
Als Kühne+Nagel im September 2012 den Geschäftsbereich Pharma-Chain aus der Taufe hob, dürfte niemanden klar gewesen sein, welche Bedeutung er einmal haben wird – nicht nur für die Bilanz des Unternehmens, sondern für den Kampf gegen eine weltweite Pandemie. Denn unter dem Bereich Pharma-Chain bietet der Konzern mit Deutschlandzentrale in Bremen Logistiklösungen für den Gesundheitssektor und die Pharmaindustrie an. Eine Kompetenz, die nun gefragter ist denn je.
Die Suche nach einem Mittel gegen das Corona-Virus war eine Sache. Nun geht es darum, die Impfdosen zu verteilen. Kühne+Nagel (K+N) spielt dabei eine wichtige Rolle, wie Konzernchef Detlef Trefzger am Mittwoch bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen betonte. Bis Ende des Monats werde man etwa 50 Millionen Impfdosen transportiert haben.
In Europa, Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Teilen Amerikas ist Kühne+Nagel Partner für das Pharmaunternehmen Moderna und übernimmt die Verteilung der Vakzine vom Hersteller bis in die Zentrallager. Auch der chinesische Hersteller Sinovac nimmt die Dienste des Logistikers in Anspruch. Eine erste Lieferung mit 768.000 Dosen wurde bereits in die Dominikanische Republik gebracht. „Wir arbeiten mit mehr Herstellern zusammen“, sagte Trefzger am Mittwoch. Namen dürfe man aber nicht immer nennen. Neue Aufgaben seien das für Kühne+Nagel nicht. „Impflogistik haben wir immer wieder gemacht“, so der Vorstandschef, etwa bei der jährlichen Grippeimpfung. Trefzger erwartet, dass dieses Geschäft aus der Pandemie heraus wachsen wird.
Ebenfalls ein Bereich, in dem Kühne+Nagel wachsen will, ist die Verteilung des Impfstoffs auf der sogenannten letzten Meile – also der Weg vom Lager zum Ort, wo geimpft wird. Diesen Transportabschnitt übernimmt der Logistiker bereits im Schweizer Kanton Zürich und in Nordrhein-Westfalen. In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland würden täglich mehr als 50 Impfzentren beliefert. „Wir sind mit weiteren Bundesländern im Gespräch“, sagte Trefzger auf Nachfrage. Mit welchen, das könne er aber noch nicht sagen. Dass man mit jeder Landesregierung einzeln verhandle, liegt laut K+N-Vorstand am föderalen System. Zudem ist K+N nicht der einzige Logistiker, der sich um die Verteilung des Impfstoffs bemüht. Konkurrenten sind etwa die Deutsche Post DHL und das Osnabrücker Unternehmen Hellmann. In Bremen dürfte die lokale Verteilung kein Thema sein. Wegen der überschaubaren Größe könnten die Impfzentren die benötigten Dosen direkt im Bremer Zentrallager abholen, wie Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitssenatorin, sagte.
Trotz allem dürfte es noch lange dauern, bis Impfstoff weltweit verteilt und verimpft wird. Trefzger geht von Sommer 2022 aus, räumt aber ein, dass sich so eine Prognose schnell verändern und schon binnen weniger Wochen ganz anders ausfallen könnte. Der Vorstand rechnet mit zehn bis 15 Milliarden Dosen weltweit, die produziert, verteilt und gespritzt werden müssten. „Es wird nur dann gehen, wenn man es nicht über Impfzentren macht, sondern praktisch überall impfen lässt – selbst wenn Sie in einem Supermarkt einkaufen, dass da eine kleine Impfstation ist.“ Hier verfolge jeder Staat aber einen anderen Ansatz.
2020 schloss Kühne+Nagel mit einem Umsatz von 20,4 Milliarden Schweizer Franken (18,4 Milliarden Euro) ab – 3,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Nettogewinn sank um 1,4 Prozent auf 789 Millionen Franken (713 Millionen Euro). „Die Zahlen sehen nach ,business as usual' aus“, sagte Finanzvorstand Markus Blanka-Graff. Doch vor allem das vierte Quartal habe geholfen, die Bilanz zurecht zu rücken. Die Geschäfte mit Verkehr über Land und über See sackten ab, die Luftfracht zog hingegen an.
Vor mehr als 100 Jahren hatten die vielen unständig beschäftigten Hafenarbeiter keine festen Löhne und keine soziale Absicherung. Das änderte sich, als am 30. März 1914 der Hafenbetriebs-Verein in Bremen (HBV) gegründet wurde – der rechtliche Vorgänger des heutigen Gesamthafenbetriebsvereins (GHBV). Am Modell hat sich von der Grundidee her bis heute nichts geändert. Nur der Name und die rechtlichen Grundlagen wurden seitdem angepasst: Um den Gesamthafenbetrieben als virtuelle Arbeitgeber für das gesamte Bundesgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg eine rechtliche Grundlage zu geben, wurde das „Gesetz über die Schaffung eines besonderen Arbeitgebers für Hafenarbeiter (Gesamthafenbetrieb)“ vom 3. August 1950 geschaffen. Die Verwaltung für den nicht rechtsfähigen GHB erledigt der GHBV. Der GHB ist eine gemeinsame Einrichtung vom HBV – der sich heute Unternehmensverband Bremische Häfen (UBH) nennt – und der Gewerkschaft ÖTV, die zu Verdi wurde. Als der GHBV 2014 sein 100-jähriges Jubiläum feierte, da war er im Lande Bremen mit etwa 3000 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in den Bereichen Häfen und Logistik in Bremen und Bremerhaven.
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