
Die starke Nachfrage nach Immobilien hat den Boom bei Baufinanzierungen im Corona-Krisenjahr 2020 weiter angefacht. Das Neugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Baukrediten wuchs auf den Rekord von 273 Milliarden Euro nach 263 Milliarden Euro 2019, zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte neue Studie der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC. Demnach betrug der Bestand der an private Haushalte ausgegebenen Baufinanzierungen von Banken und Sparkassen knapp 1,4 Billionen Euro. Im Jahr zuvor hatte der Kreditbestand bei 1,3 Billionen Euro gelegen.
Das seit Jahren gut laufende Geschäft mit Baukrediten bekam im vergangenen Jahr mit der Corona-Pandemie einen Schub, zeigt die Studie. Das Wachstum des Kreditbestands beschleunigte sich demnach 2020 auf 6,6 Prozent pro Jahr. Nur im Juni habe es wegen des ersten Lockdowns einen Dämpfer gegeben. 2019 hatten niedrige Bauzinsen und höhere Immobilienpreise den Baukreditbestand um 5,7 Prozent steigen lassen.
„Trotz steigender Immobilienpreise und der wirtschaftlichen Unsicherheit ist das Interesse von Privatkunden an Immobilien ungebrochen“, stellt Tomas Rederer, Partner und Kreditexperte bei PWC Deutschland fest. Viele Menschen legen in Zeiten von Lockdowns und Homeoffice Wert auf ein schönes Zuhause mit mehr Platz, zudem sind die Zinsen niedrig und es mangelt an Anlagealternativen. Das treibt die Preise: Immobilienkäufer mussten 2020 im Schnitt 7,4 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr, zeigten Daten des Statistischen Bundesamts.
Viele Wohnungskäufer sichern sich der Studie zufolge die niedrigen Zinsen auf lange Sicht: Die durchschnittliche Laufzeit neuer Baukredite lag erstmals bei mehr als elf Jahren. Da die Immobilienpreise vielerorts steigen und nicht jeder entsprechend mehr Eigenkapital aufbringen kann, wächst oft auch das Kreditvolumen.
Immobilienkäufer brachten im vergangenen Jahr noch einen Eigenkapitalanteil von 20 Prozent mit, zeigen Daten des Baufinanzierers Hüttig & Rompf. Das waren vier Punkte weniger als 2016. Im Schnitt zahlten Eigennutzer Kaufpreise von 493.000 Euro.
Seit Jahresbeginn haben sich Kredite für Immobilienkäufer jedoch verteuert. Die Zinsen für zehnjährige Darlehen stiegen in den vergangenen zwei Monaten um fast 0,2 Prozentpunkte und liegen nun im Schnitt bei rund 0,9 Prozent, beobachtet der Münchner Baufinanzierer Interhyp. Die Zinsen kletterten mit dem allgemeinen Rendite-Niveau an den Börsen, etwa bei Bundesanleihen. Investoren erwarten deutlich höhere Inflationsraten, da sie auf ein Abklingen der Corona-Pandemie und eine Konjunkturerholung setzen. Auch die teils enormen Staatshilfen, etwa in den USA, dürften die Inflationsraten antreiben. „Insgesamt hat sich der Baufinanzierungsmarkt von den Tiefstständen um ein ganzes Stück erhöht“, sagt auch Ditmar Rompf, Vorstandschef des Konkurrenten Hüttig & Rompf. Je länger die Zinsbindung, desto höher sei die Steigerung. Die Frankfurter FMH Finanzberatung sieht aktuell Standardkonditionen von 0,81 Prozent bei zehnjährigen Baukrediten. Jüngst habe sich daran nicht mehr viel geändert.
Immobilienkäufer könnten auch weiter günstig finanzieren, meint Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei Interhyp. Ein Blick auf frühere Jahre, als Zinsen von vier Prozent und mehr nicht selten waren, relativiere den Anstieg. Tatsächlich halten die Europäischen Zentralbank und die US-Notenbank Fed trotz höherer Inflationsaussichten an einer lockeren Geldpolitik fest. Das dämpfe die Anleiherenditen, meint FMH-Immobilienexperte Max Herbst. Er rechnet im Zuge einer steigenden Inflation aber damit, dass die Zinsen für zehnjährige Baukredite im Jahresverlauf über die Marke von einem Prozent steigen.
Das bedeutet begrenzte Mehrkosten für Immobilienkäufer. Bei einem Darlehen von 250.000 Euro, zehn Jahren Laufzeit und drei Prozent Tilgung ergebe sich eine Differenz von 4500 Euro gemessen an aktuellen Konditionen. Kaufinteressenten könnten das gelassen sehen und sollten keinen Vertrag übereilt abschließen, meint Herbst. „Wenn eine Finanzierung an 4500 Euro scheitert, ist es besser, sie kommt erst gar nicht zustande.“
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