschland. In Bremen kennen uns inzwischen ziemlich viele, in Stuttgart ist noch Luft nach oben.
Eigentlich möchten wir einfach genauso weitermachen wie bisher. Wir fühlen uns hier sehr wohl. Jeder hat mir gesagt: Carsten, wenn du mal 30 Leute hast, dann geht das nicht so, wie ihr das macht. Jetzt sind wir 1000. Es geht. Das finden wir gut.
Wir planen das ja nicht. Wir sind immer auf der Suche nach guten engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. So viele, wie wir kriegen, stellen wir ein. In den vergangenen Jahren waren es fast immer hundert Mitarbeiter. Daran macht sich am Ende das Wachstum fest. Wir sind Dienstleister. Wenn wir dieses Jahr wieder 100 einstellen, machen wir eben wieder 10 Millionen mehr.
Die Branche läuft. Digitalisierung hat jeder auf dem Zettel, die wenigsten wissen allerdings ganz genau, was das für sie bedeutet. Es gibt überall Projekte. Das wird auch so weitergehen. Ich sehe da überhaupt keinen Abbruch.
Neuland ist auch im Ranking und HmmH, weil die Agentur zur Plan.Net-Gruppe gehört. Plan.Net war letztes Jahr noch vor uns.
Wir haben tatsächlich nicht viel Wettbewerb um die Fachkräfte. Das ist in Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf oder Frankfurt ganz anders. Das allein reicht aber nicht. Man muss sich heute als Unternehmen viel Mühe geben. Ich glaube, wir machen das gut. Das spricht sich rum und die Leute kommen.
Die Leute kommen nicht von außerhalb. Wir rekrutieren viel in Bremen und im Umland. Da haben wir mit der Größe inzwischen eine Sichtbarkeit. Wir kooperieren stark mit der Hochschule, der Uni und schon den Schulen. Da wollen wir Informatik fördern, damit Fachkräfte nachkommen.
Was wir brauchen, ist ein früher Zugang zu digitalen Themen in den Schulen. Das ist vernachlässigt worden. Es gibt viel zu wenig Informatik im Unterricht – auch in der Oberstufe. Das müsste man verbessern. Und vor allen Dingen noch viel mehr Frauen in die naturwissenschaftlichen Berufe bringen. Das ist erstens spannend und zweitens hilft es den Teams. Frauen bringen eine ganz andere Dynamik und Sichtweise ein. Da, wo es um Design und Kreativität geht, haben wir eine ganz gute Frauenquote. In der Technik ist sie ausbaufähig.
Es gibt hier viele sehr erfolgreiche IT-Unternehmen: Abat sitzt nebenan oder Encoway. Doch wir alle setzen in Bremen keine Projekte um. Deshalb kriegt man es hier nicht mit. Es gibt hier keine Auftraggeber, außer vielleicht mal OHB oder Airbus. Wir arbeiten für Firmenzentralen in Süddeutschland und nicht in Bremen. Insgesamt könnte die Politik Bremens mehr tun, um das Image wieder hochzufahren. Alle Mitarbeiter können sich hier von einem Informatikergehalt ein Haus leisten in Findorff oder Borgfeld. Das brauchen Sie in München nicht versuchen. Das ist ein Standortvorteil, den man noch viel besser spielen könnte, wenn uns nicht immer die Bildung dazwischengrätschen würde oder die anderen Rankings, bei denen Bremen auf dem letzten Platz ist. Wir haben einen tollen Standort und könnten mehr Leute nach Bremen ziehen. Wie wollen ja wachsende Stadt sein.
Besonders gerne erwähne ich Tui. Denn tatsächlich habe ich damals schon als Entwickler für den Konzern gearbeitet. Heute ist Tui immer noch unser größter Kunde. Wir haben sehr langfristige Kundenbeziehungen. Dazu gehört, dass man sich vernünftig mit den Kunden befasst und ihn nicht ausbeutet. Das könnte man, denn an bestimmten Stellen sind Kunden von uns abhängig. Dann kommen jedes Jahr fünf Kunden dazu und wir können weiter wachsen. Wir haben kein Vertriebsproblem. Die Kunden rufen an und wollen hier ein Projekt loswerden.
Nein. Das war nie geplant. Ich habe mich selbstständig gemacht mit einer Software für Ziegeleien. Die Idee war, dieses Produkt zu vermarkten. Das ist uns genau einmal gelungen (lacht). Dann musste ein Plan B her. Tui rief an.
Eben nicht. Ich habe zwar Musik gemacht, aber nicht so richtig die Leidenschaft gehabt und nur ein bisschen geübt. Wenn man Musiker sein will, spielt man aber sechs Stunden am Tag. Die Leidenschaft kam nachher bei der Informatik. Das war mein Ding. Da habe ich mich reingehängt.
