
Über das Wetter zu reden, das geht eigentlich immer. Zu warm, zu kalt, zu viel Regen. Auch Marco Fuchs kennt das. Vor 30 Jahren hätten Wettervorhersagen schon fast etwas esoterisches gehabt. So ungenau seien sie gewesen, sagt er an diesem Mittwoch. Nun soll es aber viel besser werden. Für Fuchs ist das kein netter Small Talk, er meint es ernst.
Wie ernst, das wird ein wenig weiter in einer großen Produktionshalle deutlich. MTG, Meteosat Third Generation, heißen die Satelliten, die ab 2021 schrittweise ins All gebracht werden sollen und an denen OHB gerade in Bremen baut. Hinter diesem Projekt steht laut Fuchs eine große Frage, die auch OHB immer mehr beschäftigt: „Was ändert sich eigentlich auf der Erde?“ MTG soll Antworten finden. Die Satelliten sollen die Erde umkreisen, Daten sammeln und Wettervorhersagen präziser machen.
"Die Erdbeobachtung ist für uns in diesem Jahr das Flaggschiff", sagt Fuchs daher. Denn neben den Wettersatelliten MTG besteht das Geschäft von OHB auch aus anderen Projekten, die vom All auf die Erde blicken. Unter dem Titel Sarah baut das Bremer Familienunternehmen einen Satelliten für die Bundeswehr, der das Geschehen auf der Erde beobachten soll. Und an diesem Donnerstag soll mit Prisma der erste Hyperspektral-Satellit von OHB in den Weltraum starten. Er soll neue Möglichkeiten der Erdbeobachtung eröffnen. Aktuell wird auch die Produktion für Galileo wieder hochgefahren: OHB hat den Auftrag, zwölf weitere Satelliten für das europäische Navigationssystem zu bauen. Mehr als 20 sind bereits jetzt im All.
Es läuft gut für OHB. Das wird auch an diesem Mittwoch deutlich, an dem Fuchs die Bilanz für das vergangene Jahr vorstellt. Zum ersten Mal erreicht das Unternehmen eine Gesamtleistung von einer Milliarde Euro. „Langweilig“, nennt Fuchs das scherzhaft. Sei das Ergebnis doch genauso eingetreten wie erwartet. Dann erzählt er aber doch stolz, dass OHB vor 38 Jahren als kleine Firma in einer Garage im Hemelinger Hafen angefangen hat.
Viel ist in dieser Zeit passiert. Nicht nur OHB hat seine Erlöse immer weiter gesteigert, auch die Raumfahrt ist für den Alltag wichtiger geworden. „Von diesem Trend haben wir profitiert“, sagt Fuchs. Geholfen habe aber auch, dass man neue Dinge ausprobiert habe, die erfolgreich gewesen seien. OHB sieht sich selbst hinter Airbus Defence and Space und Thales Alenia als drittgrößten Raumfahrtkonzern Europas.
Auch beim Blick in die Zukunft ist Fuchs zufrieden. Schon jetzt hat OHB Aufträge im Wert von 2,4 Milliarden Euro in den Büchern. Einer davon ist die Plato-Mission. Den Vertrag dazu hat Fuchs vergangenen Oktober auf dem International Astronautical Congress in Bremen zusammen mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa unterzeichnet. Der Wert: 288 Millionen Euro. Als Hauptauftragnehmer soll OHB einen Wissenschaftssatelliten entwickeln, der nach erdähnlichen Planeten im Weltall suchen soll.
Die Arbeit für die kommenden Jahre ist also gesichert. Doch dafür muss OHB auch weiter wachsen. Am Firmensitz im Technologiepark wurden bereits Räume in umliegenden Bürogebäuden angemietet; der erste Spatenstich für eine neue Produktionshalle erfolgte im Dezember. Und auch neue Mitarbeiter müssen her. Allein für Bremen sind derzeit Dutzende Stellen ausgeschrieben. Vergangenes Jahr hat OHB 220 neue Mitarbeiter eingestellt.
Dabei ist es schon seit einiger Zeit schwierig, alle offenen Posten zu besetzen. Schließlich konkurrieren auch die Mitbewerber um geeignete Fachkräfte. Fuchs nennt das allerdings ein „schönes Problem“. Zeige es doch nur, dass die Raumfahrt eine Boom-Industrie ist. OHB versucht das zu lösen, indem das Unternehmen Mitarbeiter aus ganz Europa nach Bremen lockt. „Etwa 30 Prozent unserer Belegschaft kommt nicht aus Deutschland“, sagt Fuchs. Viele Beschäftigte stammten aus Italien und Spanien.
Für OHB, das überwiegend von staatlichen Aufträgen profitiert, findet in diesem Herbst ein besonderes Ereignis statt. Im November kommen Vertreter der Esa-Mitgliedsstaaten zusammen, um gemeinsam künftige Programme und deren Budget zu beschließen. Je nachdem, für welche Projekte sich die Esa entscheidet, profitiert auch OHB mehr oder weniger davon.
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