
Die großen Künstler dieser Welt finden sich gleich hinter dem Weserstadion, vom Osterdeich links. Hier, in der Blankenburger Straße, sind sie alle: Rodin, van Gogh, Picasso – und Ingrid Sandforth-Blanken. Sie ist Herrin in einem Haus, das Büro, Lager und Wohnstätte zugleich ist.
Seit 20 Jahren betreibt Sandforth-Blanken einen Online-Shop für Kunstgegenstände. Dort verkauft sie Nachbildungen von Objekten, die es sonst nur in den Shops großer Museen gibt. Die Idee dazu kam ihr, als sie auf Reisen war. Sandforth-Blanken erzählt, dass sie in den 1980er-Jahren viel in New York, Paris und London unterwegs war. Dort hat sie sich in die Museen – und vor allem in deren Shops verguckt. „Es war alles da. Nur gab es das in dem Stil in Deutschland nicht.“ Als es dann in ihrem Job an der Universität Mittelkürzungen gab, beschloss sie, in eine ganz andere Richtung zu gehen und „selbst für eine Kontinuität im Leben“ verantwortlich zu sein. Mit Mitte 40 gründetet sie Museumsart. Der erste Katalog wurde 1999 der „Brigitte“ beigelegt. Und seitdem läuft der Laden – so erzählt es die studierte Sozialwissenschaftlerin heute.
Um möglichst originalgetreue Repliken verkaufen zu können, arbeitet Sandforth-Blanken mit internationalen Museen zusammen, etwa mit dem Victoria and Albert Museum in London, dem Museum of Fine Arts in Boston oder der Vereinigung der staatlichen französischen Museen. Sie kauft von weltbekannten Häusern und verkauft aus ihrem eigenen Haus weiter. „Die Zusammenarbeit ist mir wichtig, weil ich den Museen nicht die Butter vom Brot nehmen will.“
Denn natürlich könnte Sandforth-Blanken die Picasso-Tassen, die Brillenetuis mit Van-Gogh-Kunst und den Bauhaus-Schmuck auch woanders und vor allem günstiger herbekommen – so wie andere Anbeiter. Doch das will sie gar nicht. „Die Repliken der Museen sind so nah am Original entstanden wie nur möglich. Und meine Ware hat so nicht nur die Authentizität, sondern auch den Nachweis der Güte.“
Privatperson könnten auch selbst alle Objekte in den Shops der Museen, wahrscheinlich sogar preiswerter, sagt Sandforth-Blanken. Aber wann ist man denn mal im Louvre? Auf ihrer Website könne man Gegenstände aus verschiedenen Museen auf einmal in den Warenkorb legen. Paris, London, New York – alles nur einen Mausklick entfernt.
Inzwischen betreibt sie das Geschäft nicht mehr allein, sondern hat zwei Mitarbeiterinnen. Auch mit Designern und Fotografen arbeitet sie zusammen. Trotzdem nimmt die Gründerin viel in ihre eigene Hand. Jedes Objekt sei etwas Besonderes. Auch das sei ein großer Vorteil des Onlineshops: „Dort hat jedes Produkt genug Platz.“ Der sei wichtig, damit ein Gegenstand den Raum bekomme, den er brauche, um wirken zu können. Nach einiger Zeit hat Sandforth-Blanken dann auch angefangen, die Produkte selbst abzufotografieren. „Andere sehen gar nicht in dem Produkt das, was ich darin sehe, warum ich es für den Shop ausgewählt habe.“ Im Internet ist jedes Produkt mit ausführlicher Beschreibung zu Material und Kontext, und mit mehreren sorgfältig ausgewählten Fotos zu finden. „Die meisten Leute glauben: ‚Die stellen das ins Internet, dann lehnen die sich zurück und warten.‘ Da gehört so viel mehr dazu. Es sind acht Stunden Arbeit jeden Tag.“
Im Keller, wo die Sachen verpackt werden, reihen sich verschieden große Kartons aneinander, unterschiedliches Material zum Auspolstern, Klebe- und Packband. Es sei vor dem Versand wichtig zu schauen, ob das Produkt tatsächlich intakt sei. Der Shop habe kaum Retouren. „Das liegt daran, dass wir online die Produkte so darstellen, wie sie auch wirklich aussehen, aber auch an unserem sicheren Versand. Das lernt man mit den Jahren“, sagt Sandforth-Blanken.
Das Vertrauen ihrer Kunden sei ihr sehr wichtig. Mehr als 4000 Menschen empfangen inzwischen den Newsletter des Shops – der mehr als nur Werbung sein soll. Sandforth-Blanken will die Leidenschaft für das Schöne teilen, die Kunden sollen auch einen Mehrwert haben. So gibt es auf der Internetseite auch Kolumnen und die Rubrik „Film ab“.
Seit 2002 schreibt Philosoph und Schriftsteller Helmut Hille regelmäßig eine Kolumne für Museumsart, in der er seine Gedanken zu Philosophie und der Welt teilt. Bei „Film ab“ wird in kurzen Filmen der Hintergrund bestimmter Produkte genauer erklärt. Und noch genauer kann man die Produkte an jedem Donnerstag ansehen: Dann hat das Lager geöffnet. Von 15 bis 19 Uhr können Interessierte durch den Hausflur runter und einen Blick hinter die Kulissen werfen – und kaufen. Aus dem Onlineshop wird dann ein stationärer Handel. In der Vorweihnachtszeit komme meist noch ein zweiter Tag in der Woche hinzu, da die Anfrage nach Geschenken steige. Für diese Zeit schaut Sandforth-Blanken schon das ganze Jahr immer nach neuen Produkten oder Angebotsmöglichkeiten. Neben einem festen Bestand gibt es im Shop auch ein wechselndes Produktangebot.
Das Lieblingsstück von Sandforth-Blanken ist die Nachbildung einer baktrischen Frau, eine kleine Statue, die rund 2000 Jahre vor Christus gefertigt und in Baktrien im heutigen Norden Afghanistans gefunden wurde. Obwohl sie jeden Tag Kunst um sich herum hat, ist ihre aber private Sammlung kaum gewachsen. „Im Grunde ist das wie beim Bäcker, der sein eigenes Gebäck irgendwann auch nicht mehr selbst konsumiert“, sagt sie. Die Fürsorge zu den Gegenständen in ihrem Keller ist aber während der Jahre gleich geblieben. Mit Begeisterung ordnet sie Objekte bestimmen Epochen zu, erklärt, wann sie das erste Mal bestimmte Skulpturen gesehen hat und woher die Repliken stammen.
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