
Die Welt im Jahre 2018: Nationen werden durch ein Konglomerat globaler Konzerne ersetzt, die einzige verbliebene Sportart ist Rollerball, ein brutales Gladiatorenspektakel zur Ruhigstellung der Massen. Die düstere Zukunft, die der Science-Fiction-Streifen „Rollerball“ aus dem Jahr 1975 entwirft, ist gewiss überzeichnet.
Doch an manchen Stellen ist der Film, der mehr als Kapitalismuskritik denn als Kritik auf das Maschinenzeitalter aufgenommen wurde, der Wirklichkeit erschreckend ähnlich. Die USA sind auf dem Weg, sich in einen „Corporate State“ wie die Energy Corporation in „Rollerball“ zu verwandeln. US-Präsident Trump führt das Land wie eine Immobilienfirma, er denkt in „Deals“ und hat eine Vorstellung vom Staat, die mehr an „America Inc.“ als an das Gemeinwohl erinnert.
Nicht neu und nicht verwerflich
Das halbe Kabinett besteht aus ehemaligen Wirtschaftskapitänen, Vorstandsvorsitzenden (CEO) und Generälen. Der militärisch-industrielle Komplex, von dem immer etwas abstrakt die Rede war, scheint sich in der Trump-Administration zu materialisieren. So sind mit Außenminister Rex Tillerson (CEO von Exxon-Mobil) und Steven Mnuchin (CEO von One-West-Bank) zwei Unternehmenschefs in Trumps Kabinett vertreten.
Es ist nicht neu und auch nicht verwerflich, dass sich Top-Manager in der Politik engagieren. Carly Fiorina (HP), Meg Whitman (Ebay), Cain (Godfather’s) und Ross Perot (EDS) haben alle für das Amt des Präsidenten kandidiert. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde zuweilen als „leitende Angestellte der Firma Deutschland“ karikiert.
Doch US-Präsident Trump hat nicht nur ein anderes Amtsverständnis, sondern verkörpert auch einen neuen Politikstil. Der Rechtsanwalt Christopher Brown schrieb kürzlich, dass Trump eine „CEO-Präsidentschaft“ installiert habe. Er bilde die Regierung in seinem Trump-Tower, feuere Personal wie der kompromisslose Manager, den er in der TV-Show „The Apprentice“ abgab und überlasse die Schlüsselressorts profitgierigen Unternehmern. Regieren bedeute für Trump, Befehle zu erteilen.
Sind Unternehmensführer die besseren Staatschefs?
„Indem wir einen Wechsel-Agenten-CEO an der Spitze der Regierung installiert haben, haben wir einen Typen ausgewählt, der antidemokratisch ist und dessen destruktive Impulse oft vorhersagbare schädliche Ergebnisse zeitigen.“ Vorstandsvorsitzende seien von der Kompetenzfülle und Unternehmenskultur Diktatoren, wenngleich die meisten von ihnen wohlwollend seien.
In der Management-Theorie gibt es eine Diskussion darüber, ob Unternehmensführer vielleicht die besseren Staatschefs sind. Kompromisslos, kostenrational und kooperationsfähig könnten sie marode staatliche Institutionen und Betriebe sanieren.
Der argentinische Präsident Mauricio Macri, der vor seiner politischen Laufbahn Chef des Automobilherstellers Sevel war, hat den Beweis angetreten, dass man auch als Manager eine solide Wirtschaftspolitik betreiben kann. Nach seinem Amtsantritt 2015 hat er die Exportsteuern auf Agrargüter und die Kapitalkontrollen abgeschafft sowie die desaströse Wirtschaftslage mit hoher Inflation und Auslandsverschuldung zumindest stabilisiert.
Noch haben Konzerne Nationen nicht ersetzt
Doch ein Staat ist kein Unternehmen und schon gar kein Staatsbetrieb. Weder der Erdnussfarmer Jimmy Carter noch der Öl-Manager George H. W. Bush wurden gute Präsidenten – zumindest haben ihnen ihre Erfahrungen in der Wirtschaft in der Politik nicht geholfen. Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsamer, Entscheidungsprozesse sind zäher, Interessenlagen komplizierter.
Die Forderung von Mitt Romney, der als Investor seiner Private-Equity-Gesellschaft, nicht aber als Politiker reüssierte, eine dreijährige Praxiserfahrung als Qualifikationserfordernis für Präsidenten in die Verfassung zu schreiben, stieß auf wenig Zustimmung. Vor allem hat es ein gewisses Odium, wenn ein Industrieller in die Politik eintritt oder ein Politiker nach seiner politischen Karriere in die Wirtschaft wechselt. Der Vorwurf des Interessenkonflikts lässt sich dabei nicht vermeiden. Auch Trump sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er würde Politik und Privatgeschäft vermischen.
Derweil werden in den USA Howard Schultz (CEO Starbucks), Robert A. Iger (CEO Disney) und Marc Benioff (CEO Salesforce) als mögliche Präsidentschaftskandidaten gehandelt. Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg werden Ambitionen nachgesagt, was dieser aber dementiert. Noch haben Konzerne Nationen nicht ersetzt. Doch Vorstandsvorsitzende könnten bald mit Berufspolitikern rivalisieren.
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