
Der Geldregen kam aus aller Welt. Fast 1,3 Millionen US-Dollar haben rund 20.000 Kleinanleger dem Bremer Computerspielefirma King Art Games vor wenigen Wochen über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter für die Entwicklung ihres neuen Strategiespiels „Iron Harvest“ zur Verfügung gestellt. „Das ist dreimal mehr als wir brauchten“, erläutert Jan Theysen, der zusammen mit Marc König King Art Games vor 18 Jahren gegründet hat.
Seither hat das Duo, das heute 40 Mitarbeiter beschäftigt, mehr als 50 digitale Spiele auf den Markt gebracht. King Art Games ist im Raum Bremen/Bremerhaven unumstrittener Platzhirsch. Im Dezember wurde das Unternehmen als „Bestes Studio“ mit dem Deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet.
Der Verband der deutschen Games-Branche führt als weitere Computerspiel-Entwicklungsfirmen in der Region Beam-NG (Fahrsimulations-Videospiel) in Bremen und Quantumfrog in Oldenburg auf. Der 17-Mitarbeiter-Betrieb präsentiert auf der diesjährigen Gamescom, der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele in Köln (21.-25. August), seine Lernspiel-App „VocabiCar“, die im April den Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie „Best Serious Game“ erhielt.
King Art Games wird dieses Jahr keinen Gamescom-Stand haben. Theysen: „Ob man im August ein Produkt ankündigen kann, hängt immer auch vom Stand der Spielentwicklung ab. Der Marktstart von ‚Iron Harvest‘ für Windows, Xbox One und Playstation 4 wird frühestens im Herbst 2019 sein.“
Insgesamt werden auf der diesjährigen Gamescom 900 Aussteller aus 50 Ländern ihre Neuheiten präsentieren. Viele Spiele können die Messebesucher – erwartet werden rund 350.000 – vor Ort testen. Eine Besonderheit der Ausstellung ist die Indie Arena Booth: Auf rund 1000 Quadratmetern in Halle 10 werden 80 kleinere unabhängige Spieleentwickler ihre Werke persönlich vorstellen. Reserviert ist diese Fläche für Branchen-Newcomer, die Aufmerksamkeit suchen, sich aber einen eigenen großen Messeauftritt nicht leisten können.
Der wichtigste Online Games-Trend in diesem Jahr: E-Sports. Das sind sportliche Wettkämpfe zwischen Spielern auf Computern und Spielkonsolen. Man tritt einzeln oder in Mannschaften gegeneinander an. Zu den größeren Anbietern dieses Segments gehören All E-Sports, ESL/Turtle Entertainment, Gamer Legion und Webedia Gaming.
Angesagt sind außerdem Games, die auf der Augmented-Reality-Technologie (AR) basieren. Bei dieser „erweiterten Realität“ scannen Sensoren und Kameras die reale Umgebung des Spielers und blenden in diese mit Hilfe von Spezial-Brillen, Smartphones oder Tablets das Spiel ein. Außerdem werden die Aktionen und Bewegungen des Spielers in Echtzeit in das Game integriert. Das bekannteste AR-Game ist „Pokemon Go“.
Im Scheinwerferlicht stehen zudem etablierte Entwickler und Publisher, die seit Jahren millionengroße Fangemeinden haben. Dazu zählen etwa Gameforge, Innogames und Playa Games. Den preisgekrönten Web-Comic „Shakes & Fidget“ mit Elfen und Zwergen, Kundschaftern und Kriegern von Playa Games spielen weltweit mittlerweile mehr als 50 Millionen Menschen. Der Klassiker wurde immer wieder erweitert und auch grafisch verbessert.
Auf der Gamescom werden die Playa-Games-Gründer Jan Beuck und Martin Jässing erstmals eine Remastered-Version ihres Dauerbrenners vorstellen – und ihr neues, plattformübergreifendes Browser- und Handy-Strategiespiel „Clash of Empires“. Hier sind die Spieler Bürgermeister und Feldherrn in Personalunion, die ihre eigene Stadt bauen und ihre eigene Armee befehligen. „Clash of Empires“ hat als Free-to-play-Angebot das Zeug, da sind sich viele Insider einig, ebenso erfolgreich wie „Shakes & Fidget“ zu werden. Nebeneffekt: Wie schon bei Big Point, Goodgame Studios und Innogames versuchen Investoren aus Schweden und China bei Playa Games Fuß zu fassen. Firmengründer Beuck aber bremst: „Unsere Company ist unser Kind, und das gibt man nicht so leicht aus den Händen.“
Zur deutschen Games-Branche zählen rund 520 Unternehmen mit knapp 12.000 Mitarbeitern in Entwicklung und Vertrieb. Deutschlands Hauptstadt der Szene ist Hamburg mit 4000 Beschäftigten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Laut dem Verband der deutschen Games-Branche wurden im ersten Halbjahr Computer- und Videospiele für 1,5 Milliarden Euro umgesetzt, 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon allerdings entfallen lediglich fünf Prozent auf hier zu Lande entwickelte Produkte und Dienstleistungen, 95 Prozent auf Games aus dem Ausland.
Die Branche in Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu stärken ist das Ziel der Regionalvertretung Game Norddeutschland. Felix Falk, Geschäftsführer des Games-Verbandes, sieht im Norden großes Potenzial, „doch leider fehlt es noch an den nötigen Rahmenbedingungen, um die Region auch zum Games-Hotspot in Deutschland werden zu lassen“.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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