Nur. Ich fand jeden Geburtstag überflüssig. Ich habe nur noch vor der Kiste gesessen. Heute darf ich nicht mehr programmieren. Es lässt mich keiner der Entwickler mehr ran.
Die Hälfte. Die Politik nimmt im Augenblick deutlich Dynamik auf. Operativ bin ich aus dem Geschäft ja schon raus. Ich fahre noch mal zu großen Meetings. Doch von den aktuellen Projekten bekomme ich wenig mit. Das machen inzwischen andere.
Das haben nicht einige gesagt, das haben alle gesagt. Ich habe aber gedacht, immer nur meckern bringt uns nicht voran. Ich mache nun 25 Jahre Team Neusta, das Unternehmen ist gut aufgestellt. Ich bin Mehrheitsgesellschafter und werde es bleiben. Die neue Aufgabe ist spannend. Da ist bestimmt auch ein bisschen Ego dabei. Am Ende müssen wir Bremen voranbringen. Darum geht es mir.
Man hat ja keinen Einfluss darauf, ob Kellogg hier den Standort schließt oder nicht. Das entscheidet jemand, der Bremen nicht kennt. Was der Wirtschaft insgesamt hilft ist, dass wir das Image verbessern und die Leute nach Bremen gucken. Außerdem muss man sich kümmern und zu den Unternehmen fahren, zum Beispiel nach Stuttgart zu Daimler, und ehrlich fragen: Was können wir für euch tun? Das würde ich auch zur Chefsache machen. Dann fliegt man eben als Bürgermeister nach Toulouse zu Airbus.
Aus meiner Sicht nicht.
Um die Wirtschaft wurde sich nie richtig gekümmert. In manchen Köpfen, glaube ich, ist Wirtschaft immer noch der Klassenfeind. Es wird gedacht, dass Unternehmen wie vor dreißig Jahren funktionieren und ein cholerischer Chef Befehle erteilt und alle losrennen. Unternehmertum ist heute aber anders: Es geht um die Arbeit im Team. Das wird oft nicht gesehen. Ich werde das tun und meine Runde in der Wirtschaft machen.
Nein, er hat vor allem über Jahre nicht regiert. Er hat recht, dass wir Bremen aus uns heraus nicht schlechtreden sollten. Doch die Lösung kann kein Maulkorb sein. Es gibt Unternehmen, die wirklich unter dem schlechten Ruf leiden. Das muss man ernstnehmen. Es kommt keiner aus München auf die Idee, hier zu arbeiten.
Das ist aber das Erste, was einem einfällt. Was soll ich dazu sagen? Ich glaube, wir agieren hier sehr fair miteinander. Da kracht es auch mal, aber wir leben ein sehr offenes Miteinander. Wir machen ganz einfache Dinge: Ich stelle die Leute seit ein paar Jahren nicht mehr selbst ein, aber ich begrüße alle neuen Mitarbeiter und erkläre noch mal, wie Team Neusta tickt. Es gibt eine Frikadelle und Bier. Das ist eine einfache Maßnahme, mit der man Leute gut abholen kann.
Ich bin 57 – Sie werden mich nicht mehr umdrehen. (lacht) Also werde ich alle Eigenschaften mitnehmen. Ich denke, dass es durchaus Vergleiche gibt: Auch ein Bürgermeister kann natürlich nicht Dinge von oben durchsetzen, sondern er muss Leute mit auf den Weg nehmen und überzeugen. Dann ist es Teamwork. Das fehlt im Augenblick in der Politik. Das ist vor allem eine Managementaufgabe des Bürgermeisters.
Wir müssen aus meiner Sicht vieles neu und anders denken: die Verwaltung modernisieren und effektiver werden in kleineren Einheiten. Streng hierarchische, achtstufige Gebilde sind nicht zeitgemäß: Das ist in Konzernen und der Politik ein Problem. Sonst kann man nichts voranbringen.
Weil Bremen Besseres verdient hat.
Ich bin jetzt auf dem Weg. Die Partei steht hinter mir. Ich muss noch viel lernen, aber wir wollen gewinnen: Wir wollen stärkste Fraktion werden. Ich ziehe nicht zurück.
Ein Team steht noch nicht fest. Es gibt Gespräche. Ich erlebe dabei eine Aufbruchsstimmung. Es gibt viele, die sagen: Die Zeit ist reif für einen Wechsel. Das wäre ja schon historisch nach 70 Jahren. Ich hoffe, dass wir das schaffen.
Die Fragen stellte Lisa Boekhoff.
Carsten Meyer-Heder ist Inhaber und Gründer der Unternehmensgruppe Team Neusta. Doch der gebürtige Bremer zieht sich zunehmend aus dem Geschäft zurück: Im Mai will er sich zum Spitzenkandidaten der CDU für die Bürgerschaftswahl in Bremen im nächsten Jahr aufstellen lassen. Der 57-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder.
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