
In ihrem Friseursalon in Walle hat Müzeyen Demir sich vor allem auf Extensions spezialisiert. Doch die werden noch bis mindestens Ende Januar an der Wand hängen bleiben müssen. Für die Friseurmeisterin ist dieser Salon eines von ursprünglich drei Geschäften. Das in Findorff musste sie infolge der Corona-Pandemie bereits schließen: „Dort haben mal zehn Mitarbeiter gearbeitet.“ Dann ist da noch der Stammsalon in Gröpelingen, den sie seit 20 Jahren und damit am längsten hat. Von ursprünglich 30 Beschäftigten musste sie notgedrungen auf elf herunter, sagt die Unternehmerin. Das seien bereits die Folgen vom ersten Lockdown.
Demir ist kein Einzelfall. Denn die Friseurinnung und die Handwerkskammer schlagen Alarm. Obermeister Heiko Klumker sagt: „Viele Kollegen sind verzweifelt und wissen nicht, wie sie die nächsten Wochen überstehen sollen. Schon während des ersten Lockdowns haben viele ihre Reserven aufgebraucht. Für den neuen Lockdown, ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit des Jahres, ist jetzt einfach keine Substanz mehr vorhanden." Eine längere umsatzlose Zeit würden viele Kollegen nicht überstehen.
Laut Handwerkskammer Bremen können auch die derzeitigen staatlichen Finanzhilfen wenig zu einer Verbesserung der Lage im Friseurhandwerk beitragen. Hauptgeschäftsführer Andreas Meyer sagt: „Hilfen wie Kurzarbeitergeld oder Überbrückungshilfen helfen den Betrieben nur bedingt weiter, denn sie ersetzen den Friseuren nicht den verlorenen Umsatz, sondern decken lediglich die Fixkosten – anders als die so genannten Novemberhilfen für die Gastronomie." Erfasst seien weder der Unternehmerlohn, also der Lebensunterhalt für die Inhaber, noch die im Friseurhandwerk durchaus üblichen Trinkgelder.
Klumker ergänzt: „Deshalb ist es dringend geboten, die Höhe der derzeitigen Unterstützung zu überprüfen und an den Novemberhilfen für die Gastronomie zu orientieren.“ Er selbst hat einen Friseursalon in Huchting und macht sich seine Gedanken: „Wer würde mich mit meinen 55 Jahren noch nehmen wollen? Sollten die Salons noch drei oder vier Wochen ohne die für sie passende Finanzhilfen schließen müssen, würde das für viele das Aus bedeuten.“
Die momentane Situation helfe auch den Azubis nicht dabei, den Beruf zu erlernen: „Man kann nicht nur an Puppen frisieren.“ Und er sagt, dass mit den Hygienekonzepten beim Friseur keine Ansteckungsgefahr von dort ausgehe. Der Hilferuf von Kammer und Innung zeigt zumindest schon eine kleine Wirkung. Am Montag gibt es ein Gespräch mit Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff und am Mittwoch mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Gleichzeitig empfehlen Kammer und Kreishandwerkerschaft allen Handwerksbetrieben, die wegen des Lockdowns ihr Geschäft nicht öffnen oder ihren Beruf nicht ausüben dürfen, sich umgehend mit ihrem Steuerberater auszutauschen und die angebotenen wirtschaftlichen Hilfen zu beantragen.
Doch am liebsten würden sich Demir, Klumker und ihre Kollegen wieder um ihre Stammkunden kümmern. Beide sagen: „Wir erhalten schon jetzt Anrufe, ob wir bereits Termine annehmen.“ Heimlich bei Kunden vor Ort in der Küche zu frisieren, lehnt Klumker ab: „Genau dort gibt es doch nicht das Hygienekonzept wie bei uns im Salon.“ Lieber gestern als heute würden sie wieder für ihre Kunden da sein.
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