
Das Hellweg-Centrum in Bremen-Hastedt an der Stresemannstraße ist insolvent. Am Mittwoch hat das Kaufhaus für den Groß- und Einzelhandel sowie Privatkunden beim Bremer Amtsgericht den Insolvenzantrag eingereicht. Am Donnerstag hat der Geschäftsführer Johann von der Linde die 47 Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung darüber informiert. Einige von ihnen sind bereits seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen. Ihre Gehälter sind über das Insolvenzgeld bis Ende September gesichert. Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Gericht die Kanzlei B+O Böhme Oelbermann bestimmt.
Von dort heißt es, dass der Verkauf vorerst wie bisher weiterlaufen soll. "Wir führen nun Gespräche mit den Lieferanten, damit sie auch weiter Ware ans Unternehmen liefern", sagte Patrick Bode als Vertreter der Kanzlei. Als einen der Gründe für die Insolvenz nannte er den harten Preiskampf im Einzelhandel – vor allem in Konkurrenz zu den Discountern. Erst vergangenen September hatte Johann von der Linde die Geschäftsführung vom Sohn des Unternehmensgründers Willi Wolters übernommen.
Im April hatte die Geschäftsführung noch mit einer revolutionären Neuerung versucht, das Ruder herum zu reißen: Von da an war der Einkauf auch für Privatkunden möglich. Vorher war er nur Gewerbetreibenden erlaubt, die sich erst mit der entsprechenden Legitimation eine Mitgliedskarte besorgen mussten. Im Kampf mit der Konkurrenz hatte Hellweg 2010 auf seiner Internetseite einen Online-Handel aufgemacht. Der Anteil am Umsatz lag hier allerdings nach früheren Angaben bei weniger als fünf Prozent.
Hellweg machte nach Aussagen in der Vergangenheit im stationären Handel den Großteil des Umsatzes mit Artikeln aus dem Heimwerker-Bedarf, der auch mehr als 55 Prozent des Sortiments ausmachte. Gerade in dieser Sparte versuchte der Markt mit Markenware zu punkten statt mit dem niedrigpreisigen Segment der bekannten Baumarkt-Ketten. Der Rest des Angebots umfasst Büro-, Deko- und Gastro-Artikel, Berufsbekleidung, EDV- und Frisör-Artikel. Letzteres beinhaltete beispielsweise auch die richtigen Möbel für das Friseurgeschäft. Doch gerade gängige Büro-, Deko- und Gastro-Artikel waren in den vergangenen Jahren für die Kunden auch in den Ein-Euro-Shops zu haben. Im Internet stieg die Zahl der Anbieter, die vergleichbare Artikel durchaus zu günstigeren Preisen anboten.
Über Jahrzehnte haben Kleinbetriebe und Großunternehmen ihren Firmenbedarf bei der Großhandelsfirma mit ihren 6000 Quadratmetern auf drei Etagen gedeckt. Gerade für viele Betriebe im Bremer Osten war das Hellweg-Centrum der beliebtere Anlaufpunkt als dessen Mitbewerber Metro auf der anderen Weserseite in der Nähe des Flughafens, weil es für sie der kürzere Weg war. Vor der Umstellung im April war es für viele Bremer Nicht-Gewerbetreibende praktisch, jemanden im Freundeskreis mit einer Hellweg-Mitgliedskarte zu haben, die natürlich nur "aus gewerblichen Gründen" zu Hellweg fuhren.
Zum 50-jährigen Firmenjubiläum 2016 nannte Hellweg 28 000 gelistete Kunden, wovon 18 000 regelmäßig das Haus besuchten. Damals gab das Unternehmen die Zahl der Mitarbeiter auch noch mit 70 an gegenüber den 47, die der Insolvenzverwalter jetzt nannte.
Das Insolvenzverfahren wird nach Angaben von Patrick Bode am 1. Oktober eröffnet. Der Insolvenzverwalter sucht nun nach einer Lösung, um das Bremer Unternehmen doch in irgendeiner Weise fortführen zu können. Das bedeutet aber, dass es jemanden geben muss, der bereit ist das traditionsreiche Kaufhaus an der Stresemannstraße samt der Mitarbeiter zu übernehmen.
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