
Der Geistesblitz trifft Günther Schilling in seiner Garage. Es ist 1965, als der Geschäftsmann von seinem Schwachhausener Stadthaus aus beschließt, den fernen Osten nach Deutschland zu holen. Zumindest kleine Teile davon. Auf einer Reise durch Japan hat er kurz zuvor Taschenradios, Funk- und Messinstrumente gesehen – Produkte, die es hierzulande damals noch nicht gibt. Er wittert eine Marktlücke, importiert elektronische Bauteile in seine Garage und verkauft sie als Inter Mercador an Radio- und Fernsehtechniker. Die Garage, sie sollte zum Entstehungsort einer erfolgreichen Geschäftsidee werden.
Heute, über 50 Jahre später, heißt der einstige Ein-Mann-Betrieb Monacor International und hat mehr als 500 Mitarbeiter. Mit einem Umsatz von 38 Millionen Euro und Niederlassungen in über 40 Ländern gehört das Bremer Unternehmen zu den weltweit führenden Herstellern für Megafone, Lautsprecher und Überwachungskameras.
Ein Tag im Juli, Besuch in der Firmenzentrale in Bremen-Mahndorf. Marketingleiter Michael Korte steht im leisesten und später im lautesten Raum des Gebäudes und referiert über die Unternehmensgeschichte. „Schilling hatte so eine Hands-On-Mentalität. Er war irgendwie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt Korte über den mittlerweile verstorbenen Firmengründer. Geschäftsführer sind seit 2006 Marco Willroth und Roger Pape. Während Korte spricht, klingt seine Stimme dumpf, beinahe verschluckt.
Der Raum liegt hinter einer meterdicken Tür, die Wände sind mit gepressten Glasfasern und Beton ausgekleidet. Dadurch, sagt Korte, absorbiert er einen Großteil der Geräusche. Für Menschen ist das unangenehm. Für Monacor ist es gut fürs Geschäft. Denn nur so, sagt Korte und zeigt auf einen Lautsprecher in der Mitte des Raumes, könne Monacor die Produkte optimal auf ihre Akustik und Belastbarkeit testen. „Die Boxen dudeln hier gleich stundenlang auf voller Lautstärke vor sich hin.“
Musik- und Schalltechnik zählt heute zu den größten Einnahmequellen von Monacor International. Das Sortiment ist langsam aber kontinuierlich gewachsen. Als Anfang der 1970er-Jahre John Lennons Imagine und Pink Floyds Money im Radio rauf und runter laufen und die große Hi-Fi-Euphorie ausbricht, ahnt Schilling ein neues Geschäftsfeld. „Die Leute wollten guten Sound. Bei Monacor sollten sie ihn bekommen“, sagt Korte. Die Unternehmensphilosophie: Durch gute Musik und exzellenten Sound wird die Welt zu einem besseren Ort.
Zunächst verkauft das Unternehmen noch Tuner, Verstärker und Receiver von Monarch, einer in Japan hergestellten Marke für Hifi-Geräte. Später will es seinen eigenen Weg gehen. Schilling gründet Monacor, IMG Stageline und JTS – drei Eigenmarken für Sicherheits- und Musikequipment. Das Bremer Unternehmen, es hat sich vom klassischen Großhändler zum Markenartikelhersteller entwickelt.
Irgendwann, sagt Michael Korte, habe man dann nicht mehr nur einzelne Produkte verkaufen, sondern komplexe Lösungen anbieten wollen. Das bedeutet beispielsweise, komplette Restaurants so auszustatten, dass die Musik dort unaufdringlich, vor allem aber gleichmäßig verteilt im Hintergrund spielt. Oder: Ein Beschallungskonzept für einen Hörsaal zu entwickeln, in dem Vorträge, Tagungen und Kongresse auf allen Plätzen gleichermaßen verständlich sind.
Wenn es um die Beschallung großer Hallen oder Flächen geht, sagt Korte, werden besondere Ansprüche an die Sprach- und Musikwiedergabe gestellt. Lautsprecher müssen dann meist über mehrere Räume verteilt werden. Andere Kunden, für die das Unternehmen Konzepte entwickelt, sind Supermärkte, Schulen, Sportanlagen, Bars, Kirchen oder Museen.
Die Musikboxen oder Verstärker, die dort verbaut werden, fügen sich im Idealfall nahtlos in den Raum ein, sagt Korte. Zum Beispiel als Tonsäulen, die so breit sind wie ein Zweieurostück. Was für den Kunden von Vorteil ist, ist für das Monacor International eher ein Nachteil. „Viele Menschen kennen unser Unternehmen gar nicht, weil wir in der Öffentlichkeit unsichtbar sind“, sagt Korte. Bis 2010 sei man damit noch „zurückhaltend durch und durch“ gewesen. Mittlerweile nutzt das Unternehmen soziale Kanäle wie Facebook und Instagram, um auf sich aufmerksam zu machen und jüngere Kundengruppen sowie Nachwuchskräfte zu gewinnen. Den Nachwuchs, sagt Korte, brauche man dringend. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter liege bei 49 Jahren. „Wir sind dabei, das Unternehmen moderner zu machen“.
Seine Produkte lässt der Mittelständler in China und Taiwan herstellen. Getestet, entwickelt, verbessert und gelagert werden sie in Bremen. Sieben Jahre lang nutzte Schilling dafür von 1965 an gemeinsam mit zwei Mitarbeitern seine Garage in Schwachhausen, bis sie zu klein wurde und die Firma 1972 die ersten Büro- und Lagergebäude im Bremer Stadtteil Vahr bezog. Als auch dieser Komplex nicht mehr ausreichte, zog das Unternehmen 1983 nach Mahndorf um. Das 35 000 Quadratmeter große Betriebsgelände am Rande einer Wohnsiedlung umfasst die Verwaltung, das Logistikzentrum für den europaweiten Warenumschlag sowie das europäische Zentrallager.
Auf der knapp 10.000 Quadratmeter großen Lagerfläche, die dem Warenlager eines bekannten schwedischen Möbelhauses gleicht, liegen 4300 Produkte in braunen Kartons verpackt. Eines davon, sagt Korte, kommt vor allem zu Demozwecken zum Einsatz: Das Megafone. „Davon haben wir in den vergangenen zehn Jahren rund 95.000 Stück verkauft.“
Früher waren Megafone noch simple Trichter aus Glas oder Eisen. Moderne Monacor-Megafone funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Im Inneren wirken Verstärker, welche einen Schalldruck erzeugen. Die Modelle reichen vom kleinen Handmegafon bis hin zu professionellen Geräten mit einer Empfindlichkeit von mehr als 120 Dezibel. Damit, sagt Korte, könnte man sogar eine laufende Motorsäge übertönen.
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