
Am kommenden Dienstag soll die erst kürzlich in Dienst gestellte "Mein Schiff 1" zu ihrem Erstanlauf nach Bremerhaven kommen. Es wird dann ein Kreuzfahrtschiff die Seestadt ansteuern, das der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in seinem aktuellen Umwelt-Ranking zu den saubereren Vertretern der Branche zählt. Vor einem Jahr hätte dieses Tui-Cruises-Schiff noch Platz eins belegt. Der ging dieses Mal aber an den deutschen Mitbewerber Aida Cruises: Denn die "Aida Nova", die am Dienstagabend in der Papenburger Meyer-Werft ausgedockt wurde und am 31. August getauft wird, ist das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, das mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden kann, wie der Nabu am Dienstag in Hamburg herausstellte. LNG gilt momentan als der umweltschonenste Treibstoff.
Auch wenn die deutschen Kreuzfahrtreedereien – darunter Hapag-Lloyd-Cruises – laut Nabu Fortschritte bei der Reduzierung von Schadstoffen gemacht haben, bekam die Mehrzahl der Traumschiff-Flotten ausländischer Reedereien wie in den Vorjahren den unrühmlichen Titel "Dreckschleuder".
Zum LNG-Schiff "Aida Nova" sagte Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik beim Nabu-Bundesverband: „Das ist eine Trendwende und ein Riesenschritt nach vorn.“ Der Öko-Funktionär empfahl sogar: „Wenn schon unbedingt Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff, dann auf der ,Aida Nova’.“ Laut Reederei stößt das 337 Meter lange Schiff bei LNG-Betrieb 80 Prozent weniger Stickoxide und 20 Prozent weniger CO2 aus. Rußpartikel und Schwefeloxide entfallen ganz.
Allerdings sei das Vorzeige-Schiff eher ein „graues Schaf unter vielen schwarzen“, relativierte Nabu-Mann Oeliger. In den Augen des Verbandes ist auch LNG „kein Heilsbringer“, schließlich handele es sich ebenfalls um einen fossilen Energieträger. Er verwies auf den Ausstoß von klimaschädlichem Methan bei Flüssiggas, zudem gilt die Verwendung von Frackinggas aus den USA als umweltpolitischer Sündenfall. „Die Reedereien müssen ihr LNG zumindest zertifizieren lassen.“ Zudem fordert der Nabu die Branche auf, schon jetzt Motoren zu entwickeln, die mit emissionsfreiem, synthetischem Gas laufen.
Aida hat noch zwei weitere LNG-Kreuzfahrtschiffe bei der Meyer-Werft in Auftrag. "2023 reist bereits mehr als die Hälfte aller Gäste von Aida Cruises auf Kreuzfahrtschiffen, die vollständig oder teilweise mit emissionsarmem LNG betrieben werden können", teilte ein Sprecher mit. Alle Flottenschiffe sollen außerdem mit einem Landstromanschluss ausgerüstet werden. Über zehn weitere Kreuzfahrtschiffe anderer Reedereien folgen, die in den nächsten Jahren mit LNG angetrieben werden. Auch Tui Cruises hat sich entschlossen, die nächste Schiffsgeneration mit LNG-Antrieb auszurüsten: Die beiden Kreuzfahrtschiffe werden in der Fincantieri-Werft im italienischen Monfalcone gefertigt, die Indienststellung ist für 2024 und 2026 geplant.
In der Rangliste sind 76 Kreuzfahrtschiffe bewertet, die derzeit in Europa unterwegs sind. 75 von ihnen fahren noch mit dem besonders umweltschädlichen Schweröl – auch Neubauten. Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Ein Skandal, dass 2018 immer noch Schiffe auf den Markt kommen, die auf Schweröl als Treibstoff ausgelegt sind und keine wirkungsvolle Abgastechnik einsetzen.“ Zumindest ein wenig Gnade vor den Augen der Umweltschützer finden außer der „Aida Nova“ weitere elf Luxusliner, die Umwelttechnik wie Landstrom, Katalysatoren oder Rußpartikelfilter einsetzen. Darunter die „Europa 2“ von Hapag-Lloyd, „Aida Perla“ und „Aida Prima“ sowie die neuere Tui-"Mein Schiff"-Baureihe. Die übrigen 61 bewerteten Modelle sind krachend durchgefallen, so auch das Lieblingsschiff der Hamburger, die „Queen Mary 2“. Besonders die Branchenriesen MSC Cruises, Celebrity Cruises und Royal Caribbean hätten aktuell im Bereich Umweltschutz kaum etwas zu bieten, so der Nabu.
Der Kreuzfahrt-Dachverband CLIA kritisierte die Auflistung als „unwissenschaftlich und willkürlich“. Grundsätzlich verfolge die Branche aber die gleichen Ziele wie der Nabu, nämlich Emissionen zu reduzieren und die Umwelt zu schützen. Der Verband wies darauf hin, dass der Einsatz von Schweröl ohne entsprechende Filter an Bord in der Nord- und Ostsee verboten ist. Der Grenzwert für den Schwefelanteil betrage 0,1 Prozent. Bis heute sei kein Verstoß durch ein Kreuzfahrtschiff dagegen festgestellt worden. Außerdem lasse die International Maritime Organization (IMO) vom 1. Januar 2020 an nur noch Treibstoffe zu, die maximal ein Siebtel des Schwefelgehalts von derzeit zulässigen Treibstoffen enthalten. Kreuzfahrtschiffe machten weniger als ein Prozent der weltweiten Handelsflotte ausmachten, so CLIA.
"Wir hoffen, dass die Kreuzfahrtindustrie ein Impulsbringer für die übrige Schifffahrt ist", sagte Oeliger. An diesem Mittwoch wird in Hamburg ein Pilotprojekt für Containerschiffe vorgestellt: Während ihrer Liegezeit sollen sie mit Strom aus LNG-betriebenen Generatoren ("Powerpac") versorgt werden.
Für Schiffe ohne Abgasreinigung fordert der Nabu vom Jahr 2020 an ein Anlaufverbot für Häfen, um Anwohner vor gesundheitsschädlichen Abgasen zu schützen. Es mangele am Willen der politischen Entscheider, der Branche etwas abzufordern, sagte Malte Siegert vom Nabu Hamburg. Die Wirtschaftsbehörde verwies auf die Vorreiterrolle der Hansestadt in Europa: "Wir sind der einzige Hafen mit dem Angebot einer Landstromanlage." Diese werde von zwei Schiffen ("Aidasol", "Europa 2") während der Liegezeit genutzt, um den Hotelbetrieb mit Strom zu versorgen. "Wir brauchen international einheitliche Regeln", forderte die Wirtschaftsbehörde. Mit geschätzten 880.000 Passagieren zeichnet sich für Hamburg 2018 ein Rekordjahr ab.
Auch in Bremerhaven boomt die Branche: Nach dem Rekordjahr 2017 mit 150.000 Kreuzfahrt-Reisenden werden am Columbus Cruise Center Bremerhaven in diesem Jahr 230.000 Passagiere erwartet. Für 2019 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.
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