
Beim Gesamthafenbetriebsverein (GHBV) müssen Stellen gestrichen werden. Das teilte die Geschäftsführung mit. „Wir haben eine einvernehmliche Lösung mit der Arbeitnehmerseite gefunden, den Gesamthafenbetriebsverein zukunftsfähig aufzustellen“, sagte GHBV-Chef Klaus Rommel dem WESER-KURIER. Verbunden sei das allerdings mit einem Abbau von 151 Arbeitsplätzen. „Für die Betroffenen ist das natürlich ein harter Einschnitt.“ Der Abbau erfolge sozialverträglich über eine Transfergesellschaft und berücksichtige die Möglichkeit eines Altersteilzeitmodells. Medienberichten zufolge müssen jedoch auch Kündigungen ausgesprochen werden.
Anfang Dezember hatte der GHBV einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt, nachdem monatelange Verhandlungen zwischen Arbeitgeberseite und Betriebsrat gescheitert waren. Der GHBV beschäftigte zu dem Zeitpunkt etwa 850 Mitarbeiter in Bremen und Bremerhaven. Künftig wird die Verwaltung des GHBV ihren Sitz ausschließlich in Bremerhaven haben. „Diese Zentralisierung hat allein ökonomische Gründe“, so der GHBV-Chef.
„Den Unternehmen in den stadtbremischen Häfen werden wir wie bisher weiterhin zur Verfügung stehen“, so Rommel. Und diejenigen Mitarbeiter, die vornehmlich bei Unternehmen in Bremen eingesetzt würden und häufig auch in Bremen oder Umgebung wohnten, „werden auch weiterhin dort arbeiten“. Das mache einfach Sinn, weil die Mitarbeiter eben auch über Jahre einen großen Erfahrungsschatz in den jeweiligen Betrieben gesammelt hätten. Nur die Koordination erfolge dann noch allein vom Standort Bremerhaven aus. Zwei Verwaltungsstandorte seien einfach unökonomisch.
Der GHBV ist seit mehr als 100 Jahren als Personaldienstleister für die bremische Hafen- und Logistikwirtschaft tätig. Seine Aufgabe ist es, Unternehmen der Hafenwirtschaft in Bremen und Bremerhaven bei Bedarf zusätzliches Personal zur Verfügung zu stellen, um Auftragsspitzen abzufedern. Das Besondere an dem Verein ist, dass die Träger des Personaldienstleisters die Gewerkschaft Verdi und der Unternehmensverband Bremische Häfen (UBH) sind.
Zur Berichterstattung in einigen Medien, dass es Unmut bei den GHB-Mitarbeitern darüber gebe, weil die BLG Logistics Group als einer der großen Mitglieder beim UBH auch Beschäftigte eines externen Personaldienstleisters am Autoterminal in Bremerhaven einsetze, sagte BLG-Sprecherin Stefanie Effner auf Nachfrage des WESER-KURIER: „Wir setzen nur dann Personaldienstleister ein, wenn wir die Kundenaufträge nicht mit eigenen Mitarbeitenden und dem GHB fristgemäß umsetzen können." Erst wenn der GHB schriftlich bestätige, dass er kein Personal bereitstellen könne, kämen diese zum Einsatz. „Unser Interesse ist wie gehabt, den GHB als einzigen Personalvermittler im Hafen wieder stabil aufzubauen.“
Die Einigung zwischen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sei eine wichtige Voraussetzung, teilte Sanierungsvorstand Christian Kaufmann von der Pluta Rechtsanwalts GmbH mit, der zusammen mit Geschäftsführer Klaus Rommel verantwortlich für die Restrukturierung des Gesamthafenbetriebsvereins zeichnet. Das Verfahren in Eigenverwaltung hat das Amtsgericht Bremen zum 1. März eröffnet und Rechtsanwalt Edgar Grönda von Schultze & Braun zum Sachwalter bestellt.
Das Sanierungskonzept könne nun umgesetzt werden, heißt es. Es sehe umfangreiche Reorganisationsmaßnahmen und eine nachhaltige Neuaufstellung der Personalstruktur vor, die den Bestand des GHB langfristig sichern sollen. Der Personalabbau teile sich auf in 140 Stellen im gewerblichen Bereich und elf Stellen in der Verwaltung auf.
„Der Personalabbau ist nötig, um die Kosten zu senken und den Hafendienstleister wieder wettbewerbsfähig aufzustellen“, so Sanierungsvorstand Kaufmann. „Zusammen mit allen Beteiligten haben wir Maßnahmen erarbeitet, mit denen wir den Gesamthafenbetriebsverein zukunftsfähig aufstellen können. Besonders danken möchte ich auch den Mitarbeitenden, die in den vergangenen Wochen, die ja von großer Unsicherheit geprägt waren, voll mitgezogen und weiterhin ihre Arbeitsleistung unverändert zuverlässig erbracht haben.“ Jetzt sei es Aufgabe aller Beteiligten, das verabschiedete Sanierungskonzept umzusetzen.
„Nach der Eröffnung der Eigenverwaltungsverfahrens folgt nun als nächster rechtlicher Schritt die Abstimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan“, so Grönda. Dafür werde Ende April 2021 ein Erörterung- und Abstimmungstermin stattfinden. „Die ersten Sanierungsschritte beginnen aber bereits heute. Alle Beteiligten müssen deshalb daran arbeiten, das einvernehmlich gefundene Konzept von Anfang an gemeinsam umzusetzen.“ Das gesamte Verfahren soll voraussichtlich Mitte des Jahres 2021 abgeschlossen werden.
Über 100 Jahre Sozialpartnerschaft
Vor mehr als 100 Jahren hatten die viele Hafenarbeiter keine festen Löhne und keine soziale Absicherung. Das änderte sich, als am 30. März 1914 der Hafenbetriebs-Verein in Bremen (HBV) gegründet wurde – der rechtliche Vorgänger des heutigen Gesamthafenbetriebsvereins (GHBV). Am Modell hat sich von der Grundidee her bis heute nichts geändert. Nur der Name und die rechtlichen Grundlagen wurden seitdem angepasst: Um den Gesamthafenbetrieben als virtuelle Arbeitgeber für das gesamte Bundesgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg eine rechtliche Grundlage zu geben, wurde das „Gesetz über die Schaffung eines besonderen Arbeitgebers für Hafenarbeiter (Gesamthafenbetrieb)“ vom 3. August 1950 geschaffen. Die Verwaltung für den nicht rechtsfähigen GHB erledigt der GHBV. Der GHB ist eine Einrichtung vom HBV – der sich heute Unternehmensverband Bremische Häfen (UBH) nennt – und der Gewerkschaft ÖTV, die zu Verdi wurde. Als der GHBV 2014 sein 100-jähriges Jubiläum feierte, da war er mit etwa 3000 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in den Bereichen Häfen und Logistik in Bremen und Bremerhaven.
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