
Herr Lieske, wie sehr trifft Hachez der seit Dezember andauernde Lockdown in Deutschlands Innenstädten?
Thomas Lieske: Das trifft Hachez relativ stark. Denn wir haben nach wie vor sowohl ein starkes Standbein mit Kauf- und Warenhäusern als auch mit dem Fachhandel. Entweder dürfen die Kaufhäuser nicht öffnen, oder die Fachhändler leiden unter der geringen Kundenfrequenz in den Innenstädten. Das stellen wir genauso bei unseren eigenen Läden fest. Das liegt 70 Prozent unter dem, was wir normalerweise verkaufen würden.
Lebt denn eine hochwertige Schachtel Pralinen auch vom Impulskauf im Warenhaus?
Gerade bei Pralinen kommen zwei Dinge zusammen: Es fallen viele Veranstaltungen aus wie beispielsweise der runde Geburtstag genauso wie ein Firmenjubiläum. Es fehlen also diese formalen Geschenkanlässe, der Impulskauf, also der spontane Griff ins Regal im Handel, spielt eher bei Tafelschokoladen oder bei kleineren Pralinenschachteln eine Rolle.
Gab es nicht doch eine Reihe von Menschen, die im vergangenen Jahr gesagt haben: „Wenn schon alles doof ist, gönne ich mir wenigstens gute Schokolade oder gute Pralinen.“
Tatsächlich hatten wir bei den Produkten zum Selbstverzehr, also bei den Tafeln, eine sehr gute Entwicklung. Das liegt auch daran, dass immer mehr Supermärkte ihr Sortiment um hochwertige Schokolade ergänzen. Denn immer mehr Kunden sind auch bereit, für eine höhere Qualität mehr Geld auszugeben durch das kleine „Das gönn‘ ich mir jetzt!“. Geholfen hat uns auch die positive Resonanz durch das Ergebnis der Stiftung Warentest, bei dem unsere Schokolade „Edle Bitter“ Testsieger geworden ist.
Der Test war im November. Da können Sie ja bestimmt sagen, wie sich das auf den Verkauf ausgewirkt hat.
Seitdem sehen wir genau bei dieser Schokolade starke Aufwärtsbewegungen. Pro Woche verkaufen wir 50 bis 100 Prozent mehr davon als vorher. Wir wünschen uns natürlich, dass das so weitergeht. Und freuen uns sehr darüber, wenn viele Kunden unser Produkt auf Dauer neu für sich entdeckt haben.
Inwiefern freuen Sie sich auch intern über das Ergebnis, das zeigt, dass Sie Ihr bisheriges Qualitätslevel halten?
Das freut uns sehr. Wir haben bei der Produktionsverlagerung nach Polen extrem viel Zeit damit verbracht, die Rezepturen auf die neuen Maschinen so anzupassen, dass es dann auch so schmeckt, wie wir uns das denken. Wenn uns dann jemand Unabhängiges wie die Stiftung Warentest im Vergleich zu renommierten Wettbewerbern auf den ersten Platz setzt, dann ist das eine schöne Bestätigung.
Welchen Weg gehen Sie online, um das Geschäft im stationären Handel ein wenig zu kompensieren?
Da versuchen wir, zwei Wege zu gehen. Zum einen haben wir als Partner World of Sweets, der uns den Onlineshop organisiert. Wir hatten auch einen eigenen Internetshop, stellten aber fest, dass über World of Sweets die Reichweite wesentlich größer ist. Allein mit unserem eigenen Shop konnten wir nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die wir gern hätten.
Und sonst?
Gleichzeitig versuchen wir, die Internetshops unserer Handelspartner zu nutzen. In Bremen arbeiten wir mit dem Online-Supermarkt My Enso zusammen. Auch bei Amazon sind wir inzwischen vertreten.
Bei der Kooperation setzen Sie also auch auf die Region?
Gerade mit My Enso ist das eine spannende Kooperation vor Ort. Wir hoffen, dass wir damit das, was wir hier in Bremen und der Region an Nahrungsmittelindustrie haben, weiter nach vorn tragen und das Cluster weiter ausbauen können – das mit Unterstützung der Politik. Mit dem runden Tisch dazu sind ein paar gute Initiativen gestartet.
Was planen Sie an neuen Produkten in diesem Jahr?
Wir haben zum Herbst hin zwei spannende Projekte. Darüber kann ich aber jetzt noch nichts sagen.
Wie sieht es mit neuen Produkten bei fair gehandelter Schokolade aus?
