
Es ist eine Nachricht, die zeigt, dass es in Fernost langsam wieder vorangeht. Vergangene Woche haben die Fabriken in China ihre Produktion wieder aufgenommen. Zwar arbeiten viele noch mit verminderter Kraft, weil längst nicht alle Mitarbeiter wieder fit sind. Aber in der Stadt Tianjin beispielsweise, die einen der weltgrößten Häfen hat, wird in 90 Prozent der Fabriken wieder produziert. Das bedeutet, dass auch wieder Waren aus Asien nach Europa kommen werden.
Entsprechend stehen die großen Containerreedereien in den Startlöchern. So sagt Nils Haupt, Sprecher von Hapag-Lloyd, dem WESER-KURIER: „Die Buchungssituation ist zufriedenstellend. Die Verkehre sind zum Teil schon wieder langsam angelaufen.“ Wenn sich also die ersten Schiffe wieder auf die Reise nach Europa gemacht haben, werden sie voraussichtlich noch vier bis sechs Wochen brauchen, bis sie vollgepackt mit Containern in Bremerhaven, Hamburg oder Wilhelmshaven einlaufen.
Der unsichere Faktor ist laut Haupt momentan die Autoindustrie: „Wenn die allerdings ihre Produktion einstellt, dann hat das auch Effekte auf die Schiffsverkehre. Auf der anderen Seite werden Konsumgüter und andere Güter dringend gebraucht.“ So werden viele Artikel, die in Europa in diesen Tagen benötigt werden, etwa Einmal-Schutzanzüge für Krankenhäuser, in Fernost hergestellt. Hier müsse man abwarten, wie Unternehmen in Europa reagieren – ob die ihre Lager erstmal wieder auffüllen werden. Bei den Schiffsverkehren nach Nord- und Südamerika sei die Situation in den vergangenen Wochen eh eine andere gewesen, wie Haupt erläutert: „Der Atlantik hat nicht so sehr darunter gelitten wie Fernost oder der Pazifik – da hat es gut funktioniert, und es funktioniert auch jetzt.“
Gleichzeitig appellierte der Verband Deutscher Reeder (VDR) am Donnerstag an alle Länder, den freien Zugang zu den Häfen zu ermöglichen. So berichtet VDR-Präsident Alfred Hartmann davon, dass in immer mehr Fällen in Häfen das Einlaufen von Handelsschiffen drastisch beschränkt werde: „Das ist eine sehr unheilvolle Entwicklung." Seinen Appell, die Häfen unbedingt offen zu lassen, um Warentransport per Schiff weiter zu ermöglichen, hatte Hartmann bereits im Rahmen des Spitzen-Treffens von Arbeitgebern und Gewerkschaften mit der Bundeskanzlerin vor wenigen Tagen im Kanzleramt vorgetragen und dort breite Zustimmung erhalten. „Offene Häfen müssen eine absolute Priorität bekommen. Dies muss jetzt bei den Maßnahmen in Europa und weltweit berücksichtigt werden“, forderte der Verbandspräsident.
Es dürfe die Logistikkette über See nicht abreißen, wie Hartmann sagt: „Sie wird in den kommenden Tagen und Wochen essenziell nicht nur für den Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern für jeden einzelnen Menschen. Jeder Supermarkt, jedes Unternehmen, aber auch zum Beispiel jedes Krankenhaus ist auf Waren angewiesen, die per Schiff kommen.“ Weltweit werden laut VDR 90 Prozent der Waren über das Meer transportiert. Allein über die deutschen Seehäfen werden jährlich knapp 300 Millionen Tonnen an Gütern ein- oder ausgeführt. Schiffe als abgeschlossene Einheiten, die oft wochenlang auf dem Meer unterwegs sind, seien in der derzeitigen Situation besonders zum Gütertransport geeignet: „Wir transportieren Waren, nicht Viren“, sagt Hartmann. Bislang sind dem VDR keine Corona-Fälle an Bord deutscher Handelsschiffe bekannt.
Der VDR-Präsident dankt in diesem Zusammenhang den Mitarbeitern in den Schifffahrtsunternehmen, insbesondere den Seeleuten: „Ihnen gilt unsere Hauptsorge. Die Männer und Frauen an Bord, denen es in dieser Zeit sicher besonders schwerfällt, fernab von Familien zu sein, leisten gerade jetzt einen enorm wichtigen Dienst, für den wir alle sehr dankbar sein sollten.“ Die momentane Praxis an der Kaimauer erschwere den Crewwechsel: In vielen Häfen kann die Besatzung nach oft monatelangem Einsatz nicht mehr von Bord gehen, um die Heimreise anzutreten. Erschwerend kommen Einreiserestriktionen in anderen Ländern wie jüngst nicht nur den USA hinzu.
„Die Seeleute arbeiten praktisch überall einfach weiter, um die Versorgung sicherzustellen. Mindestens einen Monat können die meisten Besatzungen nicht abgelöst werden. Das verdient höchste Anerkennung.“ Präsident Hartmann fordert in diesem Zusammenhang, dass Seeleute wie andere Berufsgruppe auch von Reiseverboten auszunehmen sind: „Seefahrer müssen an Bord kommen können, damit die Schiffe weiterhin fahren.“ Hinzu komme, dass Schiffe und Besatzungen zudem nicht mehr oder nur sehr erschwert mit dem jeweils notwendigen Bedarf an Lebensmitteln und Gebrauchsartikeln, insbesondere aber auch mit dem Bedarf an medizinischen Produkten, Schutzausrüstungen und Hygieneartikeln ausgerüstet werden können.
Die Probleme, die die Schiffscrews haben, sieht auch Hapag-Lloyd-Sprecher Nils Haupt: „Überall leisten all unsere Mitarbeiter gerade Enormes.“ Was die Mitarbeiter weltweit in den Büros angeht, sind sie derzeit zu 90 Prozent von daheim tätig. Aber die Botschaft, die an die Kunden gehen soll, lautet: „Wir sind erreichbar und versuchen.“ An diesem Freitag wird die Reederei ihre Geschäftszahlen vom vergangenen Jahr präsentieren.
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