
Fischstäbchen, Hühnerfrikassee, Bami Goreng: Die beliebtesten Produkte des Bremerhavener Tiefkühlkostherstellers Frosta waren im vergangenen Jahr echte Klassiker. Standard in einem alles andere als standardmäßigem Jahr. Die Pandemie hat auch vor Frosta keinen Halt gemacht. Sie hat zu Tiefen geführt, aber auch zu Höhen. Was am Ende überwogen hat, zeigten Frosta-Chef Felix Ahlers und seine Vorstandskollegen am Donnerstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen.
„Wenn die Restaurants geschlossen sind, essen die Menschen eben zu Hause“, sagt Vorstand Hinnerk Ehlers. Damit bringt er auf den Punkt, was bei Frosta unterm Strich zu einem guten Jahr 2020 geführt hat. Denn von den Lockdowns der Gastronomie und der Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice hat das Supermarktgeschäft des Bremerhavener Unternehmens profitiert. Mit einem Umsatzwachstum von mehr als 23 Prozent hat die Tiefkühlware von Frosta Konkurrenten wie Dr. Oetker, Iglo und Costa hinter sich gelassen. Der gesamte Markt wuchs im Schnitt rund zwölf Prozent.
Das Tiefkühlunternehmen profitiert dabei nicht nur davon, dass sich Homeoffice-Arbeiter regelmäßig die Fragen stellen, was es zu essen geben soll. Studien zeigen, dass in der Pandemie viele Verbraucher auch mehr darauf achten, was sie essen. Laut einer repräsentativen Umfrage von Ipsos kaufen 65 Prozent ihre Lebensmittel bewusster ein, zwei Drittel achten mehr auf ihre Gesundheit. „Und jeder Zweite achtet darauf, dass keine Zusatzstoffe in den Produkten sind“, sagt Ehlers. Und genau dadurch könne Frosta hervorstechen: Seit 2003 gelte beim Unternehmen das Reinheitsgebot, seitdem verzichte man auf Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Aromazusätze.
Neben den bewährten und beliebten Klassikern sind die Frosta-Vorstände auch mit den neuen Produkten zufrieden. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von vegetarischen Gerichten im Angebot, teils auch vegane Varianten. Hinzu kommen die Speisen, die reich an Proteinen sind und wenig Kohlenhydrate haben. Im Schnitt hat Frosta hier den Umsatz vergangenes Jahr um 50 Prozent gesteigert. Betrachtet man nur die Lockdown-Monate, waren es sogar 123 Prozent Steigerung.
Für die Marke Fisch vom Feld, die vergangenes Jahr an den Start gegangen ist, gebe es noch keine offiziellen Zahlen, sagt Ehlers. „Das Interesse ist aber groß.“ Mit diesen Produkten will Frosta Kunden ansprechen, die sich bewusster und nachhaltiger ernähren wollen, und bietet deswegen Fischklassiker an, die aus Gemüse hergestellt wurden. Sie sollen wie Fisch schmecken, aber keinen Fisch enthalten. Eigentlich hätte man die Filets und Stäbchen an die Gastronomie vertreiben wollen, sagt der Marketing-Vorstand. Etwa an Burgerläden oder Uni-Mensen, da, wo man potenzielle Kunden vermutet. Der Lockdown im Frühjahr habe jedoch einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Stattdessen habe man die Produkte in den Lebensmitteleinzelhandel gebracht. Mit neuen, pflanzlichen Produkten – Frosta arbeitet an Alternativen zu Schnitzel und Chickenwings – wolle man aber die eigentliche Strategie verfolgen und auch Restaurants und Großküchen beliefern.
Das Geschäft mit Unternehmenskunden, das Frosta unter der Marke Foodservice bündelt, war es auch, das vergangenes Jahr deutliche Negativeffekte für die Bilanz hatte. Weil die Gastronomie mehrfach schließen musste, sank dementsprechend auch der Umsatz in dieser Sparte – im vergangenen Jahr waren es 20 Millionen Euro weniger. Wegen der Steigerung beim Geschäft mit dem direkten Verbraucher kann das Bremerhavener Unternehmen dennoch auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Der Umsatz stieg um 5,4 Prozent auf 552 Millionen Euro. Der Gewinn wurde verdoppelt auf 25,1 Millionen Euro. „Frosta ist wieder auf Kurs“, sagt Finanzvorstand Maik Busse. 2019 sei das Ergebnis vor allem durch gestiegene Rohstoffpreise gedrückt worden. Erst zum Ende des Jahres habe man die neuen Preise auch an die Handelspartner weitergeben können.
Dass man das Corona-Jahr mit einem guten Ergebnis habe abschließen können, sagt Busse, habe auch an der Planung und der Vorausschau gelegen. Nur so sei es möglich gewesen, die Produktion aufrechtzuerhalten – obwohl Ländergrenzen teilweise gesperrt gewesen seien, was sich auf die Lieferketten ausgewirkt habe. Durch einen „erheblichen Mehraufwand“ habe man die Versorgung von Handel und Verbrauchern sicherstellen können.
Von Anfang an sei aber klar gewesen, dass die Sicherheit der Mitarbeiter an oberster Stelle stehe. „Mensch vor Fischstäbchen“, so fasst es Busse zusammen. Wo möglich, seien Beschäftigte ins Homeoffice geschickt worden, in der Produktion habe man früh mit versetzten Schichtplänen, Temperaturmessung am Eingang, dem Tragen von Masken, regelmäßigen Tests und Plexiglasabtrennungen reagiert. Die Kantine sei geschlossen worden, stattdessen habe man Lunchpakete an die Mitarbeiter verteilt.
Dass trotz aller Vorsicht keine hundertprozentige Sicherheit garantiert werden kann, musste Frosta Anfang Februar feststellen: 29 Mitarbeiter hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Betrieb konnte nach Bekanntwerden der Fälle jedoch weiterlaufen.
Frauen in Führungspositionen
Der Tiefkühlkosthersteller Frosta will langfristig ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Vorstand und Aufsichtsrat erreichen. Aktuell sind alle drei Vorstandsposten mit Männern besetzt, gleiches gilt für die drei Positionen im Aufsichtsrat. Im vergangenen Jahr lag der Frauenanteil in der ersten Führungsebene unter dem Vorstand bei 22 Prozent und blieb damit unverändert. In der zweiten Führungsebene sank der Anteil von 45 Prozent in 2019 auf 38 Prozent. Insgesamt betrug der Anteil der im Unternehmen beschäftigten Mitarbeiterinnen 2020 rund 37 Prozent, 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. „Ziel ist es, über den höheren Frauenanteil in unserem Management-Trainee-Programm langfristig die Quote auch in den oberen Führungsebenen anzuheben“, heißt es im aktuellen Lagebericht des Konzerns. Aktuell hat Frosta 1778 Mitarbeiter, 521 davon sind in der Produktion in Bremerhaven beschäftigt.
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