Da haben wir eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Barry Callebaut. Hier arbeiten wir in einem Projekt zusammen, bei dem es um nachhaltig gehandelten Kakao geht. Wir gehen diesen Weg, weil wir gemerkt haben, dass es für uns als Einzelunternehmen unserer Größenordnung sehr schwer ist, auf die Lieferketten Einfluss zu nehmen. Mit so einem großen Partner glauben wir, dass wir das wesentlich schneller umsetzen können.
Ist die Personalisierung von Produkten irgendwann Thema für Sie?
Für Firmen bieten wir bereits die Personalisierung von ausgewählten Produkten, indem wir die Verpackung individuell gestalten. Da sind wir auch erfolgreich unterwegs. Besonders erfolgreich sind wir im Segment Adventskalender.
Der Beschluss, dass es Ostern beim Lockdown bleibt – wie sehr trifft das Hachez?
Ostern ist ein Geschäft, das sich tatsächlich erst wenige Tage vor den Feiertagen abspielt. Es zieht jetzt auch in unseren eigenen Läden deutlich an, was uns sehr freut. Vielleicht kommen noch einige dazu, die noch etwas verschenken wollen. Die online bestellte Ware ist auf dem Weg. Wir wünschen es auch dem Fachhandel, dass er ein normales Geschäft haben wird.
Wann müssen Sie für die Osterware die Entscheidung treffen, wie viel produziert werden soll?
Zum Jahresende, also in Richtung Dezember, muss man entscheiden, was man macht. Unter der aktuellen Lage war das sehr schwierig, Annahmen zu treffen. Da haben wir das große Glück, neben dem Kaufhausbereich auch den Lebensmitteleinzelhandel zu haben. Das hat gut funktioniert, ist aber durchaus herausfordernd, die Produktion entsprechend zu planen.
Wie viel Verständnis gibt es vom dänischen Mutterkonzern Toms für die Situation?
Das Verständnis ist vorhanden, weil ja auch in Dänemark die Rahmenbedingungen nicht anders sind. Entsprechend bekommen wir da die Unterstützung – auch gerade, wenn es darum geht, Innovationen voranzutreiben.
Wie werden Sie die weitere Entwicklung des ehemaligen Hachez-Grundstücks verfolgen?
Jetzt läuft ja das Beteiligungsverfahren. Da sind wir gespannt, was dabei herauskommen wird und hoffen, dass es entsprechend der gemeinsamen Absichtserklärung so umgesetzt wird. Da ist aber unser dänischer Mutterkonzern Toms gefragt, weil der in den Prozess involviert ist.
Zum Schluss: Wie sehr halten Sie sich und Ihre Mitarbeiter bei Laune in der momentanen Situation?
Wir versuchen, viel zu kommunizieren, und das auch per Video, damit wir uns wenigstens virtuell sehen. Es ist schön zu sehen, wie sich alle auf das digitale Arbeiten einlassen und sich schnell darauf eingestellt haben. Was auch motiviert, sind die Erfolge, die wieder da sind. Die helfen auch, wenn die Dinge mal nicht so gut laufen. Da besinnt man sich darauf, was man gemeinsam schon erreicht hat. Und natürlich greifen wir auch mal zu unserer eigenen Schokolade. Das ist dann auch ein guter Stimmungsaufheller.
Das Gespräch führte Florian Schwiegershausen.
Thomas Lieske ist Bremer und hat hier an der Universität Wirtschaftswissenschaften studiert. Seit Januar ist er Geschäftsführer des Hanseatischen Chocoladen Kontor. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Bremen.
Hachez-Schokolade ist Testsieger
Die Stiftung Warentest hat vergangenen November 24 Bitterschokoladen geprüft. Testsieger wurde die „Edle Bitter“ von Hachez mit einem Kakaogehalt von 66 Prozent. Insgesamt schnitten 13 Schokoladen mit „gut“ ab. Die besten Noten hinter Hachez gab es für Lindts „Excellence Edelbitter mild“ sowie für die Handelsmarken von Aldi mit Moser Roth Edle Bitter und Lidl und der J.D. Gross Ecuador.
Als Resultat der Vergleichsanalyse warnt die Stiftung Warentest aber: „Von einigen dunklen Schokoladen sollte Fans aber nicht zu viel essen.“ So habe die Original Beans den höchsten Kadmiumgehalt im Test. Der Grenzwert wurde nicht überschritten, aber zu etwa 70 Prozent ausgeschöpft. Fünf andere schwarze Schokoladen fielen wegen Mineralölrückständen auf. So überschreitet die Fairafric dabei knapp den Orientierungswert für gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe. Keiner der Schadstofffunde sei akut schädlich. Im Test gab es beim Schadstoffurteil dafür die Note „ausreichend“.
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