
Der Ticketanbieter und Veranstalter CTS Eventim liefert neue Rekorde – doch den Anlegern scheint das nicht zu reichen. Einen Nettogewinn von knapp 113 Millionen Euro erwirtschaftete das Unternehmen 2017, was 19 Prozent mehr sind als im Vorjahr. Dennoch stürzte die Aktie am Donnerstag um knapp zehn Prozent ab. Im MDax war Eventim der Verlierer des Tages. Der Index erfasst mittelgroße Unternehmen.
Die Börsianer reagierten offenbar darauf, dass der Gewinn im Segment Live-Entertainment trotz eines deutlichen Umsatzzuwachses von 42,7 Prozent um vier Prozent zurückging. Der Konzern erklärte dies mit Verlusten wegen des Aufbaus neuer Festivalmarken und Veranstaltungen sowie des Relaunchs bestehender Formate.
Vorstandschef und Gründer Klaus-Peter Schulenberg zeigte sich trotzdem zufrieden. „CTS Eventim hat im Jahr 2017 erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erzielt. Wir freuen uns sehr darüber, dass dieser Rekord mit einer ganzen Reihe weiterer positiver Entwicklungen einhergeht", kommentierte er die Ergebnisse.
Bestwerte für 2017
Im vergangenen Jahr konnte der Konzern mit Hauptverwaltung in Bremen und Sitz in München den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 24,6 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro steigern. In der Vergangenheit lag der jährliche Zuwachs im Schnitt nur bei zehn Prozent. Ebenfalls erzielte Eventim einen Bestwert beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen mit rund 205 Millionen Euro. Zulegen konnte der internationale Ticketanbieter durch mehr Onlineverkäufe. Allein rund 50 Millionen Karten vertrieb Eventim über seine eigenen Kanäle im Netz. Das entspricht einem Anstieg von knapp zwölf Prozent. Neue Geschäfte in Brasilien und Skandinavien sind dafür verantwortlich. "In Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden liegt der Anteil am Onlinegeschäft bei 80 bis 90 Prozent", sagt Konzernsprecher Christian Steinhof. In Deutschland sei das noch anders. Insgesamt vertrieb Eventim online und stationär mehr als 250 Millionen Eintrittskarten – 100 Millionen davon für das Kino.
Sowohl bei den Tickets als auch bei den eigenen Festivals, Veranstaltungen und Konzerten strebe man weiteres Wachstum an. "In beiden Segmenten prüfen wir fortlaufend Akquisitionen", sagte Schulenberg. Immer mehr Menschen entschieden sich für den Kartenkauf im Internet. "Das Potenzial ist hier noch lange nicht ausgereizt.“
Neue Unternehmenszukäufe – wie es sie im Geschäftsjahr 2017 in Italien gleich drei gab – sind dagegen hierzulande unwahrscheinlich. Das Bundeskartellamt hat den Branchenriesen und Marktführer schon seit Jahren im Blick. Ende vergangenen Jahres untersagte es dem Konzern, die Mehrheit der Anteile an der Konzert- und Eventagentur Four Artists zu kaufen und darüber hinaus auch, Exklusivvereinbarungen mit Veranstaltern und Vorverkaufsstellen abzuschließen. In entsprechenden Verträgen sicherten die Partner zu, Karten für Konzerte und Veranstaltungen ausschließlich über die vom Konzern betriebene Seite Eventim.net zu vertreiben. In diesen Vereinbarungen sieht das Kartellamt einen verbotenen Missbrauch von Marktmacht. Eventim muss die Verträge bis April anpassen.
Tickethändler legte Revision ein
Der Konzern hat gegen das Verbot aber bereits Revision eingelegt. „Wir glauben, dass die Entscheidung des Bundeskartellamts den lebhaften Wettbewerb im Ticketing-Markt verkennt", sagte Schulenberg. Denn mittlerweile gibt es laut Eventim digitale Konkurrenz auf dem Markt. "Diese Akteure hat das Bundeskartellamt in seiner Betrachtung bedauerlicherweise ausgeblendet.“ Außerdem fühle man sich durch die Resonanz vieler Kunden bestärkt. "Es gibt eine Reihe von Veranstaltern, mit denen wir seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten und die genau wissen, was sie an uns haben: nämlich einen Partner, der ihnen dabei hilft, ihre Hallen und Arenen zu füllen.“
Das vergangene Jahr bezeichnete Steinhof als "definitiv besonders erfolgreich". "Wir hatten starke Konzerte und Touren mit vielen Zuschauern." Das Festival "New Horizon" feierte Premiere. Zudem ist Eventim seit einem Jahr Mehrheitseigner der FKP Scorpio, Veranstalter von Konzerten und Festivals wie dem "Hurricane" und "Deichbrand". Eventim will vor allem international weiter wachsen. In 23 Ländern ist der Konzern mit 3000 Mitarbeitern heute aktiv. Brasilien ist im Ticketgeschäft der erste Markt außerhalb Europas. Zwei Drittel der Erlöse kommen aus Deutschland. Danach folgen Österreich, die Schweiz, die Niederlande und Italien.
Auch der zaghaft formulierte Ausblick auf 2018 könnte den Kursfall befördert haben. Im Falle "einer stabilen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" rechnet CTS Eventim für das laufende Geschäftsjahr erneut mit einem Wachstum bei Umsatz und Ergebnis. Die Zurückhaltung könnte mit einem Konkurrenzereignis zusammenhängen. Denn in diesem Jahr gibt es eine Fußball-WM. Touren und Konzerte fallen Steinhof zufolge deshalb kürzer aus. Ende Februar waren die Eventim-Papiere noch auf den Bestwert von 43,18 Euro pro Aktie gestiegen. Das "Handelsblatt" hatte zuvor berichtet, dass sich der Onlinehändler Amazon aus dem Ticketgeschäft in Großbritannien zurückzieht – und damit ein mächtiger Konkurrent.
Wenngleich der Absturz der Aktie die Enttäuschung der Investoren zeigt, gab es für Anleger auch gute Nachrichten: Seinen Aktionären will der Konzern eine Dividende von 59 Cent pro Aktie ausschütten. Seit dem Jahr 2000 ist CTS Eventim börsennotiert und seit drei Jahren im MDax geführt.
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