
Achim/Bremen. Für Achim ist es nicht weniger als ein Jahrhundertprojekt: Achim-West. Das Mammutvorhaben, das die Kleinstadt nicht ohne die Hilfe Bremens realisieren kann, umfasst eine Verkehrsentlastung für die Autobahnen 27 und 1 sowie die Landesstraße 158, eine neue Anschlussstelle sowie eine bessere Anbindung der an der Landesgrenze ansässigen Unternehmen wie Vitakraft und ein neues Gewerbegebiet. Das soll jetzt noch größer ausfallen als bisher geplant, und auch ansonsten hatte die Achim-West Entwicklungsgesellschaft mbH am Freitag Neuigkeiten parat: Die Gesamtkosten sind von 100 Millionen Euro auf nunmehr rund 140 Millionen Euro gestiegen, ebenso die Finanzierungslücke, die sich auf nunmehr rund 23 Millionen Euro beläuft, zehn Millionen Euro mehr als in der vier Jahre alten Berechnung.
„Die Bildzeitung würde jetzt schreiben ,Baukosten explodiert'“, sagte Bernd Kettenburg, Achims Erster Stadtrat, in einem Pressegespräch – um nachzuschieben, dass er diese Sichtweise für zu einseitig hält. Denn erstens könne die Kostensteigerung begründet werden, zweitens erhöhten sich die Einnahmen durch mehr Grundstücksverkäufe sowie durch Steuern, deren Entwicklung derzeit ebenfalls aktualisiert werde. Wie berichtet, soll auch Bremen von diesen Einnahmen profitieren und sich daher finanziell ins Projekt einbringen, das komplett auf Achimer Boden realisiert werden soll. Bisher hat sich Bremen mit einer halben Million Euro an den Planungskosten beteiligt und würde, so erklärten es neben Kettenburg auch die beiden Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft – Achims Kämmerer Peter Hollwedel und Wirtschaftsförderer Martin Balkausky –, auf jeden Fall acht Millionen Euro für den Ausbau der Theodor-Barth-Straße auf Bremer Seite auf den Tisch legen.
Da die neue Kalkulation zusammen und teilweise nach Wünschen der Stadt Bremen erarbeitet worden sei, enthält sie ein Worst- und ein Best-Case-Szenario mit dem wesentlichen Unterschied, das mal alle Gewerbegrundstücke innerhalb von neun Jahren verkauft sind und mal innerhalb von zwölf Jahren – jeweils ab 2023. Unterm Strich aber mache dies in der Gesamtbetrachtung zwei Millionen Euro Unterschied aus. An Fördermitteln erwartet die Gesellschaft rund 33 Millionen Euro sowie aus Grundstücksverkäufen etwa 63 Millionen Euro. Rechnet man die bisherigen und bezahlten Planungskosten von 3,5 Millionen Euro gegen sowie die acht Millionen Euro aus Bremen und neun Millionen Euro aus Achim dagegen – mehr Kreditaufnahme hat die Kommunalaufsicht der Stadt bisher nicht erlaubt –, ergibt sich die Finanzierungslücke.
Die Kostensteigerung sei eingetreten, weil mit den Zahlen aus dem vergangenen Jahr und dem genaueren Wissen von heute eine qualitativ hochwertigere Kalkulation möglich gewesen sei als mit dem Zahlenmaterial von 2014. Inzwischen wird ein drittes Bahngleis auf der Strecke Bremen-Hannover erwartet, dazu kommt der achtspurige Ausbau der Autobahn 1. Außerdem kostet es zunächst Geld, das Gewerbegebiet von ursprünglich 75 auf nunmehr 90 Hektar wachsen zu lassen. „Wir wissen jetzt, was der Meter Brücke kostet“, sagte Achims Verkehrsplaner Stefan Schuster – und Bremen wisse das nun auch, alles sei besprochen. Auch, dass die Deutsche Bahn der Stadt Achim bereits im Nacken sitzt, für die ein Trog gebaut werden muss. „Die Bahn baut ja Sebaldsbrück um und würde das natürlich sinnvollerweise zusammenlegen wollen, weil die Strecke dann nur einmal gesperrt werden muss“, erklärte Schuster.
Die Bremer Politik dürfte ebenfalls detailliert mit den neuen Zahlen konfrontiert werden. Sie muss dann die Frage beantworten, inwieweit sich Bremen finanziell einbringen will. „Eventuell müssen wir den Namen der Gesellschaft dann noch mal ändern“, blickte Kettenburg schon voraus. Aber wie die anderen Beteiligten machte er deutlich, dass Bremen dafür Geld auf den Tisch legen müsse. Dann komme es auch zu einer gemeinsamen Vermarktung der Gewerbegrundstücke, und im Gegenzug könne Achim vielleicht bei Bremer Gewerbeansiedlungen an der Hansalinie ein Wörtchen mitreden. Die Infrastruktur fürs Projekt jedenfalls soll in den Jahren 2020 bis 2025 hergestellt werden.
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