
Washington. Amazon-Gründer Jeff Bezos hat künftig mehr Zeit, von Reisen ins All zu träumen. Denn ab dem dritten Quartal übernimmt Andy Jassy die irdischen Geschäfte des „größten Kaufhauses“ der Welt. „Andy ist ein alter Bekannter im Unternehmen und ist fast so lange bei Amazon wie ich“, kündigte Bezos den Wechsel an der Spitze des Unternehmens an. Das vor 27 Jahren als Online-Buchhandel gegründete Start-up hat sich längst zu einem mehr als eine Billion Dollar schweren Weltunternehmen entwickelt. „Er wird ein außerordentlicher Führer sein“, ist Bezos überzeugt.
Daran haben nur wenige Zweifel, die der Karriere des 52-jährigen Harvard-Absolventen Jassy gefolgt sind. Bei seinen Auftritten auf der jährlichen Konferenz der Amazon Web Services (AWS) wird er wie ein Rockstar gefeiert. Er hat mit dem Aufbau von AWS seit 2003 Pionierarbeit bei der Entwicklung des Cloud-Computings geleistet. Und war der Konkurrenz von Oracle, Google und Microsoft weit voraus. AWS hat Amazon mit einem Drittel Anteil an der weltweiten Infrastruktur für Cloud-Dienste zu einer marktbeherrschenden Stellung verholfen. Mit rund 50 Prozent am Gesamtergebnis des Konzerns hat Jassy damit die profitabelste Sparte der Firma aufgebaut.
Die Anfänge bei Amazon reichen in die Tage zurück, als alle Mitarbeiter des Start-ups noch in einem einzigen Konferenzraum Platz fanden. „Ich habe am ersten Freitag im Mai 1997 meine Abschlussprüfung an der Harvard Business School gemacht und am darauffolgenden Montag bei Amazon angefangen“, erinnert Jassy in einem Podcast seiner Alma Mater an seine Anfänge des heute auf 1,3 Millionen Mitarbeiter angewachsenen Konzerns. Stilistisch und methodisch könnte der künftige Amazon-Chef ein Zwilling von Bezos sein, der ihn für das Start-up persönlich angeheuert hatte. Kundenzentrierung, Innovation und Wettbewerb sind die drei Leitsterne, denen Jassy wie der Gründer des Konzerns folgt. Er gilt als verbindlich, hält sich nicht an vorgefertigten Gesprächspunkten auf und sucht mit Reportern einen echten Austausch. Selbst wenn es unangenehm wird, weicht Jassy nicht aus. Etwa bei dem Thema Marktmacht oder, noch kritischer, in seinem Bereich, dem Umgang mit der Gesichtserkennungstechnologie, in der Amazon führend ist.
Jassy sieht die Verantwortung bei der Regierung, zu definieren, wie diese Technologie benutzt wird. Und er räumt ein, dass ein Missbrauch ernste Folgen haben könnte. „Ich wünschte mir, die beeilten sich“, sagte Jassy in einem Interview zur Rolle des US-Kongresses bei der Regulierung. „Sonst haben wir mal 50 verschiedene Gesetze in den 50 Mitgliedsstaaten.“
Wie Bezos, der die Washington Post kaufte und mit seinem Verhalten einen Beitrag zur Stärkung des unabhängigen Journalismus in den USA leistete, versteht auch sein Nachfolger, wie schmal der politische und gesellschaftliche Grat ist, den Konzerne wie Amazon beschreiten. Als es darauf ankam, bewies Jassy Mut. Unter seiner Führung entzog AWS nach dem Aufstand im Kongress dem rechten Netzwerk Parler die Plattform. Kurzerhand sperrte Amazon seine Rechner für Parler, auf das fanatisierte Anhänger Donald Trumps und Rechtsradikale auswichen, nachdem Twitter sie verbannt hatte.
Klare Position bezog der künftige Amazon-Chef auch zur Polizeigewalt gegen Schwarze, gegen Rassismus im Alltag und der Diskriminierung von Angehörigen der LGBTQ-Gemeinde.
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