
Stau auf den Straßen, Abgase dampfen aus den Auspuffen der Autos – Uze Mobility möchte gegen dieses Szenario etwas unternehmen. Das Start-up setzt sich für mehr Elektromobilität in den Städten ein, will den Verkehr klüger sowie sauberer orchestrieren und damit zugleich etwas verdienen. Das Geschäft baut dabei im Kern auf der derzeit am heißesten gehandelten Währung auf: Daten.
Das Unternehmen bietet in Zukunft kostenlos E-Transporter zum Verleih an, um Informationen zum Verkehrsfluss in den Städten zu sammeln. Diese Daten sollen auf einer Plattform angeboten werden und neue Geschäfte ermöglichen. Das Start-up ist eine Ausgründung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
In Bremen will Uze aber in den nächsten Wochen seine Zentrale aufbauen. Von hier aus soll die Strategie zunächst für Städte in Deutschland, Europa und danach in den USA und Asien umgesetzt werden. Warum gerade Bremen? Das Allerwichtigste seien nicht Fördermittel gewesen, sagt Gründer Alexander Jablovski: „Uns interessiert die Offenheit, gemeinsam die Zukunft der Elektromobilität auszurollen und die Städte wohn- und lebenswerter zu machen.“
Von den Daten profitieren könnten neue Start-ups, doch auch Versicherungen oder Banken. Außerdem gebe es einen Markt, weil die Daten zeigten, wo sich welche Zielgruppe in der Stadt erreichen lasse. Werbung soll direkt an den Fahrzeugen angebracht sein. Die Geschäftsführer Alexander Jablovski und Sebastian Thelen haben dabei eine Vision.
Die Sammlung der Erkenntnisse soll den Verkehr effizienter machen und schließlich das kostenlose Fahren der E-Autos finanzieren. „Das ist unsere Marschrichtung, damit mehr Leute Elektromobilität nutzen können und dadurch Emissionen aus den Städten raushalten.“
Derzeit sei der alternative Antrieb noch nicht attraktiv genug, um viele Menschen zu erreichen. Passgenaue Werbung der Verkehrsunternehmen könnte zugleich dafür sorgen, dass auch Ticketpreise für Bus und Bahn stabil bleiben oder gar fallen. Das Unternehmen setzt auf Zusammenarbeit und will auch den Nahverkehr stärken.
Zum Ende des Jahres sollen 15 Mitarbeiter am Standort in der Geschäftsführung tätig sein. Für 2019 plant Uze Mobility mit rund 50 Mitarbeitern allein in Bremen und insgesamt 135 zusammen mit den zwei weiteren Standorten. In Aachen, dort ist auch der Hauptsitz, wird die Hardware produziert: die von der RWTH entwickelten Streetscooter, die unter anderem von der Deutschen Post genutzt werden. In Düsseldorf sitzen Programmierer an der Entwicklung der Plattform.
Die E-Scooter sollen künftig auf dem Parkplatz von Möbelhäusern und Baumärkten geparkt werden und Kunden für den Transport schwerer Einkäufe umsonst zur Verfügung stehen. „Genau da greifen wir an“, sagt Thelen. Interessant sei allein die Fahrt des Kunden. „Daten sind das neue Benzin für Elektromobilität“, sagt der Digitalchef des Unternehmens. „Wir sammeln, was wir benötigen.“
Das könnten etwa Hinweise zur Beschaffenheit der Straße sein. Uze Mobility finanziert sich über den Verkauf dieser Informationen. Um personenbezogene Daten soll es nicht gehen. Nützlich könnte die Technik auch für den Deutschen Wetterdienst sein, da die Transporter in der ganzen Stadt unterwegs seien und auch Wetterdaten erfassten. Das ermögliche eine präzisere Vorhersage.
„Dieser ganze Markt wird sich ändern“, sagt Thelen. In Bremen haben Mitarbeiter des Instituts für angewandte Systemtechnik bereits an einem Forschungsprojekt dazu gearbeitet. Später sollen auch Lastenräder, Pedelecs, Lastenroller oder LKW auf Datensammlung gehen. „Wir denken wirklich an das innovative Ökosystem. Wir fangen mit den Transportern an“, sagt Jablovski.
Es geht allerdings vor allem um die Logistik in der Stadt, um den Transport auf den letzten Metern. „Da sehen wir das größte Problem. Städte stehen kurz vor dem Verkehrsinfarkt.“ Am Ende soll der Verkehr komplett digital erfasst sein – auch Straßenbahnen, Busse oder Leihfahrräder sollen Informationen liefern.
Das Unternehmen versteht sich als Motor für neue Geschäftsideen und Start-ups. Im Blick hat es bereits viele weitere Städte für eine mögliche Zusammenarbeit – Hamburg, Dortmund, Aachen und Köln. In Bremen überzeugt hätten vor allem die Gespräche mit dem Wirtschaftsressort und der Wirtschaftsförderung, erklärt Jablovski den Schritt. „Die haben uns wirklich dazu bewegt, uns mit unserem Headquarter in Bremen niederzulassen.“
Erst am vergangenen Freitag sei die Entscheidung für die Hansestadt gefallen. Hier sieht Jablovski viele Chancen, sich an der Bremer Initiative „Smart-Digital-Mobil“ und dem „Masterplan Green City“ in geförderten Projekten zu beteiligen. Am neuen Sitz in der Stadt, der derzeit noch nicht ganz spruchreif ist, will das Start-up zudem über E-Mobilität und smarten Verkehr informieren.
Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) verspricht sich von der Ansiedlung viel. Diese werde Bremen als Innovationsstandort insgesamt weiter stärken. Das Start-up sei ein wichtiger Baustein, um „Bremen zum Vorbild für smarte und digitale Städte“ zu machen, und hebe „die Elektromobilität mit digitalen Geschäftsmodellen auf ein neues Level“.
Lösungen wie die des Unternehmens‚ seien zudem in der ganzen Welt gefragt. „Es geht dabei um deutlich mehr als um die Reduzierung von Auspuffgasen und Verkehrslärm.“ Das Start-up wiederum erhofft sich vom Standort auch eine Zusammenarbeit in gemeinsamen Forschungsprojekten mit den Hochschulen: der Uni Bremen, der Jacobs University und der Hochschule für Künste.
Anfragen für das im Sommer gegründete Unternehmen gibt es den Gründern zufolge bereits aus Dubai, Schanghai und San Francisco. Eine erste Finanzierungsrunde hat für das Start-up bereits eine Summe von 2,25 Millionen Euro gebracht. Nun geht es für Uze Mobility bald auf die Straße. Im Dezember soll es einen Stresstest mit zehn Fahrzeugen geben. Im nächsten Jahr sollen aber bereits 500 der Scooter in Deutschland unterwegs sein. Langfristig soll das Netz in den Städten immer engmaschiger werden.
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Können Sie mir bitte erklären, warum es umweltschonender sein soll, statt mit dem Auto z.B. 2x3km in die Innenstadt zu fahren, ...