
Es ist eine statistische Zahl, die auf vierteljährlichen Umfragen unter Beschäftigten beruht. Diese Zahl, die jährlich ermittelt wird, macht etwas sichtbar, von dem man zwar ahnen kann, dass es so ist, über das aber oft nur einmal im Jahr offen geredet wird: der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. In ganz Deutschland liegt dieser Wert, der auf Englisch Gender-Pay-Gap genannt wird, bei 18 Prozent. Gemeint ist damit die Lücke, die zwischen der Bezahlung von Männern und Frauen klafft. Um auf diese Zahl aufmerksam zu machen, wird seit 2009 jeweils der Tag zum Equal Pay Day, bis zu dem Frauen seit Jahresanfang gewissermaßen nichts verdient haben. In diesem Jahr der 10. März.
In Bremen liegt dieser Wert mit 22 Prozent höher als der Bundesschnitt. Damit landet die Hansestadt nach Baden-Württemberg auf dem vorletzten Platz. Laut Marion Salot von der Arbeitnehmerkammer liegen die Gründe dafür in der Wirtschaftsstruktur: „Bremen ist traditionell sehr industriell geprägt, das führt zu einer männerdominierten Wirtschaftsstruktur.“ In der Luft- und Raumfahrt- sowie der Automobilindustrie sorgten Tarifverträge für relativ hohe Löhne und Gehälter, doch damit werde die Lohnschere auseinandergedrückt, denn in der Industrie arbeiteten tendenziell weniger Frauen, sagt Salot. Überhaupt würde der bremische Branchenmix dazu führen, dass es Frauen insgesamt schwerer fiele, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das lasse sich auch daran erkennen, dass der Anteil an Frauen auf dem bremischen Arbeitsmarkt um fast 40.000 Personen geringer sei, obwohl sich die Geschlechter innerhalb der Bevölkerung die Waage hielten.
Der bremische Branchenmix führt offenbar auch dazu, dass ein großer Teil der berufstätigen Frauen in Branchen arbeitet, die schlechter bezahlt werden, als die besser bezahlten technischen Berufe in der Industrie. „Im Durchschnitt verdient eine Einzelhandelskauffrau in Bremen monatlich 2500 Euro brutto. In der Industrie kommt man schnell auf monatliche Gehälter von 5000 Euro brutto, also das Doppelte“, sagt Salot. Der größte Faktor in der Einkommensungleichheit ergibt sich laut Salot durch die Zahl der Teilzeitbeschäftigten: Dort liege der Anteil unter den Männern bei 14 Prozent, während die Hälfte aller beschäftigten Frauen in Bremen in Teilzeit arbeite.
„Die Teilzeitarbeit müsste reduziert werden, zum Beispiel durch bessere Kinderbetreuung“, sagt Salot. Denn die Lohnschere wachse mit dem Alter: „Zwischen dem 25. und dem 30. Lebensjahr liegt die Lücke bei neun Prozent, bei den 50-Jährigen sind es 27 Prozent“, teilt die Expertin weiter mit. Zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr sei Berechnungen zufolge die Lohnentwicklung am größten. „Während Männer in dem Alter häufig beruflich durchstarten, sind zu viele Frauen währenddessen mit der Kinderbetreuung beschäftigt und stellen ihre berufliche Entwicklung zurück“, sagt Salot. Außerdem gebe es zu wenige Frauen auf den Führungsebenen, was zusätzlich einen Gender-Pay-Gap in den Köpfen verursachen würde. „Frauen wird häufig einfach weniger Geld gegeben“, sagt Salot. „,Weil das ja immer so ist', denken viele, und sorgen so dafür, dass die Lohnlücke weiterhin klafft.“
Im Jahr 2017 ist das Entgelttransparenzgesetz in Kraft getreten. Mit dessen Hilfe sollte ein Recht geschaffen werden, zu erfahren, wie viel die Arbeitskollegen verdienen. Daraus sollen Betroffene eine eventuelle Diskriminierung ableiten können. Doch das Gesetz verfehlt bislang noch seine Wirkung, sagt Salot: „Das Auskunftsrecht gilt erst, wenn man sechs Kollegen im Unternehmen findet, die genau das gleiche Arbeitsgebiet haben. Die gibt es aber nur in größeren Unternehmen.“ Außerdem würde man nur über einen Mittelwert informiert, der wiederum wenig aussagekräftig sei. „Insgesamt also ein richtiges Element, aber noch mit zu wenig Aussagekraft.“ Um die Gehaltslücke zu schließen braucht es laut Salot ein größeres Bewusstsein in den Köpfen: „Unternehmen sollten regelmäßig Bericht erstatten müssen, wie sie die Lücke schließen wollen.“
Der Gender Pay Gap
Seit 2009 wird in Deutschland jährlich statistisch der Tag ermittelt, bis zu dem Frauen rechnerisch umsonst gearbeitet haben. Die Lohnschere, also der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in vergleichbaren Berufen bei vergleichbarer Arbeitszeit, sinkt seit der Erhebung zwar, aber nur langsam.
Im Europäischen Durchschnitt liegt die Lohnschere bei 16 Prozent, wobei die Länder der Spitzengruppe, Deutschland, Österreich, Estland, Tschechien und die Slowakei auf Werte um 20 Prozent kommen. Die Länder mit den geringsten Gehaltsunterschieden zwischen Mann und Frau sind Luxemburg (ein Prozent), Rumänien (zwei Prozent) und Italien (vier Prozent).
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Und so sehr ich das wünschte, so wenig glaube ich, dass das Verfassungsgericht ...