
Etwa 1000 Kilo kann das leuchtend gelbe Hubwerk mit Leichtigkeit in die Luft hieven. Noch steht es in der Produktionshalle der Louis Schierholz GmbH. Die Arbeiter überprüfen die letzten Details, demnächst geht es nach Hamburg. Dort kommt es in einer Gabelstaplerfabrik zum Einsatz.
Das Hubwerk haben die Fachleute der Firma Schierholz entwickelt und konstruiert. Das Bremer Traditionsunternehmen produziert Fördertechnik. „Wir liefern schlüsselfertige Anlagen und das komplett aus eigenem Hause“, sagt Produktmanager Markus Elbrecht. 1925 als Schlosserei gegründet, hat sich der Betrieb ab den 1970er Jahren auf Industrieanlagen spezialisiert.
Die Schierholz-Förderbänder werden laut Elbrecht meist in der Fertigung genutzt, etwa in der Automobilindustrie. In dem Bremer Daimlerwerk sei beispielsweise eine Elektrohängebahn des Hauses verbaut. Auch beim Lackieren und Beschichten kommt die Fördertechnik zum Einsatz – Waschmaschinen, Badewannen oder auch Landeklappen von Flugzeugen werden in den Hängevorrichtungen transportiert.
Birgit Nikisch leitet das Unternehmen. Sie ist nicht nur Geschäftsführerin, sondern auch Inhaberin. 2005 kaufte sie mit ihrem damaligen Lebensgefährten die Firma. Bereits 1994 wurde der Familienbetrieb Schierholz verkauft – zunächst an eine andere Firma, später an einen Investor. Nikisch ist Betriebswirtin, eine handwerkliche Ausbildung hat sie nicht. In der Produktion fühlt sie sich trotzdem zu Hause. Allein der Geruch in den Fabrikhallen fasziniere sie. Seit 30 Jahren arbeitet sie für Schierholz, kennt den Sohn des Gründers Louis Schierholz und ehemaligen Eigentümer der Firma. Dem Unternehmen fühlt sie sich verbunden. „Es geht nicht nur darum, Gewinne zu erwirtschaften“, sagt sie.
Ein Maschinenbauunternehmen mit einer weiblichen Geschäftsführung – das ist nach wie vor selten und löst auch mal Verwunderung aus. „Das fällt schon auf“, sagt die Betriebswirtin, „aber mir kommt das gar nicht so besonders vor.“ Trotzdem arbeiten bei Schierholz überwiegend Männer. „Es ist schade, dass Maschinenbau noch so eine Männerdomäne ist“, sagt Nikisch. Sie würde gern mehr Frauen einstellen, die meisten Bewerber seien jedoch männlich.
Pro Jahr bearbeiten die Ingenieure und Handwerker etwa 80 Projekte – manche Anlagen werden komplett neu konstruiert, einige bereits Bestehende erweitert. Je nach angewandter Methode unterscheidet sich das Prinzip. Während bei der Elektrohängebahn je ein Motor ein Modul bewegt, in dem dann die jeweiligen Güter transportiert werden, gibt es bei der sogenannten Power-und-Free-Technologie meist nur einen einzelnen Motor. Der bewegt eine Kette, die in einer Schiene läuft. Diese Schierholz-Standard-Schiene H70 wird auch in Bremen produziert. Ein weiteres Werk steht im tschechischen Pilsen. Dort finde vor allem die Vorproduktion für die Fertigung in Bremen statt, sagt Vertriebsleiter Michael Seeger.
Seit kurzem gehört auch die sogenannte Shuttle-Technologie zum Repertoire des Unternehmens. Damit lassen sich besonders gut lange Güter und Lasten ab 500 Kilogramm transportieren, sagt Seeger. Der Vorteil: Das System sei platzsparender als die herkömmliche Power-und-Free-Methode.
Entwickelt hat das neue System die Brandenburger Firma „KJ Sonderanlagen – Hebezeuge – Bühnentechnik“. Schierholz hat das Unternehmen Anfang dieses Jahres übernommen, profitieren sollen davon beide Firmen. „Wir erweitern unser Portfolio und kommen in Bereiche, in denen wir noch nicht so stark vertreten waren“, sagt Seeger. Der Vorteil für die kleinere Firma KJ: Vertrieb und Infrastruktur von Schierholz ermöglichen die Weiterentwicklung und weltweite Vermarktung der innovativen Technologie.
„Wir wollen KJ integrieren und mit ihr wachsen, ohne auf unser Kerngeschäft zu verzichten“, sagt Seeger. Mit der jüngsten Übernahme sind die Expansionspläne jedoch noch nicht abgeschlossen. Geschäftsführerin Birgit Nikisch will die Digitalisierung in ihrem Betrieb vorantreiben: „Ich möchte ein Unternehmen kaufen, das Software schreiben kann.“ Bereits jetzt gehört zwar Software zum Angebotspaket bei Schierholz – es sei jedoch abzusehen, dass dieser Bereich weiter wachsen werde und die Mitarbeiter seien jetzt schon voll ausgelastet, sagt Nikisch. Wachstum um jeden Preis soll es bei Schierholz jedoch nicht geben, betont Vertriebsleiter Seeger. „Unser Ziel war nie das reine Wachstum, sondern Kontinuität zu erreichen.“
Im Moment arbeiten über 200 Menschen für das Unternehmen, die meisten in Bremen. Die Hälfte des 35 Millionen Euro Umsatzes im Jahr 2018 hat die Firma mit Export gemacht. Die meiste Ware geht dabei in die EU. Weltweit sind Monteure unterwegs: Sie richten die in der Hansestadt gefertigten Anlagen ein und nehmen sie in Betrieb. Im Flughafen Dubai bauen die Fachleute gerade die größte Anlage der Firma auf. Über drei Kilometer Länge erstrecken sich die H70-Schienen des Bremer Herstellers.
Transportiert werden mit Snacks und Essen gefüllte Trolleys in Richtung Flugzeug. Aus den gelandeten Maschinen kommen die leeren Servierwagen in die Förderanlage. „Durch die Globalisierung ist die Welt kleiner geworden und wir haben mehr Wettbewerber bekommen“, sagt Nikisch. Umso wichtiger sei Kundennähe. Nikisch fährt deshalb oft selbst zu den Baustellen. Sie sei eine operativ tätige Geschäftsführerin, betont sie. Ihr reiche es nicht, nur Bericht erstattet zu bekommen.
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