
Der Vorstandschef von Mercedes hat den Sparkurs verinnerlicht. Sogar das eigene Haar muss zum Vergleich herhalten. „Ich habe sehr viel weniger Geld ausgegeben für meinen Friseur im letzten Jahr. Das funktioniert“, sagte Ola Källenius im Scherz. Seine Haare seien etwas länger. Seine Frau wolle sich aber trotzdem nicht scheiden lassen. Viel mehr als der Friseurbesuch dürften Källenius die Kosten von Daimler umtreiben. Am Donnerstag stellte er die Zahlen für das Geschäftsjahr vor. Auf den Konzern aus Stuttgart sieht der Manager demnach im Zuge der Öffnung der Wirtschaft jedenfalls wieder mehr Kosten zukommen.
Gespart werden soll dennoch weiter – auch um in Digitalisierung und Elektrifizierung zu investieren. Källenius sprach in diesem Zusammenhang immer wieder vom Momentum. „Wir sehen, wie das Momentum der Elektrifizierung an Fahrt aufnimmt. Und da werden wir dabei sein“, versprach er. Regulierungen und die Infrastruktur spielten ebenfalls eine Rolle. Außerdem komme es auf attraktive Produkte an. „Da bin ich zuversichtlich. Da wird unsere Pipeline voll sein in den nächsten fünf bis zehn Jahren“, sagte Källenius. 2021 kommen vier E-Autos auf den Markt. Der EQE, laut Källenius der „kleinere Bruder des EQS“, wird im Bremer Werk ab der zweiten Jahreshälfte gebaut. Wenn die Pandemie es zulasse, solle der EQE auf der Automesse in München präsentiert werden.
Die niedrigeren Kosten haben geholfen, dass Mercedes im vergangenen Jahr trotz der Krise ein Ergebnis von 6,6 Milliarden Euro Gewinn erzielte – besser als erwartet. Obwohl der Verkauf im Konzern auf 2,84 Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge und damit um 15 Prozent fiel. Auf dem für Daimler wichtigsten Markt für Pkw kam die Erholung schneller als anderswo. Insgesamt konnte Mercedes in China mehr als 770.000 Fahrzeuge verkaufen. „Das ist ein Rekord und es ist bemerkenswert“, sagte Källenius. Generell sei 2020 ein „Stresstest für fast jedes Unternehmen in jeder Branche“ gewesen. Die Mitarbeiter hätten aber dafür gesorgt, dass Daimler diesen Test bestanden habe.
Im vergangenen Jahr bekamen sie wegen Corona einen Bonus von 1000 Euro. Die guten Zahlen sollen aber kein Anlass sein, um Einschnitt bei der Belegschaft wieder rückgängig zu machen. Die Dividende, so der Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, soll um 45 Cent auf 1,35 Euro pro Aktie steigen. Die Erhöhung verteidigte Källenius, man halte sich damit an die eigene Dividendenpolitik: „Die Stabilität eines Unternehmens und somit auch die Sicherheit der Arbeitsplätze basiert auch auf stabilen Erwartungen im Kapitalmarkt.“
Kurzarbeit oder Reisekosten – es ließen sich nicht alle Einsparungen wiederholen. Durch die Kurzarbeit sparte der Konzern rund 700 Millionen Euro ein. Wichtig sei, bei den Finanzen weiter wachsam und diszipliniert zu bleiben.
In diesem Jahr will Daimler wieder deutlich mehr Absatz und Umsatz machen. Zwar werde der aktuelle Engpass in der Halbleiter-Industrie den Absatz im ersten Quartal beeinflussen, so Källenius, doch das verlorene Produktionsvolumen soll bis Jahresende wieder aufgeholt werden. Die Zuversicht zieht er aus Gesprächen mit Herstellern. Zugleich weist er daraufhin, dass die Lage bei den Chips unsicher bleibe und die ganze Branche treffe. Von den Engpässen bei Mercedes war auch der Standort in Bremen betroffen. Eine Woche gab es Kurzarbeit.
Standortleiter Michael Frieß sprach trotz der Herausforderungen 2020 von einem erfolgreichen Jahr für Bremen. Im Werk sei das neunmillionste Fahrzeug vom Band gelaufen: ein EQC. Mercedes hatte sich von diesem Modell mehr Verkäufe erhofft. Ola Källenius aber verteidigte das E-Auto am Donnerstag: „Der EQC wird gut nachgefragt. Das ist echt ein fantastisches Auto.“ Der Wagen sei auch bei der Erreichung der Flottenziele in Bezug auf Emissionen ein Schlüssel gewesen. Die Einführung sei in den Lockdown gefallen. Das sei „nicht ideal“ gewesen. „Aber seit dem sind wir da gut unterwegs.“ Bremen sei ein „super Werk“ – flexibel aufgestellt. „Der Anteil an Elektrifizierung wird jetzt stark ansteigen.“
In der Lkw-Sparte geht der Umstieg auf die Alternativen ebenfalls voran. „Wir werden immer mehr E-Trucks auf die Straße bringen“, sagte Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck AG. Man arbeite mit Hochdruck an der Brennstoffzelle. In Zukunft sollen die Sparten Lkw und Pkw trotz des gemeinsamen Ziels getrennte Wege gehen: als zwei unabhängige börsennotierte Unternehmen.
Die Belegschaft in der Hansestadt wird nach den Geschäftszahlen gespannt auf Dienstag schauen. Dann wird Mercedes die neue C-Klasse erstmals vorstellen. Und auch in ihr steckt ein Hauch von Momentum – es gibt eine gesonderte Variante mit Plug-in-Hybrid mit bis zu 100 Kilometern Reichweite.
Wann der Abschied vom Verbrenner kommt? Ola Källenius erklärte, es mache wirtschaftlich keinen Sinn, sich frühzeitig von ihnen zu trennen, mit ihnen verdiene man gutes Geld. „Wir werden diesen Wandel sehr überlegt managen“, sagt der Vorstandschef. Das Motto sei aber „Electric First“.
Tempolimit nicht starr diskutieren
Der Chef von Mercedes Ola Källenius plädiert dafür, die Diskussion um ein Tempolimit nicht starr zu führen. Für Kunden in der ganzen Welt sei es „eine Art Gütesiegel für Qualität“, dass deutsche Autos intensiver mit hohen Geschwindigkeiten getestet werden. „Obwohl kaum jemand in diesen Geschwindigkeiten fährt.“ Das sei für das Image schon immer ein Vorteil gewesen. Källenius sagte, er könne sich in Zukunft aber ein flexibles System vorstellen, das intelligent auf die Verhältnisse reagiere und auch das Fahren ohne Limit erlaube. „Wir haben mittlerweile die Technologie, um Verkehrsgeschehen, Wetterbedingungen und alles überwachen zu können.“
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