
Wenn Amir Karimi an der Kasse steht, ärgert er sich regelmäßig. Warum geht das nicht schneller? Warum bekomme ich immer einen Kassenzettel in die Hand gedrückt? Geht das nicht auch anders? Anstatt darauf zu warten, dass ihm irgendjemand anderes die Antworten liefert, will er sie selbst schaffen. Immer wieder hat er überlegt, sich geärgert, wieder überlegt – bis er eine Idee hatte.
Die höre sich zwar simpel an, sagt er, ein ähnliches System gebe es aber noch nicht auf dem Markt: Karimi will Kassenzettel überflüssig machen. Anfang 2017 hat er zusammen mit seinem Geschäftspartner Gerd Köster das Softwareunternehmen A&G gegründet und Atmin entwickelt. Diese Anwendung soll Quittungen sammeln und das Einkaufen vereinfachen.
Anstatt einen Kassenbon auf Papier zu bekommen, sagt der Kunde, dass er den Beleg digital haben möchte, hält sein Handy gegen ein Lesegerät und die Rechnung wird automatisch übertragen, erklärt Karimi das Prinzip. Die Belege werden dann in einer Cloud gespeichert, über die App kann der Nutzer darauf zugreifen, und Rechnungen in verschiedene Ordner ablegen.
„Der Kassenzettel soll gar nicht erst in der realen Welt ankommen“, sagt Karimi. Denn da könnten immer Fehler passieren. Ein wichtiger Beleg kann verloren gehen oder eine Summe beim Steuerberater falsch abgetippt werden. Gerade dieser Aspekt sei wichtig, sagt der Geschäftsführer. Nutzer von Atmin können Ordner direkt an ihren Steuerberater freigeben und dort etwa Rechnungen einsortieren, die abgesetzt werden können.
Die App auf dem Smartphone soll die Benutzer sogar fragen können, ob beispielsweise die gekauften Druckerpatronen oder die Arbeitsschuhe nicht auch an den Steuerberater übermittelt werden sollen. Das sei für Privatleute interessant, sagt Karimi, natürlich aber auch für Unternehmer. Mit dem Programm können alle Belege der Mitarbeiter gesammelt und an die Buchhaltung übermittelt werden.
Diese vermeintlich leichtere Abrechnung ist aber nicht der einzige Vorteil, mit dem A&G für sein Produkt wirbt. Mit ihm könne man auch viel Papier sparen. In ganz Europa würden laut Karimi jährlich 200.000 Tonnen Papier für Kassenzettel gebraucht. Die meisten davon würden aber direkt im Mülleimer landen. „Ob Sie ihn wollen oder nicht“, sagt der Geschäftsführer. „Die meisten Kassenzettel werden ausgedruckt.“
Im Endeffekt würden Geschäfte und Supermärkte sogar sparen, wenn sie die digitalen Kassenzettel einsetzten. Sie müssen zwar für jede Transaktion einen kleinen Betrag an A&G bezahlen. Der liege aber unter den Kosten für die gedruckten Bons, verspricht Karimi. So will er sein Unternehmen finanzieren. Für den Nutzer soll die App kostenlos bleiben.
Karimi wirbt aber nicht nur allein mit den niedrigen Kosten. Bis 2020 müssten sich viele Läden sowieso umstellen. Denn viele Kassenzettel enthalten die Chemikalie Bisphenol A (BPA). Schuld ist das speziell beschichtete Thermopapier. Die BPA-Schicht auf dem Zettel ändert die Farbe, wenn sie erhitzt wird. An der Kasse im Supermarkt sorgt sie so dafür, dass Buchstaben und Zahlen auf dem Bon erscheinen.
Der Stoff BPA steht aber in der Kritik. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kann sich BPA schon in niedrigen Konzentrationen hormonell auf den Menschen auswirken. So kann es etwa die Entwicklung von Babys im Mutterleib stören und die Fortpflanzung beeinträchtigen. Bei 90 Prozent der Bewohner von Industriestaaten sei BPA im Blut und im Urin nachweisbar.
Deswegen hat die Europäische Union BPA in Thermopapier verboten, bis 2020 muss der Beschluss umgesetzt werden. Dann darf BPA auch nicht mehr im Kassenzettel vorkommen. Einige Geschäfte verzichten schon jetzt freiwillig auf Thermopapier mit BPA, der BUND hat in einer Stichprobe im Jahr 2016 aber festgestellt, dass 14 von 19 getesteten Kassenzetteln Bisphenol A enthielten.
Zehn Menschen arbeiten bei A&G an der App. Sie soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen. „Wir versuchen gerade, die Handelspartner zu überzeugen“, sagt Karimi. Mit einem bundesweiten Discounter sei man bereits im Gespräch, auch mit einem großen Franchisenehmer einer Fast-Food-Kette. „Je mehr Handelspartner mitmachen, desto mehr Nutzer bekommen wir auch“, ist für Karimi die Rechnung. „Auch das wird nicht einfach, aber sonst hätte es ja auch jeder gemacht.“
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