
Herr Noll, wann hatten Sie das letzte Mal Glück?
Alexander Noll: Ich habe jeden Tag Glück.
Wie schaffen Sie das denn?Ich treffe jeden Tag viele nette Menschen. Unsere Kunden sorgen dafür, dass mir meine Arbeit Spaß macht. Das bringt mich morgens immer leicht aus dem Bett. Eine freundliche Umgebung zu finden, ist heutzutage nicht einfach.
Ist ein nettes Umfeld das Wichtigste?Nein, das Glück liegt in uns selbst. Ich sehe jeden Tag als Glücksfall, weil ich morgens aufwache und etwas mit meinem Leben anfangen kann. Ich bin gesund, kann zur Arbeit gehen und in meiner Freizeit in die Natur. Da mache ich Fotos von Blumen oder Wolken. Das ist mein persönliches Glück. Manchmal sitze ich auch nur so am Sodenmattsee in Huchting, rauche eine Zigarre und lasse die Umwelt auf mich wirken.
Sie verkaufen Lottoscheine. Wie viel Glück haben Ihre Kunden?Einige meiner Stammkunden spielen in einer Tippgemeinschaft. Da gibt’s immer mal wieder einen Gewinn – aber nichts Großes. Vor ein paar Jahren hatte in Huchting mal jemand einen Sechser und hat etwa 500 000 Euro bekommen. Das war ein großes Ding.
Glauben Ihre Kunden denn an das Glück?Die Menschen sind sehr verschieden. Es gibt immer mal welche, die sagen, sie wollen einfach mal ihr Glück versuchen. Die sind in der Regel nicht enttäuscht, wenn sie nicht gewinnen. Andere gehen da anders ran. Sie sind mies gelaunt und erwarten, dass sie eh nichts gewinnen. Ich finde, das ist die falsche Einstellung. Und wieder andere spielen nur aus Verzweiflung, weil sie hoffen, durch einen Lottogewinn ihre Situation ändern zu können.
Spielen Sie selbst?Nur bei hohen Jackpots. So ab 60 oder 70 Millionen. Würde ich so einen gewinnen, würde ich eine Kita bauen. Durch meinen Enkel weiß ich, wie schwer es für Eltern ist, einen Betreuungsplatz zu finden. Da möchte ich helfen. Es geht ja um die Zukunft der Kinder. Einen Teil des Geldes würde ich sicher auch als Altersvorsorge anlegen. Ich bin jetzt 47 und weiß, dass es später für mich mal eng wird im Alter.
Macht Geld denn glücklich?Nein. Denn egal wie viel Geld man hat, manche Probleme lassen sich dadurch nicht lösen – wenn es um die Gesundheit geht zum Beispiel. Man kann sich zwar Medizin oder Behandlungen kaufen, Gesundheit aber nicht. Ich glaube, wer glücklich ist, der ist in der Regel mit sich selbst zufrieden.
Also alles eine Frage der Einstellung?Ja. Ich hatte früher auch einige Schicksalsschläge. Bevor wir unsere beiden Töchter bekommen haben, haben meine Ex-Frau und ich ein Kind verloren. Das nimmt einen natürlich mit. Und wenn man nicht aufpasst, rutscht man ab. Egal was einem passiert, man sieht immer nur das Negative, denkt, man hat die ganze Zeit nur Pech.
Muss man denn Unglück erleben, um das Glück zu erkennen?Es hilft jedenfalls dabei. Ich habe aus den Tiefschlägen etwas gelernt und weiß das Leben mehr zu schätzen. Ich bin zum Beispiel glücklich, dass ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag habe. Das war jahrelang nicht so. Gleichzeitig ärgere ich mich über weniger Dinge: Immer, wenn ich mit der Straßenbahn in Huchting ankomme, fährt mir mein Bus vor der Nase weg. Das liegt aber nicht daran, dass ich Pech habe, sondern am Fahrplan der BSAG. Pech gibt es für mich eigentlich nicht.
Viele Leute glauben an Glücksbringer.Ich habe selbst einen.
Wie sieht der aus?Ich habe einen Kraftstein, einen Malachit. Der passt zu meinem Sternzeichen. Er bringt mir vielleicht nicht unbedingt Glück, aber Kraft, auch an schlechten Tagen gut gelaunt zu sein. Ich glaube aber auch, dass an dem Sprichwort „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ etwas dran ist.
Warum?Weil wir beeinflussen können, wie wir mit uns und anderen umgehen. Wenn ich positiv denke, hilft mir das auch, glücklich zu sein. Und wenn ich andere Leute anlächle, dann kann ich mein Glück vielleicht weitergeben und für gute Laune sorgen.
Wie glücklich sind denn die Bremer?Das hält sich die Waage. Ich habe den Eindruck, dass ein großer Teil mit sich zufrieden ist. Genauso viele Menschen scheinen mir aber nicht so glücklich, sind schlecht drauf und machen daraus keinen Hehl. Und dann gibt es natürlich noch die, die vorgeben glücklich zu sein, es aber gar nicht sind.
Kann man eigentlich lernen, glücklich zu sein?Man kann sein Glück nicht erzwingen. Aber wer mit sich im Reinen ist und sich wohlfühlt, der wird auch leichter glücklich. Das ist auch keine Frage von Reichtum. Ich habe keine Statusobjekte, meine Wohnung ist 33 Quadratmeter groß. Ich habe längst nicht alles – aber ich brauche auch nicht alles.
Haben Sie selbst schon einmal im Lotto gewonnen?Meine Ex-Frau und ich haben mal gewonnen...also fast. Wir haben immer mit den gleichen Zahlen gespielt. Nach einer Ziehung hat mir meine Frau zugerufen: „Sag deinem Chef, dass du am Montag nicht zur Arbeit kommst.“ Unsere Zahlen wurden gezogen. Allerdings hatte ich genau an dem Tag mit Zufallszahlen gespielt, weil ich den Zettel mit unseren Zahlen zu Hause vergessen hatte.
Wie viel Geld hätten Sie gewonnen?500.000 Euro.
Und das nennen Sie nicht Pech?Mmmh. Wer weiß, wofür das gut war? So eine Geschichte hat wohl jeder.
Das Gespräch führte Stefan Lakeband.Alexander Noll arbeitet bei M. Niemeyer Cigarren in der Innenstadt und verkauft dort unter anderem Lottoscheine. Der 47-Jährige wohnt im Bremer Süden und hat zwei erwachsene Töchter. In seiner Freizeit ist er gerne in der Natur und fotografiert. Würde er im Lotto gewinnen, wüsste er schon, wofür er das Geld ausgeben würde.
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