
Claas Rohmeyer, Sprecher der CDU-Fraktion für Kultur- und Medien-Politik, kann sich immer noch ereifern. So spottet er in einem seiner jüngsten Tweets: „Über 13 000 Euro Miete zahlen statt nur 1 000 Euro für einen einmaligen Ankauf. Wir drucken unser Geld ja im Keller des Bildungsressorts selber. Und für kleine Projekte an Schulen fehlt immer wieder Geld. Große Leistung, Frau Senatorinnen Quante-Brandt und Bogedan!“ Rohmeyer hatte um einen aktuellen Sachstandsbericht zum Kunstwerk am Fassadensockel des Dienstgebäudes der Senatorin für Kinder und Bildung am Rembertiring 8-12 sowie um Auskunft über die Kosten für die Anmietung des zu Sicherungszwecken angebrachten Gitterzaunes gebeten.
Die hatte er bis 2021 auf über 13 000 Euro hochgerechnet und dabei eine Kalkulation der „Bild“-Zeitung übernommen, die vorrechnet, dass der Ankauf eines Gerüstes schon für 1 000 Euro zu haben gewesen wäre. Bis 2021 soll der Zaun laut Auskunft von Immobilien Bremen stehen bleiben. Die Anfrage des CDU-Politikers wurde in der jüngsten Sitzung der Bildungs-Deputation am 19. Februar behandelt.
Darauf verweist Annette Kemp, Sprecherin der Senatorin für Kinder und Bildung: „Immobilien Bremen ist Hausinhaber und zuständig. Immobilien Bremen hat dazu in der Deputationssitzung einen detaillierten Bericht vorgelegt“. Dort hatte man sich laut Bericht zur Sicherung der maroden Fassade aus Kostengründen für die Anmietung statt für den Ankauf eines Zaunes entschieden. Die Mietkosten belaufen sich auf 1 700 Euro pro Jahr.
Am Gebäude befindet sich straßenseitig am Fassadensockel ein Muschelsteinrelief des Bremer Künstlers Hans-Albrecht Schilling aus dem Jahr 1969. Im November 2013 sei laut Immobilien Bremen im Rahmen der laufenden Tragwerksuntersuchung festgestellt worden, dass dieses Relief wegen der schadhaften Verankerung beziehungsweise maroden baulichen Substanz, eine Gefährdung für den öffentlichen Gehweg darstelle.
So wurde der Fußweg aus Gründen der Verkehrssicherung entlang des Gebäudes in einem Meter Abstand mit einem Bauzaun abgesperrt. „Da die Absicherung der Konstruktion wegen der Einschränkung des Fußweges nicht dauerhaft zulässig war, wurde der Bauzaun später direkt am Gebäude fest mit den statisch wirksamen Bauteilen verbunden“, heißt es in dem Bericht weiter.
Die umfangreichen Mängel wurden von Immobilien Bremen im Juli 2014 in einem Ergebnisprotokoll erfasst. Demzufolge ist das Fassadenrelief in sich und bis zur tragenden Betonwand stark korrodiert. So seien bereits mehrfache Reparaturen an dem instabilen Kunstwerk im öffentlichen Raum nötig gewesen. Die zunehmende Luftverschmutzung an dieser vielbefahrenen Stelle greife den Muschelkalk als Material besonders an.
Fazit von Seiten Immobilien Bremen: Allein, um die Gebäudesubstanz sicher zu stellen, müsste ein Großteil der Reliefelemente entfernt werden. Es sei davon auszugehen, dass diese nach Ausbau nicht wieder verwendet werden können. Deshalb werde nun eine exemplarische Wiederherstellung des Reliefs in einem Teilbereich im Zuge einer Sanierung der gesamten Fassade angestrebt. Inzwischen sei mit dem Künstler schon geklärt worden, dass er einem Teilerhalt des Reliefs zustimmen würde.
Und Immobilien Bremen klärt auch darüber auf, weshalb die Sanierungsarbeiten sich so lange hinziehen: Baumaßnahmen für Flüchtlinge, Kita- und Schulausbau hätten zunächst die höchste Priorität gehabt. Abschließend heißt es in dem Bericht: „Vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen Gesamtsanierung und zu klärender Raumbedarfe der Senatorin für Kinder und Bildung sowie den grundsätzlich erforderlichen Planungs- und Finanzierungsschritten, kann frühestens eine Umsetzung 2021 begonnen werden“.
Und Annette Kemp stellt abschließend noch einmal klar: „Claas Rohmeyer weiß, dass ein Umschichten der Gelder, etwa für eine Schulcafeteria, haushälterisch nicht möglich ist. Es bleibt: Wir hätten auch lieber eine Fassade ohne Gitter. Es gibt aber Prioritäten: dazu gehören der Kita- und Schulausbau. Da steht die Behörde hinten an“.
Zurzeit hat Immobilien Bremen noch mit einem weiteren, anspruchsvollen Sanierungsfall zu tun. Seit Mitte Dezember ist das Ortsamt-Mitte, Am Dobben 91, in eine spektakuläre, freischwebende Gerüstkonstruktion gehüllt. Das oberste Drittel wurde vor Kurzem mit einem Schutzmantel aus Bauplanen versehen, sodass das Ortsamt nun ein wenig an ein Kunstwerk von Christo erinnert. Nur auf diese Weise ist es einem Sachverständigen möglich, die hölzerne Dachkonstruktion näher zu untersuchen.
„Parallel dazu werden die sogenannten Sparrenfüße freigelegt, um den Halt des Daches am tragenden Mauerwerk zu prüfen“, erklärt Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen. Mitte November 2018 war im Dachgeschoss der unter Denkmalschutz stehenden Villa ein Wasserschaden festgestellt worden. Nach der Behebung dieses Schadens wurde allerdings entdeckt, dass die Abdichtung der bereits reparierten Schieferdeckung erneut aufgerissen war. Zudem waren, wie bereits berichtet, weitere Wasserschäden festgestellt worden, unter anderem an der Deckenmalerei der Empore des Musiksaals.
Der bekannte Bremer Baumeister Lüder Rutenberg hatte das Backstein-Gebäude in den Jahren 1862 bis 1864 als sein Wohnhaus errichten lassen. Seit den 1970er-Jahren ist es Sitz des Ortsamtes Mitte. Der Betrieb wird während der Sanierungsmaßnahmen ungehindert fortgesetzt.
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